Paul Emil Gabel / Teil 1

 Ein Maler aus Elbing (1875-1938)

 von Christa Mühleisen




Bild 1:  Foto des Künstlers

Der Kunstmaler Paul Emil Gabel wurde am 29. März 1875 als Sohn des Polizeiassistenten Gustav Emil Gabel und dessen Ehefrau Ida, geb. Preuß, in Elbing geboren und am 6. Juni 1875 in der St. Annenkirche getauft. Die Familie Gabel wohnte damals in der Hospitalstraße 2.

Schon früh verstarb die Mutter von Paul Emil Gabel. Nachdem der Vater wieder geheiratet hatte, gab er seinen Sohn zu seiner Schwester Maria in Pflege, da sich der Junge nicht mit seiner Stiefmutter verstand. Auch als der Vater Paul Emils zuerst nach Gerdauen und dann nach Königsberg/Pr. versetzt wurde, blieb der Junge bei seiner Tante Maria in Elbing.

Im Jahre 1882 heiratete Maria Gabel in Elbing Carl Quintern, der ein Malergeschäft besaß. Die Familie Quintern wurde nun das neue Zuhause für Paul Emil Gabel. Von 1882 bis Ostern 1890 besuchte er die Volksschule. Daran schloss sich eine Anstreicherlehre bei seinem Onkel an. Bald stellte sich heraus, dass Paul Emil Gabel am Zeichnen und Malen Spaß hatte und in den Augen seines verständnisvollen Onkels auch das Talent besaß, eine Akademie zu besuchen.

Um das Jahr 1893 bewarb sich Paul Emil Gabel an der Königlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Aufnahmebedingung war der erfolgreiche Besuch einer Schule, evtl. ein Führungszeugnis sowie die Vorlage einer Mappe mit "Zeichnungen nach der Natur und eigener Erfindung." Die Prüfungskommission entschied über die Aufnahme in die vierte Klasse, in der ein Schüler bis zu achtzehn Monate bleiben durfte. Die ersten sechs Monate waren eine Art Probezeit. Nach Ablauf dieser Frist wurde aufgrund vorgelegter Arbeiten über den Verbleib in der vierten Klasse entschieden.

Nach erfolgreicher Absolvierung dieser Klasse folgte die Versetzung in die dritte Klasse, in der "nach lebendem Modell und der Antike gezeichnet" wurde. Erst jetzt wurde der Schüler immatrikuliert. Die Studienzeit in der dritten Klasse betrug zwei Jahre. Danach folgte die zweite Klasse mit unterschiedlichen Studienzeiten, die für Malerei betrug zwei Jahre. In dieser Zeit hatten die Schüler die Möglichkeit, auch am Unterricht im Radieren teilzunehmen.

Paul Emil Gabel dürfte in der zweiten Klasse sein Hauptaugenmerk auf die Abteilung für Figuren-, Landschafts-, Architektur- und Tiermalerei gelegt haben sowie auf die Technik der Druckgraphik.

Nach erfolgreicher Beendigung des Studiums an der Kunstakademie, (er studierte u. a. unter Arthur Kampf, Eduard von Gebhardt und Peter Jansen), sollte Paul Emil Gabel aufgrund seiner außerordentlichen Leistungen zuerst einen Lehrauftrag und danach eine Professur an der Kunstakademie in Düsseldorf erhalten. Gabel schlug die Berufung aus, weil er lieber als freischaffender Künstler tätig sein wollte.

Während seines Studiums an der Kunstakademie hat Gabel u. a. die Landschafterklasse besucht. Von 1874 bis zum Jahre 1916 stand dieser Klasse als Klassenvorstand Eugen Dücker vor. Viele der besten jüngeren Düsseldorfer Landschaftsmaler  haben der Dücker-Klasse angehört, so u. a. Otto Modersohn, der zu den Mitbegründern der Worpsweder Künstlerkolonie gehörte.

Als Lehrer zeichnete sich Dücker über Jahrzehnte dadurch aus, dass er niemandem einen bestimmten Stil aufzwang. Er beschränkte sich auf die Vermittlung einer bestimmten Seh- und Malweise, so dass sich der Künstler ja nach Temperament selbst entfalten konnte. Themen, die Eugen Dücker immer wieder behandelte, waren stille Strand- und Buchtenlandschaften der Ost- und Nordsee, die auf jene dramatischen Inszenierungen von Seestürmen verzichteten, die zur gleichen Zeit von anderen Düsseldorfer Künstlern bevorzugt gemalt wurden.

Paul Emil Gabel hat sich gerade im Bereich der Malweise, Wahl der Farben und auch der Motive an Eugen Dücker angelehnt. Neben der Landschaftsmalerei widmete sich Gabel besonders der Porträtmalerei. Seine Malweise ist hier sehr korrekt, zur Fotografie hin ausgerichtet.

Um 1900 schloss Gabel seine künstlerische Ausbildung in Düsseldorf ab. Er wurde zwischen 1900 und 1903 als Mitglied des Düsseldorfer Künstlervereins "Malkasten" geführt. Das älteste erhaltene Werk Gabels stammt aus dieser Zeit. Es ist ein Plakat, das er anlässlich einer Künstler-Liedertafel 1902 entwarf.



Bild 2: Künstlerverein Malkasten

Lithographie/Papier, 1902, 49,5 x 40,5 cm, sig. u. re., Druck August Bagel, Düsseldorf, Stadtmuseum Düsseldorf.

Paul Emil Gabel kehrte als junger Künstler in seine Heimatstadt Elbing zurück, wo er bis 1929 vorwiegend lebte. 

Ein weiteres Betätigungsfeld war für Gabel die Druckgraphik. Viele Stadtmotive hielt er fest, die dann als Lithographien und Postkarten verlegt wurden. Die Vorzeichnungen dafür  brachte er häufig selbst auf die Druckplatten. Auch verlegte er Kunstpostkarten, die nach seinen Ölgemälden angefertigt wurden. Der Verleger Wendt Groll aus Marienwerder ist ein Verwandter des Künstlers.



Bild 3: Marienwerder im Winter um 1903 - "Schneelandschaft" - Farbpostkarte nach einem Ölgemälde,
9,2 x 14,2 cm, sig. u. r., ohne Verlagsangabe.




Bild 4: Blick auf die Niederung - Farbpostkarte nach einem Ölgemälde,
9,2 x 14,2 cm, sig. u. r., Kunstverlag Wendt Groll, Marienwerder




Bild 5: "Die Kaffeetreppe" in Marienwerder - Farbpostkarte nach einem Ölgemälde,
14,2 x 9,2 cm, sig. u. l., ohne Verlagsangabe



Bild 6: "Die Lauben" in Marienwerder - Farbpostkarte nach einem Ölgemälde,
14,2 x 9,2 cm, sig. u. l., ohne Verlagsangabe




Bild 7: Der Marienwerder Dom  - Farbpostkarte nach einem Ölgemälde,
14,2 x 9,2 cm, sig. u. l.,  ohne Verlagsangabe




Bild 8: Die Marienburgerstraße in Marienwerder - Farbpostkarte nach einem Ölgemälde,

14,2 x 9,2 cm, sig. u. r., Kunstverlag Wendt Groll, Marienwerder

Etwa um 1904 entstand eine Serie von vier Künstlerkarten mit Elbinger Motiven. Es waren Drucke nach Federzeichnungen, je 14,3 x 9,3 cm., sig. u., Verlag Otto Siede in Elbing.

  • Alte Giebel in der Wilhelmstraße
  • Hohe Brücke
  • Am Wilhelmsplatz 
  • An der Marienkirche



Bild 9: Alte Giebel in der Wilhelmstraße.

Das Gebäude links ist das Kramerzunfthaus. Die hier gezeigte Karte gehört zu der Serie von 1904. Etwa von 1902 -1907 signierte Gabel seine Bilder mit P. E. GABEL in Druckschrift mit Großbuchstaben und ab 1908 signierte er seine Werke mit P. E. Gabel in Schreibschrift.




Bild 10: Hohe Brücke




Bild 11: Am Wilhelmsplatz




Bild 12: An der Marienkirche




Bild 13: Fischbrücke (7.10.1911)

Diese Karte gehört wahrscheinlich nicht in diese Serie. Sie stammt ebenfalls vom Verlag Otto Siede in Elbing und dürfte in der Zeit zwischen 1905 und 1908 hergestellt worden sein. Sie hat die Maße 14,3 x 9,3 cm und ist unten links signiert. Gabel hat zu diesem Thema  ein Ölbild gemalt, das nach Satori-Neumann im Elbinger Rathaus hing. Es gehört zu den verschollenen Bildern.

 


Bild 14:  Alter Hof im Heilig-Geist-Hospital (9,1 x 14,1 cm, sig. u. r.).

Diese Künstlerkarte ist ebenfalls vom Verlag Otto Siede in Elbing, etwa 1905-1908 entstanden. 

Gabel verließ Elbing sehr häufig und arbeitete zeitweise in anderen Städten. Auch unternahm er Studienreisen, zunächst in die nördlichen Niederlande, später Süddeutschland, Italien, Ägypten und Marokko. Um das Jahr 1902 fertigte Gabel eine Serie von sechs Lithographien der Hansestadt Hamburg, die dann im Kunsthandel verkauft wurden. In den Jahren 1904 bis 1914 hielt sich Gabel immer wieder in Emden auf, wo er im Jahr 1905 Marie-Luise Reppel porträtierte und einige Jahre später auch deren Kinder.



Bild 15: Emden "Am Rathaus" Lithografie/Papier, Emden nach 1904,
  36,5 x 28,5 cm, Verlag H. v. Hove, Emden, sig. u. r.




Bild 16: Emden  "Kleine Brückstrasse" Lithografie/Papier, Emden nach 1904,
36,5 x 28,5 cm, Verlag H. v. Hove, Emden, sig. u. r.


Am 19. Juni 1905 war Gabel auf der Hochzeit seiner Cousine Else Quintern, die Ernst Groll in Elbing heiratete. Auf dieser Hochzeit lernte er seine spätere Ehefrau Elise Groll kennen.
 
In Emden entstanden Lithographien mit Motiven der Stadt sowie die Kunstdruckmappe "Aus Ostfriesland", die Gabel bei Otto Siede in Elbing drucken ließ. Weitere Lithographien entstanden mit Motiven der Städte Marienwerder und Elbing, von denen viele als Kunstpostkarten verlegt wurden.



Bild 17:
"Aus Ostfriesland"

Titelblatt der Kunstdruckmappe "Aus Ostfriesland", Studien und Skizzen in Original - Steinzeichnungen von Paul Emil Gabel, Druck von Otto Siede in Elbing. Rechts unten eine Ansicht des Hafens von Leer mit Waage und Tjalk. Lithographie/Papier, Elbing nach 1904, 59 x 43 cm, sig. u. li., Emder Kunst.

Im Januar 1908 wurde Kurt Gabel, der Sohn von Paul Emil und Elise Gabel geboren.

Im Jahre 1907 beteiligte sich Gabel an der Jahresausstellung des Münchener Glaspalastes. Auf zwei Ausstellungen ist Gabel 1909 vertreten; so auf der größten Berliner Kunstausstellung und der Ausstellung des Königsberger Kunstvereins. Ein letztes Mal nahm Gabel an einer Ausstellung 1911 teil, es war wieder die Ausstellung des Königsberger Kunstvereins. Doch nicht nur zu Ausstellungen hielt sich Gabel in Königsberg auf, auch verweilte er des öfteren im "Blutgericht" in Königsberg, eine damals sehr bekannte Gaststätte.

Die folgenden 6 Abbildungen zeigen Federzeichnungen des Künstlers mit dem Thema "Aus dem alten Königsberg"  vom Verlag Riesemann & Lintaler, Königsberg, Kunstanstalt Otto Siede in Elbing. (14 x 21,5 cm, sig. u.). 1925 entstand daraus ebenfalls eine Postkartenserie. 
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Bild 18: "Aus dem alten Königsberg" - "Partie am Pregel" - Federzeichnung  




Bild 19: "Aus dem alten Königsberg" - "Haberberger Kirche" - Federzeichnung




Bild 20: "Aus dem alten Königsberg" - "Untere Fischbrücke" - Federzeichnung




Bild 21: "Aus dem alten Königsberg" - "Auf dem Stadthofe" - Federzeichnung




Bild 22: "Aus dem alten Königsberg" - "Am Hafen" - Federzeichnung




Bild 23: "Aus dem alten Königsberg" - "Am altstädtischen Markt" - Federzeichnung



Teil 2 oder Index

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