Architektur

Es war wohl auch ein ruhiger Posten hier, denn nie ist Schönberg angegriffen oder besetzt worden, wenn man den misslichen Umstand, dass die polnischen Söldner einmal ihren eigenen Brotherrn wegen rückständigen Soldes bis zu seiner Auslösung in der Burg festsetzten, nicht als Besetzung ansehen will. Trotzdem war Schönberg in erster Linie als Trutzburg gebaut, und in genialer Weise hatte der Erbauer es fertiggebracht, in dem nur leicht welligen Gelände eine uneinnehmbare Festung zu schaffen. 




Bild 15: Der Westflügel mit dem sechseckigen Nordwestturm am Remter und mit dem Fachwerkbau der alten Speicher daneben


 

Bild 16: Blick auf die Südwestecke des Schlosses mit der alten Kanzlei




Bild 17: Ansicht des südwestlichen Eckturms

Er hatte einen Hügel an den Seiten abstechen und ein Quadrat von 90  mal 90 Meter mit über zwei Meter dicken Backsteinmauern auf starken Feldsteinfundamenten so ummauern lassen, dass die planierte Kuppe des Hügels den Hof bildete. Auf diesem etwa 15 Meter hohen Sockel waren dann die Wohn- und Wirtschaftsgebäude, teils in Backstein, teils in Fachwerk errichtet worden. Nur auf einer Seite war ein Eingang mit einem Tor von drei Bogen offen gelassen, das nur über eine Zugbrücke von einem anderen, nach der Torseite hin abgestochenen und durch eine Mauer als Auflage gesicherten Hügel, der zur Auffahrt sanft anstieg, erreichbar war.

 

Bild 18: Seitenansicht der Brücke




Bild 19: Gemälde einer Seitenansicht der Brücke

An jeder der vier Ecken wurde wurde die Anlage durch einen Turm verstärkt, der immer bis zur Hofhöhe rechteckig war, dann aber einen runden, sechseckigen oder achteckigen Aufbau bekam. Dieser stand nach außen immer so weit über den rechteckigen Unterbau, daß von  den Schießscharten des Oberteiles aus die Fundamente beherrscht werden konnten, um Angreifer mit siedendem Pech oder anderen Willkommensgrüßen empfangen zu können. Außerdem bekamen die Seiten noch fünf Türme, während zwei weitere nicht vollendet wurden. Der mächtigste Turm wurde neben das Tor gesetzt. Im mittelsten Torbogen, über dem die steinerne Inschrift angebracht war, war das Tor verschließbar durch eine starke, mit großen rundköpfig geschmiedeten Eisennägeln beschlagene Tür aus Eichenbohlen, die bis zum Schluss noch jeden Abend verschlossen und mit einem alten dicken Eisenriegel gesichert wurde, und die in mehr als fünf Jahrhunderten nichts an Festigkeit und Widerstandskraft verloren hatte.

Ebenso waren die Mauern selbst dort, wo sie direkt an den Erdblock gesetzt waren und die Feuchtigkeit des Hofes durchsickerte, erstaunlich gut erhalten, und an den Türmen und den Teilen, die unterkellert waren,  machten die Mauern den Eindruck, als wären sie eben fertig geworden und frisch verfugt, so eisenhart waren die alten gebrannten Ziegel und der mit dem aus den Wiesen gewonnene Kalk abgebundene Mörtel.

Bild 20: Die Galerie - alte und neue Tür des Uhrturms im Schlosshof


Bild 21: Innenhof mit Uhrturm  und Favoradschem Flügel.

Das mittlere Gebäude mit dem Torbogen ist mit sibirischem  Weinlaub bewachsen. Auf der rechten Seite befindet sich das Treppchen zum "Hof" mit dem Eingang zur Bibliothek und zur Halle.



Bild 22: Das mit sibirischem Weinlaub bewachsene Gebäude im Innenhof

Vom Hof aus gelangte man in die Zimmer und Säle, und jeder Fremde war zunächst verblüfft, wenn er dann auf der anderen Seite von den Fenstern nach dem Park und dem Haussee hinaussah. Parterre war man doch hereingekommen und hier schien man sich im dritten Stockwerk zu befinden, denn die Fenster lagen ca. 15 m hoch über dem Fundament. Dieser Block war, wenn die Zugbrücke hochgezogen war, uneinnehmbar. Später baute man statt der Zugbrücke eine massive Brücke.

Bild 23: Schlosshof mit Brunnenhäuschen




Bild 24: Foto des Schlosshofs 1930er Jahre

Trotz seiner gewaltigen Masse - die Dachfläche betrug immerhin mehr als vier Morgen - hatte es einen ausgesprochenen Charme und wirkte zwischen den alten Bäumen des Parks, den Rasenflächen und dem langgestreckten Haussee nie wie ein Fremdkörper. Es hatte sich mit dem dunklen Karmin seiner Mauern und Türme, dem Altersgrau seiner verputzten Giebel und der Patina seiner steilen, mit "Mönchen und Nonnen" gedeckten Dächer im Laufe der Jahrhunderte völlig harmonisch der Landschaft eingefügt.

Es war auch schwer zu sagen, von welcher Seite man die alte Burg am meisten bewundern sollte. War es die Torseite mit dem mächtigen Uhrturm daneben und mit den beiden besonders schönen, sich überschneidenden Giebeln auf der anderen Seite? War es die lange Front nach dem See zu mit dem großen Altan? 

4. Teil oder Index

Copyright Christa Mühleisen