Teil
3 - Danziger
Trinksitten Bestellte der Gast eine Runde "Machandel mit dem Knüppel" brachte der Wirt ein Weißbierglas gefüllt mit ca. 1/2 Liter Machandel, zusätzlich Würfelzucker und einen kleinen Holzlöffel oder ein Holzstäbchen, den Knüppel. Nun tat man je nach Belieben Zucker in das Glas und rührte mit dem Knüppel um. In Anlehnung an den winterlichen Eisgang der Weichsel, der in früheren Jahren häufig Gefahren brachte, wurde diese Art des Servierens auch "Machandel mit Grundeis" genannt. Zuweilen nahm man auch ein Grogglas, gefüllt zur Hälfte mit Machandel. Das Glas ging reihum, und der Vorletzte musste bezahlen. Die Wirkung des so genossenen Machandels war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Am
beliebtesten und bekanntesten ist bis heute der Brauch, den "Machandel
mit der Pflaume" zu trinken. Hierfür nahm man Backpflaumen
mit Kern, die in verdünnten Machandel eingeweicht wurden. Um den vollen
Geschmack dieser alten Spezialität genießen zu können, sollten
keinesfalls nicht durch getrocknete oder in Wasser eingeweichte Pflaumen
genommen werden. Die Pflaume wurde nun auf ein Holzstäbchen gespießt,
in ein Glas gelegt und der Machandel hinzugegossen.
Zu
diesem Brauch gehörte auch, daß das Glas und das Holzstäbchen solange
in der Hand gehalten werden mussten, bis der Kern ins Glas gespuckt
wurde. Erst danach durfte das Glas auf den Tisch zurückgestellt werden
und abschließend das Holzstäbchen geknickt werden. Demjenigen, der es
versäumte, den Kern rechtzeitig ins Glas zu tun oder vergaß, das
Holzstäbchen zu knicken, wurde umgehend die nächste Runde auferlegt.
Für einen besonderen Scherz hatte so mancher Wirt entkernte Pflaumen
parat. Auf ein Zeichen hin wurde das Glas mit einer so präparierten
Pflaume demjenigen zugespielt, der die nächste Runde bezahlen sollte.
Nur das leere Glas, jetzt natürlich ohne Kern, unter Protest auf den
Tisch gestellt, befreite den Trinker unter schallender Heiterkeit von
einer Strafrunde.
Bild Nr. 40: Original-Werbekarte
- auf
der Rückseite steht: Wer Stobbes Machandel schlicht als Klaren genießen
möchte, der sollte ihn nur gut gekühlt und aus gut gekühlten Gläsern
trinken. Der feine Wacholdergeschmack kommt dann besonders gut zur
Geltung.
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Christa Mühleisen |