Am Sonnabend, den 2. Dezember 1972, verstarb nach längerem,
schwerem Leiden Herr Hans Komnick, der bis Januar 1945 als letzter Chef
und Hauptgesellschafter an der Spitze der Komnick-Werke stand. Hans
Komnick wurde am 30. Mai 1901 als sechstes Kind des bekannten
ostdeutschen Industriellen und Gründers der Komnick-Werke, des Königl.
Preuß. Kommerzienrats Dr. Ing. e.h. Franz Komnick und seiner Ehefrau Emma,
geb. Pohlmann in Elbing geboren. In seine frühe Kindheit fiel die
Gründung Automobilfabrik Komnick A.G. im Jahre 1907. Als junger
Mann erlebte Hans Komnick den Ersten Weltkrieg, an dem er in seiner
letzten Etappe noch als Kriegsfreiwilliger und Freikorpskämpfer zum
Schutze der ostdeutschen Heimat aktiv teilnahm. Über allem stand für Hans Komnick jedoch die Sorge
für das Wohl der ihm anvertrauten Mitarbeiter. Für ihn war es
selbstverständlich, dass die zahlreichen, im Werk beschäftigten
Kriegsgefangenen aller Nationen in diese Fürsorge eingeschlossen waren
und ein menschenwürdiges Dasein führten, oft genug zum Missfallen der
damaligen politischen Instanzen. Im Januar 1945 starb Frau Emma Komnick, die Gattin des Firmengründers. Eine eindrucksvolle Trauerkundgebung führte noch einmal die Familie, die Mitarbeiter des Werkes sowie zahlreiche Freunde des Hauses Komnick zusammen. Mitten in die Feierlichkeiten brach der russische Panzervorstoß hinein und brachte das bittere Ende. Hans Komnick harrte als letzter in seinem Werk aus, als die Panzergranaten schon im Werksgelände detonierten. Er wusste, dass alles verloren war, doch seine eigene Sicherheit galt ihm wenig. Erst als der letzte noch fahrbereite Lastwagen mit Werksangehörigen und deren Familien die Fahrt in den rettenden Westen angetreten hatte, verließ auch Hans Komnick sein Werk, das ihm zugleich sein "Lebenswerk" bedeutet hatte. Die Nachkriegszeit verbrachte Hans Komnick mit seiner Familie unter schwierigen Verhältnissen im damals völlig zerstörten Köln. Ein Neuanfang der Komnick-Werke im Westen war nicht mehr möglich. Im Jahre 1952 fand Hans Komnick jedoch ein neues Aufgabenfeld bei der Neugründung der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, der früheren Technischen Nothilfe. Interessante Aufgaben führten ihn nach Godesberg, Nürnberg, Kiel und Hannover, wobei ihm sein großes Fachwissen im Kraftfahrzeugwesen sehr zustatten kam. Im Jahre 1966 trat Hans Komnick in den wohlverdienten Ruhestand und zog mit seiner Frau in die Nähe von Mannheim, wo sein Sohn und seine Tochter wohnten. Hier konnte er auch im Mai 1971 im Familienkreise seinen 70. Geburtstag feiern. Doch schon im Herbst desselben Jahres, während einer Fahrt zu Freunden aus der Heimat, die Hans Komnick nach wie vor am Steuer seines schnellen Wagens unternahm, traten die ersten Anzeichen jener heimtückischen Krankheit auf, die er mit großer Tapferkeit und ungebrochenem Lebensmut ertrug, bis er am Abend des 2. Dezember 1972 von seinem Leiden erlöst wurde. Mit Hans Komnick ist ein Mann dahingegangen, der sich auszeichnete durch Charakterstärke und Pflichtgefühl, gepaart mit menschlicher Güte und einem nie versiegenden Lebensmut - ein echter Preuße. Sein Andenken soll uns unvergessen bleiben.
An dieser Stelle möchte ich mich ganz
herzlich bei Herrn Franz Komnick, dem Sohn von Dipl.-Ing. Hans Komnick und dem
Enkel des Firmengründers bedanken. Er hat mir viel über die Firmengeschichte
erzählt und bereitwillig alle meine Fragen beantwortet.
Das Farbfoto wurde uns von Franz Komnick zur Verfügung
gestellt. Copyright Christa Mühleisen |