Cadinen - Teil 1  

 Die Geschichte des Gutes Cadinen




Bild 1: Auf dieser alten Jugendstilkarte sieht man beginnend von links unten: das Kaiserliche Schloss, die 1000-jährige Eiche, das Postamt, die Germania-Statue von Calandrelli, die Kapelle (Mausoleum) und den Marstall.

Cadinen, später Kadinen, ist eine am Frischen Haff gelegene Ortschaft im Landkreis Elbing. Sie gehört zu der reizvollen Haffuferlandschaft, die sich nördlich von der Stadt Elbing bis Wiek bei Tolkemit erstreckt. Daran schließt sich der ostpreußische Teil der Haffküste bis Königsberg an. Im Rücken des Ortes liegt die Elbinger Höhe, die östlich von Cadinen bei dem Dorf Neukirch - Höhe bis auf 110 m ansteigt.

In der Gemeinde Kadinen gab es im Oktober 1943 genau 127 Haushaltungen und insgesamt 645 Einwohner. Mit der Gemeinde war der gleichnamige Amtsbezirk identisch. Die Herrschaft Cadinen umfasste das Rittergut Cadinen, das Gut Kickelhof mit der Mühle, die Vorwerke Scharfenberg und Tolkemit (in der Tolkemiter Gemarkung) sowie das Rittergut Rehberg in den Rehbergen. 

Der Name Cadinen ist altprußischen Ursprungs. Es war der Name der prußischen Burg Cadina, die dort lag, wo heute die Klosterruine sich erhebt. Über eine Deutung des Namens ist bisher nichts bekannt.

Die Landschaft Cadinen wird in der Ordenszeit schon im Mai 1255 erwähnt.  Damals  schenkte der Landmeister Dietrich von Grüningen  dem Heilig-Geist-Hospital zu Elbing 40 Hufen Land in dieser Landschaft.

In unmittelbarer Nähe der altprußischen Burg Cadina begründete der Orden einen Hof, den er in eigenem Besitz behielt, ebenso wie das Cadiner Land. Der Ordenshof Cadinen war ein Richthof, in ihm sprach der Elbinger Komtur Recht. Denn die Gerichtsbarkeit, d. h. die Sachen, die an Hand oder Hals gingen, übte der Orden selbst aus, nur die kleine Gerichtsbarkeit war dem Dorfschulzen überlassen.

Doch lange konnte der Orden Cadinen nicht mehr halten. Er befand sich seit 1410 im Niedergang und war oft in arger Geldverlegenheit. Der reiche Landesritter Hans von Baysen half ihm oft mit seinem großen Vermögen aus. Aber dafür musste ihm der Orden Cadinen verpfänden. Schon am  23. Februar 1431 war Baysen im Besitz Cadinens, die Verleihungsurkunde erhielt er aber erst am 13. November 1432. In ihr wird der fleißigen Dienste gedacht, die Baysen dem Orden geleistet habe und die Hoffnung ausgesprochen, er werde es auch weiterhin tun.

Diese Erwartung aber war trügerisch.  Drei Angehörige dieser Familie wurden keine 20 Jahre später zu erbitterten Gegnern des Deutschen Ritterordens und schlugen sich auf die Seite des Preußischen Bundes. Besonders Hans von Baysen, der Führer des Landadels, wurde zum Todfeind des Ordens. Er war der Wortführer der Gesandtschaft, die sich 1454 nach Krakau aufmachte und den König von Polen aufforderte, die Schutzherrschaft über das Preußenland zu übernehmen. Zum Lohn seines Verrates wurde er vom polnischen König zum Gubernator, d. h. zum Statthalter, für die Lande Preußen ernannt. Aber es sollte den Aufständischen nicht leicht werden, die Ordensherrschaft abzuschütteln. Während des furchtbaren 13-jährigen Krieges (1454-66) starb Hans von Baysen am 9. November 1459 in der Marienburg.


Sein Nachfolger im Amt des Gubernators wurde sein Bruder Tiburcius oder Stibor von Baysen. Wahrscheinlich wurde er auch der Erbe Cadinens. So ging dieses Gut in seinem Besitz 1466 in die polnische Zeit hinüber. Bis 1506 blieb Cadinen im Besitz der Familie von Baysen und wurde dann von Georg von Baysen an das ermländische Domkapitel verkauft. 1521 kam Cadinen noch einmal im sogenannten Reiterkrieg auf vier Jahre in den Besitz des Deutschen Ritterordens. Danach muss Georg von Baysen das Gut wieder zurückerworben haben. Zwischen 1534 und 1536 verpfändete er Cadinen an Kaspar Dambitz, der 1537 von  Katharina Schacht jenes Gut bei Elbing erwarb, das dann nach ihm Dambitzen genannt wurde. 1559  kam das Gut abermals in den Besitz der Familie von Baysen.

Das Gut Cadinen hat noch öfter den Besitzer gewechselt, bis es 1624 von der Grafenfamilie von Schlieben erworben wurde, die das noch heute bestehende, von späteren Eigentümern umgebaute Gutshaus errichten ließ.




Bild 2: Schloss Cadinen

Nachdem der preußische General Wilhelm Friedrich Karl Graf von Schwerin, das Rittergut  1787 erworben hatte, verschönte er es unter außerordentlichem Kostenaufwand ganz ungemein. Es heißt, dass die beiden Wappen am Gutshaus aus dieser Zeit stammen. Das eine Wappen soll das des Grafen Schwerin, das andere das seiner Gattin sein. Nachdem er als Besitzer  12 Jahre später in Konkurs geraten war, lösten sich die Eigentümer in schneller Folge ab.




Bild 3: Cadiner Chaussee




Bild 4: Die Cadiner Chaussee hat einst der Graf von Schwerin anlegen lassen. Von hier hatte man einen schönen Ausblick auf das Gut. (handkolorierte Ansichtskarte). Erika Kickton, die Tochter des Baumeisters, der die Cadiner Kirche errichtet hat, schreibt über diese Chaussee: " Endlich wuchsen schlanke weiße Pfeiler zu beiden Seiten des Weges empor, die lichtgrünen Fähnchen der Birkenallee schwankten im Sommerwind hin und her".




Bild 5: Gruß aus Cadinen vom 11.6.1899. Wenn der Graf von Schwerin mit seinem Schiff in den Hafen einlief, wurde stets mit einer Kanone (siehe Abbildung rechts unten) Salut geschossen.

Auf den Frauenburger Domherr Ignaz von Matty, den späteren Bischof von Kulm, folgte nach einem halben Jahr als Besitzer dessen Danziger Vetter, der Bankier Ignaz von Matty. Nach seinem Tode verkaufte die Witwe das Gut an den Elbinger Bankdirektor Gotthilf Christoph von Struensee. Es war der Bruder jenes dänischen Ministers, der 1772 hingerichtet wurde.

Danach übergab Struensee das Gut im Jahre 1805 an seinen Schwiegersohn, den Leutnant Leopold von Dewitz. Als Dewitz sich nicht mehr auf Cadinen halten konnte, übernahm 1811 wieder sein Schwiegervater, der Bankdirektor Struensee das Gut, das er  aber bereits 1814 an den Elbinger Kaufmann Daniel Birkner veräußerte.




Bild 6: Eine der ältesten Ansichtskarten von Cadinen, ein Vorläufer mit Stempel 9.8.1897 
mit Klosterruine, Rieseneiche und dem Gasthaus Gottschalk



Bild 7: Litho von 1897 mit dem Jubiläums-Platz, Riesen-Eiche und Gasthaus

(Sammlung von Herrn Artur Nowicki)





Bild 8: Diese Ansichtskarte (Lithographie) wurde am 22.5.1899 in Tolkemit abgestempelt und nach Alexisbad geschickt. Unten in der Mitte sieht man das Mausoleum, das die Familie Birkner errichten ließ und daneben das Gasthaus. Darüber befindet sich das Herrenhaus und rechts davon die schöne Parkanlage.

Daniel Birkner, der neue Rittergutsbesitzer von Cadinen, war seit jenen Zeiten, da Kaspar Dambitz und seine Erben um 1550 das Gut besessen hatten, wieder der erste bürgerliche Besitzer der Herrschaft von Cadinen. Er war in den napoleonischen Zeiten reich geworden, so reich, dass er 1817, als das Geld sehr knapp und die Armut allenthalben sehr groß war, die schöne, in edlem Stil gehaltene Orangerie im Cadiner Park erbauen konnte. Birkner hatte an Struensee für Cadinen 63 000 Taler gezahlt.




Bild 9: Orangerie, Marstall und Schloss (ca. 1910) 




Bild 10: Die Orangerie (17.2.1910)


Birkner bewirtschaftete seinen Besitz nicht selbst, sondern verpachtete ihn an seinen jüngeren Sohn Eduard, der ihn 1827 nach dem Tode des Vaters ganz übernahm. Bei der Auseinandersetzung mit den anderen Erben zahlte Eduard Birkner 49.000 Taler für das Gut. Er bewirtschaftete es bis zu seinem Tode, über 40 Jahre lang. Durch den Schlossbaumeister Hildebrand in Königsberg ließ er einen Springbrunnen anlegen und sorgte auch sonst für die Verschönerung Cadinens.




Bild 11: Kaiserliches Schloss - gestempelt am 31.12.1908 in Elbing (Paul Wedekind - Verlag, Elbing)


Eduard Birkner überließ 1867 das Gut seinen beiden Söhnen, dem Gerichtsassessor Dr. jur. John Erich und  dem Leutnant Arthur Birkner, für 150 000 Taler. Am 31. Oktober 1868 starb Eduard Birkner. 

Dr. Bruno Th. Satori-Neumann berichtet von den Schilderungen seines Vaters und seiner Schwester Caroline über Familienausflüge nach Cadinen im 19. Jahrhundert: 

"Anfang der siebziger Jahre gehörten Panklau und Cadinen noch zu den entfernteren Ausflugszielen der guten Elbinger. Man konnte nur mit Pferde-Fuhrwerken dort hingelangen, musste - da die Tolkemiter Chaussee erst 1873 bis 1876 gebaut wurde - die über die sieben freien Bürgerhöfe führende alte rumpelige Landstraße benutzen und brauchte, da man selbstverständlich kurz vor Lenzen noch einen Abstecher in die romantischen Rehberge machte und dort im Freien frühstückte, allein für die Hinfahrt vier bis fünf volle Stunden. Trotzdem, oder gerade deswegen, war diese Kremserpartie für alt und jung ein Fest, mit keinem anderen zu vergleichen. Dafür musste man den Mundvorrat für den ganzen Tag mitnehmen, denn die bescheidenen Gasthäuser an der Haffküste waren damals noch nicht auf die Bewirtung der Ausflügler mit Speisen, eingerichtet. Bratklopse und Karbonaden, gekochte Eier, halbe Schinken und ganze Würste, Brote, Butterdosen, Käseglocken und große Berge von selbstgebackenen Napf- und Blechkuchen wurden in großen "Fresskobern" verpackt und in den Wagenkästen verstaut. Unter der Breek schaukelte, in Haken eingehängt, ein Achtelchen Englisch Brunnen. 

Die Jugend fuhr im "Halbwagen" voraus. Die Erwachsenen folgten (so und nicht anders verlangte es die Schicklichkeit der gutbürgerlichen Elbinger Gesellschaft) in geringer Entfernung in der "Grünen Bude". Am Schlossberg vor Lenzen war man nach rechts nach den Rehbergen abgeboten, hatte in der Waldwildnis gefrühstückt und war dann wieder auf die Landstraße zurückgekehrt, um das Forst- und Gasthaus Neu-Panklau zu gewinnen und dort im Garten die mitgenommenen Mittagsvorräte zu verzehren.



Bild 12: Forsthaus Panklau

Nach Alt-Elbinger Brauch wurden dann die Wagen nach Cadinen vorausgeschickt. Die Ausflügler pilgerten zu Fuß auf dem sogenannten Kirchensteig ins Tal, vorüber an den von dem Landrat Karl Abramowski erschlossenen Aussichten.  Im Gasthausgarten in Cadinen neben der alten Schmiede, dem Gasthause gegenüber, ein einer vom Staketenzaun umschlossenen Ecke, nahm man auf den langen Holzbänken vor den einfachen, kaum behobelten Tischen Platz. Die mitgebrachten Decken und Kuchenberge wurden von den Wagen geholt, die schon längst auf dem breiten Platz vor dem Dorfkrug aufgefahren waren, und bald stieg auch der würzige Kaffeeduft den wieder hungrig gewordenen Teilnehmern in die Nase.




Bild 13: Auf dieser teilkolorierten Ansichtskarte sieht man auf der linken Seite die Cadiner Gutsschmiede und in der Mitte das Gasthaus Gottschalk. Diese Karte wurde vom Gastwirt Fritz Gottschalk verlegt.

Dann suchte man den in ganz Preußen rühmlichst bekannten schönen Park auf, den die beiden Besitzer des Rittergutes Cadinen: John Erich und Arthur Birkner, für alle sich würdig verhaltenden Fremden geöffnet hielten. Vorüber ging es am sogenannten "Neuen Palais" oder "Kavaliershaus"  und an der weiß leuchtenden Orangerie, davor in großen Kübeln stehende südländische Wunderbäume ihre betäubenden Blütendüfte versprühten. Hoch und steil umzirkten ernste, dunkle Buchenhecken mit davor gestellten massigen Laubpfeilern einen weiten Halbkreis - ein Bild Ruhe und Frieden atmender edelster Gartenarchitektur. Nun schritt man durch das Heckenportal. Dann führte der Großvater seine Ausflügler etwas nach rechts. Hier tat sich den erstaunten Blicken die stille Anmut eines kleinen Naturtheaters auf: hohe grüne Wände säumten das Quadrat des tiefliegenden Zuschauerraumes, daran schloss sich der Platz  für das Orchester, und dahinter stieg, von lebenden Kulissen eingerahmt und von einem Hecken-Prospekt im Hintergrund begrenzt, das erhöhte Erdplateau des Bühnenpodiums auf. Hier hatte der Großvater, noch ehe er als Opernsänger zum Theater ging - und das war vor 1840 - agiert und gesungen.

Am Fuße der Berghalde lag die "Flüstergrotte". Wenn man an der einen Seite leise gegen die Wand sprach, konnte man auf der andern - aber nur hier - jedes Wort deutlich verstehen. Von der Grotte sollte, wie man sich geheimnisvoll erzählt, ein meilenlanger unterirdischer, gewölbter Gang nach der Elbinger Marienkirche führen; man zeigte sich auch die vermauerte Stelle, hinter der dieser Gang seinen Anfang nehmen sollte. Den Abhang hinauf ging es in Zickzack-Wegen, an kanonenbespickten Bastionen vorüber auf die Höhe, wo im Hochwalde hinter dem Parkzaun die verwunschene Klosterruine in grünem Dämmerlichte träumte.




Bild 14: Die malerische Klosterruine

Die Klosterkirche war damals noch ganz gut erhalten; in ihr pflegten Gesangvereine, die hierher Wanderungen machten, ihre Chöre und Lieder vorzutragen. Auch traf man in dem  Klostergemäuer öfters buntbemützte Musensöhne der Königsberger Albertina, die, von der Romantik des Ortes angezogen, ihre sommerlichen Burschenfahrten nach Cadinen unternommen hatten. Aus dem Bannkreis des stillen Klosterfriedens gelangte man wieder zurück in den Park. Vom "Mullenberg" ertönte unterdes lustiges Gelächter. In die schiefe Ebene der Berglehne eingegraben, senkte sich eine mit Strohhalmen ausgepolsterte  Rinne hinab, auf der in einem großen Trog jeweils 3 Personen hinuntersausen konnten. Zwei herrschaftliche Diener der Gutsbesitzer verdienten sich hier sonntags mit dem Betrieb dieser beliebten Volksbelustigung ein Extra-Dittchen. Erst als die Dämmerung hereinbrach, rüstete man sich wieder zur Abfahrt".




Bild 15: Blick vom Mullenberg auf Cadinen, das Frische Haff und die Ostsee (Holzstich), links ein Speichergebäude


Bild 16: Hier ist dasselbe Speichergebäude einige Jahre später zu sehen. Inzwischen wurde es umgebaut.

1878, nach dem Tode seines Bruders Erich, war Arthur Birkner der alleinige Besitzer Cadinens. Er  ließ für seinen Bruder Erich das Mausoleum im Park erbauen, in dem der Erbauer mit seiner Gattin später selbst beigesetzt wurde. Arthur Birkner brachte das Gut in wirtschaftlicher Beziehung zunächst in die Höhe, auch erwarb er 1881 das Gut Kickelhof und 1883 die Kickelhöfer Mühle.



Bild 17: Kaiserliche Herrschaft Cadinen: Mühle Kickelhof (Müllers Ruh)

Um 1890 suchten aber empfindliche Brände Cadinen heim, dabei brannten die Wirtschaftsgebäude in Kickelhof und die Ställe und Scheunen in Cadinen ab. 1889 feierte die Familie Birkner ihr 75jähriges Besitzjubiläum in Cadinen. Damals wurde die von Freunden  Birkners gestiftete Germaniastatue von Calandrelli auf einer noch heute erkennbaren Stelle im Park aufgestellt. 



Bild 18: Blick auf die Germaniastatue im Park




Bild 19: Germaniastatue von Calandrelli (Holzstich)

Nach dem Tode von Erich Birkner  im Jahre 1898 ging das Gut Cadinen bei Übernahme der Schulden und Aussetzung einer Leibrente von dem kinderlosen Arthur Birkner in den Besitz des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm II. über. Hier bestanden neben der Landwirtschaft ein größerer Waldbesitz mit jagdbarem Wild - möglicherweise der eigentliche Grund für Wilhelm, das Gut zu übernehmen - und Tongruben mit einer Ziegelei, wie oft in diesem Landstrich am Frischen Haff. Mit dem neuen Besitzer begann eine Blütezeit für Cadinen.




Bild 20: Auf dieser Jugendstilkarte mit den Porträts von Kaiser Wilhelm II. und der Kaiserin Auguste Victoria sieht man beginnend von links unten: die Autombil-Einfahrt, den Marstall, das Schloss, das Postamt, ein Insthaus und die Majolika-Fabrik.

Am 2. Juni 1899 inspizierte Wilhelm II. Cadinen und bereits am 5. und 6. Oktober 1899 erfolgte der zweite Besuch, diesmal mit der Kaiserin. Es zeigte sich, dass vieles zu erneuern und zu verändern war und das geschah dann auch. Der Kaiser investierte erhebliche Mittel in seinen, allerdings stark heruntergekommenen Besitz, der seiner Familie als Sommerresidenz dienen sollte. Das Gutshaus wurde teilweise verändert und damit das Herrenhaus vergrößert, die Einrichtung erneuert. Seitdem wurde es allgemein und überall "Schloss" genannt. Schließlich hatte ein Kaiser in einem Schloss zu wohnen.



Bild 21: Der Ostgiebel des Cadiner Schlosses




Bild 22: Die Kapelle im Schlosspark

In der Kaiserzeit wurde das Mausoleum zur Gutskapelle, in der viele Gottesdienste abgehalten worden sind, bis die Cadiner Kirche, die der Kaiser errichten ließ, in Benutzung genommen wurde.


Die Verwaltung des großen Besitzes übertrug Kaiser Wilhelm II. seinem Elbinger Landrat, dem späteren Oberregierungsrat Rüdiger von Etzdorf, dem das nicht weit entfernt liegende, 279 ha, später 350 ha große Gut Wogenap gehörte. Ihm zur Seite standen zunächst Oberinspektor Walter Oldenbourg und später Oberinspektor Georg Nowack. Das Rittergut Rehberg war lange Zeit an Hellmuth Sohst verpachtet. Später hatte die Verwaltung der gesamten Begüterung Rittmeister a. D. von Moltke übernommen.

Die Wirtschaftsgebäude wurden umgebaut, vergrößert oder durch neue ersetzt. Für die Bediensteten, Beamte wie Arbeiter, ließ der neue Gutsherr  Wohnhäuser im Villenteil bauen, dazu zum Gutshof ein Torhaus, ein Wachgebäude, 1901/1902 ein neues Schulhaus im Ordensstil, daneben ein Postamt und ein großes Krankenhaus mit Altersheim für die auf dem Gut tätigen Menschen mit ihren Familien.




Bild 23: Torhaus und Automobilhalle  (15.9.1908)




Bild 24: Große Automobilhalle

Die große Automobilhalle für die Fahrzeuge des Kaisers, bei der sich auch eine sehr gut ausgestattete Werkstätte befand, konnte sechs große Automobile bequem aufnehmen. Aus einem eisernen Bassin, das drei Meter feuersicher unter der Erde liegt und etwa 2000 Liter Benzin fasste, wurden die Automobile gespeist. In dem Automobilgebäude befanden sich auch die Unterkunfts- und Verpflegungsräume für das Bedienungspersonal der Autos und für die zahlreiche kaiserliche Dienerschaft. Bei den Cadiner Kindern wurde das Gebäude wegen seiner Größe "Flugzeughalle" genannt.




Bild 25: Das Wachgebäude  mit dem Gasthaus Gottschalk im Hintergrund (3.6.1908). 




Bild 26: Wachgebäude




Bild 27: Links ist das Gasthaus abgebildet und rechts der Marstall von Cadinen.




Bild 28: Brennerei und Marstall



Bild 29: Die vom Kaiser 1901/1902 erbaute neue Schule mit tanzenden Kindern


Die Haffuferbahn hat auf ihrer Fahrt nach Elbing Cadinen erreicht. Für seine Besuche konnte der Kaiser direkt mit seinem "Hofzug", ohne diesen in Elbing verlassen, seinen Besitz erreichen.





Bild 30: Der Bahnhof in Cadinen mit einem Zug der Haffuferbahn.

Der Kaiser liebte Cadinen sehr und war jedes Jahr zweimal auf seinem westpreußischen Rittergut. Auch die Kaiserin und die Kinder weilten gerne in Cadinen.

Teil 2 oder Index

Copyright Christa Mühleisen