Die Ordensburg Schönberg und ihre Bewohner



 

Bild 1: Schloss Schönberg (Nordostseite) - Zustand Mitte des 19. Jahrhunderts. Links ist der Uhrturm und daneben den Storchenturm zu sehen.

"Wie sucht ihr mich heim, Ihr Bilder,

Die längst ich vergessen geglaubt!"

aus dem Gedicht "Schloß Boncour"

von Adalbert von Chamisso

 

"Die beglückendste, wenn auch zugleich schmerzlichste aller heimatlichen Erinnerungen, ist doch die Erinnerung an die alte rote Ordensburg Schönberg, an mein unvergleichlich schönes, mit heißem Herzen geliebtes Vaterhaus, an dieses Symbol des altpreußischen Ordenslandes. Und wenn ich bisher jagdliche und heimatliche Erinnerungen aufgezeichnet und versucht habe, damit der geliebten, engsten Heimat in Dankbarkeit ein bescheidenes Denkmal zu setzen, so muss ich  als Abschluss und als Wichtigstes noch versuchen, einen Begriff von diesem Kleinod, dem Liebsten, Unvergesslichsten und am meisten Betrauerten zu geben," schrieb Klaus Graf von Finckenstein im Epilog seines Buches "Unter den Türmen der alten Burg."

Erbaut wurde Schönberg vom Deutschen Ritterorden in den Jahren 1301 bis 1386 als Sommersitz für den Bischof von Pomesanien, am Einfluss der Ossa, einem Nebenfluss der Weichsel und Grenze zwischen den alten Bistümern Pomesanien und Culmerland, in den Haussee.



Bild 2: Nordöstlich von Deutsch-Eylau/Ilawa liegt das Schloss Schönberg/Szymbark

Die Zahl 1386 war in einer lateinischen Inschrift - jeder Buchstabe erhaben auf einen Ziegel gebrannt - über dem mittleren Torbogen, als Jahr der Erbauung des Tores und also der Vollendung des Bauwerks, für alle Zeiten als steinernes Dokument verewigt. Der genaue Wortlaut dieser Inschrift ist:

"HEC PORTA CONSTRUCTA EST ANNO DOMINI MCCCLXXXVI TEMPORE FRATRIS HENRICI DE SKERLIN PREPOSITI".

Die älteren Urkunden darüber, wie viele Urkunden aus dem Bistum Pomesanien, sind bei dem Verlust des Archivs in den Wirren des 15. Jahrhunderts, mit der Zerstörung der Burg in Riesenburg, verlorengegangen.

Nach der Säkularisation des Ordens unter Herzog Albrecht bekam Theophil von Polentz, damals Bischof von Pomesanien, die Ländereien des ehemaligen Domkapitels als "Erbamt Schönberg," zum weltlichen Lehen mit dem Titel eines Erbamthauptmanns von Schönberg verliehen, den die Familie Polentz bis zu ihrem Erlöschen behielt.



Bild 3: Südostecke links und das Eingangsportal rechts

Die Burg war  sicher schon für damalige Verhältnisse einigermaßen wohnlich und innerlich nicht mehr ganz so spartanisch einfach eingerichtet, wie es die strengen Ordensregeln verlangten. Äußerlich hatte es aber noch unverändert den Charakter der ursprünglichen Bestimmung als Trutzburg. Polentz und sein Sohn, die sehr kunstverständig gewesen sein müssen, bauten aber ihr Schloss nicht nur im Innern mit großen Sälen zum Herrensitz aus, sondern veränderten auch äußerlich den strengen Charakter  durch Anbau schöner, reich geschwungener, grau beputzter Barockgiebel, die sich erstaunlich harmonisch dem Ordensbau einfügten.

 

Bild 4: Brücke und Toreinfahrt 

Auf der Rückseite der Karte steht folgender Text:

Marienwerder, den 22.10.1931

Liebes Fräulein Elli!

Sende Ihnen die herzlichsten Grüße aus dem fernen Osten. Mit  dem heutigen Tage haben die guten und schönen Tage in diesem Jahre wieder einmal aufgehört, es fiel heute der erste Schnee in Ostpreußen, der wahrscheinlich nicht beständig war und sollen wir noch bis Weihnachten hier aushalten, bis wir wieder daheim landen dürfen. Mit den herzlichsten Grüßen verbleibe ich Ihr G. Hellmann. Abs.: Obergefreiter G. Hellmann, z. Zt. 14. Kompanie, Infanterie - Regiment 3, Marienwerder, Westpreußen.

Nach der Familie von Polentz waren weitere Besitzer des neuen Erbamts die Eulenburgs und Schliebens. Im Mai 1699 kaufte der Erbamtshauptmann   von Gilgenburg, Ernst von Finck - 1709 als Graf Finck von Finckenstein in den Reichsgrafenstand erhoben -  von den Schliebens für 85 000 Gulden die Schönberger Güter. 

Im Jahre 1700 wurde der Lehensbrief über Schönberg, Sommerau, Steinersdorf, Stärkenau, Schepkau, Albrechtau, Falkenauer Krug und alle Höfe, Vorwerke, Krüge und Schäfereien ausgestellt und Ernst wurde mit dem Erbamt von Schönberg belehnt. Mit denen von Polentz, die bisher das Amt des Erbamthauptmanns von Schönberg hatten, musste ein langer Streit ausgefochten werden, bis das Erbamt Schönberg den Finckensteins zugesprochen wurde. Der Nachfolger von Ernst hat aber 1721 freiwillig auf die Gerichtsbarkeit im Amte Schönberg verzichtet, die dann  bis 1824 im Besitz der Familie von Polentz blieb.

Ernst von Finck (1633-1717), einer von vier in den Reichsgrafenstand erhobenen Vettern, war nicht nur ein  guter Geschäftsmann und Landwirt, der schon, bevor er sein Augenmerk auf die ehemals pomesanischen Landesteile warf, viel Grundbesitz erworben hatte, sondern er war in seiner Jugend auch als Soldat und Politiker erfolgreich  tätig. Er wurde vom Kurfürsten  Friedrich zum Generaladjudanten ernannt und erhielt 1660 "in Anerkennung seiner seit etlichen Jahren am Hoflager, auf Feldzügen und auf Reisen geleisteten treuen Dienste" die Ratswürde als Legationsrat. Nach der Vermählung mit seiner Base Juliane Charlotte Finck von Hasenberg (geb. 1640), der Halbschwester von Albrecht Conrad Finck von Finckenstein,  widmete er sich aber hauptsächlich seinen weiten Besitzungen, besonders der Mehrung des Besitzes in Pomesanien.


Bild 5: Ernst Graf Finck von Finckenstein, Kaminstück in der Eingangshalle von Schloss Finckenstein, unbekannter Maler. Überlebensgroße ganze Figur im Harnisch. Die Rechte ist in die Hüfte gestützt, die linke Hand auf dem Helm, der rechts von der Figur liegt. Als Kaminbild in der Eingangshalle eingelassen. Die gemalte Inschrift auf dem Bild hebt seine großen Besitzungen und Ämter hervor: »Primus Acquirens ut et Dominus Haereditarius in Jankendorf & Wittmansdorf, Gubernator Haereditarius Trium Praefecturarum Gilgenburg, Dt. Eylau & Schönberg.«


Ernst von Finck besaß riesige Schafherden und wurde überall "der reiche Schäfer" genannt. In den Jahren 1693 bis 1696 hatte er auch mit Genehmigung des Landesherrn das Amtshaus in Gilgenburg schlossartig ausgebaut, wie es sich für den größten und angesehensten Edelmann im südwestlichen Oberland des Landes Preußen geziemte.  

Kurz vor 1800 wurde im Wirtschaftshof, der vor dem Schloss liegt, eine Orangerie im klassizistischen Stil errichtet.

1826 ging Schönberg durch Erbschaft an die Gilgenburger Linie, Graf Konrad und Graf Carl Bonaventura auf Jäskendorf. Nach 1806 mussten diese, um Schönberg zu erhalten, 8 Quadratmeilen der Gilgenburger Güter verkaufen.



Bild 6: Das Gutshaus in Jäskendorf (Kr. Mohrungen), erbaut 1721 (AK von 1921)


1856 - 1857 fand in Schönberg ein umfangreicher Umbau im Tudorstil statt, z. B. ein Treppenturm und der Altan. 

Seit 1699 ist Schönberg bis zur Vertreibung ununterbrochen im Besitz der Familie der Grafen Finck von Finckenstein geblieben, erst als Erbamt Schönberg, später als Gutsbezirk und wurde schließlich mit dem Bauerndorf Sommerau zum Amtsbezirk Schönberg.

Bild 7: Die Familie Finckenstein um 1910


2. Teil oder Index

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