Oder die
Rückfront (die Nordseite), die nüchternste, aber vielleicht imposanteste
mit dem alten Fachwerk im obersten Teil, das auf der ganzen Fläche nur
von wenigen kleinen Fenstern und Schießscharten und oben nur von
Speicherluken unterbrochen wurde? Am
lieblichsten präsentierte sich die Burg natürlich im Sonnenschein, wenn
sie hell aus dem Grün hervorleuchtete, und am verwunschensten und fast
unwirklich sah sie im Mondschein aus. Im ersten Morgengrauen und bei
trübem Wetter konnte sie plötzlich wie ein drohendes schwarzes
Felsmassiv vor einem stehen. Bild 28: Foto der Südostseite aus den 1930er Jahren, rechts ist der Storchenturm zu sehen.
Bild 29: Teilansicht der Südseite der Burg mit Gewitterwolken Eine Bedeutung über den Rahmen des Kulturdenkmals und des Familiensitzes hinaus hatte Schönberg besonders nach dem 1. Weltkrieg, als nach der Abtrennung durch den Korridor und nach der Abstimmung, die selbstverständlich auch im Amtsbezirk Schönberg hundertprozentig für Deutschland ausfiel, in den zwanziger Jahren durch Einladungen des Besitzers, namentlich aber durch die Bemühungen des Regierungspräsidenten von Marienwerder, Dr. Budding (später von Keudell), Einzelgäste aus dem Ausland und Kommissionen von Parlamentariern, Politikern, Journalisten und Künstlern als Gäste in einer vom Orden erbauten und seit fast 600 Jahren von Deutschen bewohnten Burg viel stärker von der uralten deutschen Kultur beeindruckt werden konnten, als bei bloßen Besichtigungen der Korridorgrenzen und viel deutlicher die Unhaltbarkeit der willkürlichen Abtrennung dieses Landes durch den Korridor erkennen konnten. "So stehst du, o Schloß meiner Väter mir stolz und fest in dem Sinn. Du bist von der Erde verschwunden, der Pflug geht über dich hin." Adalbert von Chamisso Bild
33: Gesamtansicht von Süden - die bewohnte Seite der Burg Bis diese gewaltigen Mauern von der Erde
verschwunden sind, werden sicher noch Jahrhunderte vergehen. Doch die
Großartigkeit und der Charme von Schönberg sind verschwunden, und es
steht nur noch als Ruine da. Die Russen, denen das
Schloss Schönberg
1945 unversehrt in die Hände gefallen war, haben es ein Jahr später, als
sie das Gebiet Polen zur Verwaltung übergaben - wie alle Bauten, die
einen besonderen Wert hatten - eingeäschert. Dankenswerter Weise hat
Polen die Ruine unter Denkmalschutz gestellt, aber wird das Schloss jemals
wieder aufgebaut? Wie schön wäre das! Aber, selbst wenn dieser Plan nie
Wirklichkeit wird, dann wird das alte Schönberg noch für lange Zeit
nicht ganz untergehen, denn viele die es sahen, haben es so geliebt und
waren seinem geheimnisvollen Reiz so verfallen, daß es sicher in ihren
Träumen und in ihrer Erinnerung weiterlebt. Nicht als Ruine, sondern als
das verwunschene Märchenschloss, als ein Denkmal Jahrhunderte alter
Kultur inmitten der großzügigen Natur unseres Landes der dunklen
Wälder, der kristallnen Seen. Bild 34: Auf diesem Foto sieht man vorne die Südwestecke - und links die Nordostecke des Schlosses - dazwischen rechts die Speicher - und links die Ämterräume. Textnachweis: Finckenstein, Klaus Graf: Unter den Türmen der alten Burg - Jahre höchster Waidmannsfreude. Hamburg und Berlin: Verlag Paul Parey 1961, 14 Abb., 197 Seiten, Text S. 153+154, 193-197. Finckenstein, Klaus Graf: Der Amtsbezirk
Schönberg, in Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg- Ein westpreußisches
Heimatbuch. Detmold: Verlag Hermann Bösmann 1963, mehrere Abb., 632
Seiten, Text S. 399, 400, 402, 403.
1. Weitere Fotos von a) Klaus Rennicke, Bispingen b) Albert Lipskey, Niederelbert 2. Hier gibt es aus dem Archiv noch mehr über Schloss Schönberg Index Copyright
Christa Mühleisen |