Auf
seinem Ruhesitz in Hannover, wo er in aller Stille lebte, wurde
Hindenburg nach dem Tode des Reichspräsidenten Friedrich Ebert bei
den Neuwahlen trotz Meinungs- und Parteienstreites als sein
Nachfolger zur Wahl aufgestellt. Am 26. April 1925 mit überwältigender
Mehrheit zum Reichspräsidenten gewählt, entzog sich H. nicht der vom
Volk aufgetragenen Aufgabe. In der Zeit des wachsenden politischen
Radikalismus blieb er der feste Hort der deutschen Einheit und achtete
streng auf die Einhaltung der Verfassung.
Foto Nr. 55: Reichspräsident von Hindenburg
Foto Nr. 57: Das Reichspräsidenten-Palais in Berlin Die
Wilhelmstraße in Berlin war die Straße der amtlichen Palazzos. Friedrich
Wilhelm I. legte sie an, weil er wünschte, daß sich seine Granden hier am
bewaldeten Rande der Stadt Palais im italienisch-französischen Barockstil
bauen sollten, wie es damals in der vornehmen europäischen Welt üblich war. Das neue Palais
des Generalleutnants von Schwerin, in dem ab 1925 der Reichspräsident von
Hindenburg residierte, bildete damals in seiner großzügigen Barockanlage eine
gewaltige Sehenswürdigkeit der bieder-einfachen preußischen Hauptstadt. Vor
der Freitreppe des Mittelportals hielten zwei Reichswehrsoldaten die Ehrenwache.
Foto
Nr. 60: Die Gemahlin des Majors Oskar von Hindenburg und Schwiegertochter des Reichspräsidenten, Frau Margarete von
Hindenburg, geb. Freiin von Marenholtz, mit ihren Töchtern Gertrud und Helga
im Park des Palais. Sie wohnten ebenfalls im Reichspräsidenten-Palais.
Mit
großer Treue und Verehrung hingen denn auch die alten Soldaten an
Hindenburg, der es in allen militärischen Kommandostellen in seltener
Weise verstanden hat, durch seine persönliche Güte und seine
unermüdliche Fürsorge für das Wohl der Untergebenen sich deren Liebe
zu gewinnen. Mit besonderer Vorliebe verweilte er bei seinen Reisen im
Lande bei den Altveteranen; den Mitkämpfern von 1864, 1866 und
1870, mit denen er gerne persönliche Kriegserinnerungen
austauschte. Ihnen gegenüber war er nicht der hochgebietende
Feldmarschall und Reichspräsident, hier war er nur der gleichaltrige
Kamerad. Trotz
Amtspflichten und der Bürde der Repräsentation ließ er es sich nicht
nehmen, verstorbenen Offizieren des alten Heeres, denen er persönlich
nahegestanden hatte, die letzte Ehre zu erweisen und ihnen ohne
Rücksicht auf die Unbill des Wetters, das Geleit zum Grabe zu geben.
7. April 1926 konnte Hindenburg auf den Tag zurückblicken, an dem er
vor 60 Jahren in die Preußische Armee eingetreten war. Mit großem
militärischen Gepränge, mit lebhafter Anteilnahme der Offiziere des
alten Heeres, der militärischen und Kriegervereine und der Bevölkerung
Berlins wurde dieser Tag begangen. Eine Fahnenkompanie der Reichswehr
brachte morgens die Fahnen der alten Regimenter, denen Hindenburg
angehört hat, ins Haus des Reichspräsidenten; er selbst grüßte vor
dem Portal mit dem Marschallstab die Feldzeichen, unter denen er
gekämpft, und geleitete sie in sein Haus, wo sie zur Feier des Tages im
Festsaal aufgestellt wurden. Der Reichswehrminister Dr. Geßler brachte
namens der Reichswehr dem Feldmarschall und Reichspräsidenten die
Glückwünsche zum 60. Militärjubiläum dar.
Schon als Kadett hat sich Paul von Hindenburg während seiner Ferien oft
in Neudeck, dem Familiengute seines Geschlechts aufgehalten. Und als die
verwitwete Frau Lina von Hindenburg 1926 dieses Gut abgeben mußte, wurde es durch die Initiative
seines Freundes, des Kammerherrn von Oldenburg-Januschau, mit
Unterstützung des Kyffhäuserbundes, also der Veteranen und der
Industrie aufgekauft und dem verehrten Reichspräsidenten und
verdienstvollen Generalfeldmarschall als Geschenk zu seinem 80.
Geburtstag am 2. Oktober 1927 übereignet. Das alte Gutshaus
mußte abgerissen werden, weil es vom Schwamm befallen war. Ein großes, aber auf Wunsch
Hindenburgs einfaches Haus wurde nach Prof. Schulte-Naumburgs Plänen
erbaut, und die anderen Gebäude auf dem Gut wurden repariert und erneuert.
Foto Nr. 66: Hindenburg errichtete 1928 an
Stelle des alten Gutshauses seines Großvaters einen bewußt schlicht und
würdig gehaltenen Barockbau.
Foto Nr. 67: Paul von Hindenburg im Kreise der Familie von Pentz
in Medingen vor dem Hintereingang des Amtsrichterwohnhauses: Schwiegersohn
Christian v. Pentz, Tochter Annemarie v. Pentz (geb. von Hindenburg), Christa
v. Pentz und die Enkelkinder Sabine, Bernd-Dieter und Victoria.
Des weiteren wurde anläßlich des 80.
Geburtstages von Reichspräsident von Hindenburg die sogenannte Hindenburg-Spende
ins Leben gerufen, die an diesem Festtage übergeben werden sollte. Mit
Spendengeldern der Spitzenorganisationen des Wirtschaftslebens wollte
man Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene unterstützen, die
Hindenburg besonders am Herzen lagen. Außerdem wollte man mit der
Ausgabe einer Hindenburg-Briefmarke weiteren Kreisen die Möglichkeit
geben, sich an dem Geburtstagsgeschenk für den Reichspräsidenten zu
beteiligen. Ihr Erlös sollte schwer notleidenden
Mittelstandsangehörigen , Sozialrentnern, usw. zugute kommen.
Mit dieser Art der Ehrung seines Reichspräsidenten ist
Deutschland übrigens einen Weg eingegangen, der schon in den 70er
Jahren des 19. Jahrhunderts ein Vorbild hat. Nach den auf Kaiser Wilhelm
I. verübten Attentaten wurde unter Führung des Berliner
Oberbürgermeisters zu einer Ehrengabe für ihn gesammelt. Er bestimmte,
daß die Mittel als Grundstock einer Stiftung zur Altersversorgung
notleidender Angehöriger der arbeitenden Klasse zu verwenden seien.
Jahrzehnte hindurch hat die Stiftung als "Kaiser-Wilhelm-Spende" Gutes bewirkt und ist in gewissem Umfang zum Wegbereiter der
deutschen Sozialversicherung geworden.
Foto
Nr. 81: Schloß Langenau Bei den Reichspräsidentenwahlen im
Jahre 1932 gab es im 1. Wahlgang am 13. März folgende
Stimmenverteilung: |
09.06.05 -a-