in historischen Ansichtskarten 

Auf den hier abgebildeten gelaufenen, d.h. mit der Post versandten historischen Ansichtskarten haben die Absender
meistens in Sütterlin geschrieben (Ludwig Sütterlin, 1865-1917). Mehr über die Sütterlinschrift erfahren Sie mit einem
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Hansestadt Elbing -Teil 5 -

Gaststätten, Cafés und Konditoreien

von Christa Mühleisen zur Verfügung gestellt

13.05.04 (b)




1. Junge Damen,  im Casinogarten (später "Stadtgarten")

Nach dem Schleifen der Befestigungsanlagen entstanden innerhalb dieser Grenzen einige Grünanlagen. Der Casino-Garten war flächenmäßig der Größte von ihnen. Erwähnenswert wären noch der Garten der Bürger-Ressource, der kleine Lustgarten an der Wallstraße, zwischen Schichau- und Poststraße und der Lustgarten (später Göring-Platz) zwischen Rathaus - Friedrich- und Herrenstraße.

Der Kaufmann Commerzien-Rath Ignatz Grunau hatte den sogenannten "Casino-Garten" zwischen dem inneren Mühlendamm und dem alten Stadtgraben samt allen Gebäuden von den Barteltschen Erben für den recht bedeutenden Preis von 10 000 Reichsthalern angekauft, in der Absicht, darin ein Schauspielhaus, einen Konzertsaal und ein besonderes "Ressourcen- und Casino-Lokal" auf Aktien neu zu erbauen.  Ein Comité, bestehend aus Ignaz Grunau und den Kaufleuten Johann Friedrich Busenitz, Johann Jacob Hahn, Levin Samuel Hirsch und August van Roy traten zusammen, um diesen Plan eifrigst durchzuführen. Nach vielen Schwierigkeiten (Mangel an Aktionären und Tod des Bankiers Levin Samuel Hirsch) wurde der Plan zerschlagen und der Kaufvertrag 1842 rückgängig gemacht. Erst im Jahre 1846 fand auch das Grunausche Projekt seine Verwirklichung, das Grundstück wurde gekauft und ein einstöckiges Gesellschaftslokal wurde erbaut. 

Später wurde noch Land dazugekauft und der Garten auf  2,5 Hektar vergrößert. Erst in den Jahren nach 1933 wurden der Casino-Garten oder Stadtgarten, wie er auch genannt wurde, zu dem Park "für alle Stände". D. h. die gesamte Anlage mit den  englischen Parkanlagen, Aussichtsberg, Springbrunnen und Kastanienhain kam in die Hände der Stadt und die Säle und Gesellschaftsräume waren jetzt ebenfalls für alle Mitbürger da. In den Jahren davor durften sie nur von Club-Mitgliedern benutzt werden. 

Preuß, Hans: "Die Ressource Humanitas (Casino)" in: Der Pangritz Kurier Nr. 3, September 2003, S. 5+6, 12.

Satori-Neumann, Bruno Th.: Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1815-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 227+228.





2. Das Casino (27.8.1900)

Die Ressource Humanitas (Ressource für alle Stände), Pfefferstr. 1/3, auch Casino genannt, ist bereits 1795 gegründet worden und war ein Männer-Club der höheren Elbinger Gesellschaft. Nachdem die Grunauschen Pläne aus finanziellen Gründen gescheitert waren, faßte am 17. März 1846 die Generalversammlung der Ressource Humanitas einstimmig den Beschluß, den von den "Teilnehmern des Casinos" in den Sommermonaten  benutzten "Barteltschen Garten" anzukaufen, wenn damit für die Mitglieder der "Ressource Humanitas" keine persönliche Garantie verbunden sei.

Am 17. April wurde der Kaufvertrag abgeschlossen. Ein einstockiges Gesellschaftslokal wurde errichtet und am 13. Oktober 1848 ( nach C. Pudor am 13.10.1846) eingeweiht. An diesem Tag wurde auch der Männer-Club mit der Casino-Gesellschaft, die aus Damen und Herren bestand, vereinigt. In den Jahren 1869 wurden die Kolonnaden erbaut und neue Gartenanlagen ausgeführt. Im Jahre 1879 wurde der Mittelbau ausgebaut und im Jahre 1884 die massive Grenzmauer errichtet. Der Umbau des Westflügels erfolgte 1893. 

Elbinger Wohnungsanzeiger 1912, Adreßbuch für Stadt- u. Landkreis Elbing, Siedes Buchdruckerei Elbing (2 Bände)

Pudor, Carl: Die Stadt Elbing und ihre Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung, Reprint von 1910, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, 96 Abb., 218 Seiten, Text S. 114+115.

Satori-Neumann, Bruno Th.: Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1815-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 227-230.



3. Die Ruine des Casinos 1945

Links sieht man die Ruinen der Bürgerressource, in der Mitte die der Ressource Humanitas (Casino) und rechts die Ruine vom Hotel "Königlicher Hof". Dazwischen verläuft die Jakobstraße.

Krüger, Else: Elbing 1945/46. Ein Bericht aus schwerer Zeit, hrsgg. von Hans-Jürgen Schuch, Münster: Truso-Verlag 1995, mehrere Abbildungen, 212 Seiten, S. 118+119

 



4. Hotel Stadt Berlin  am Friedrich-Wilhelm-Platz (vor 1905)

In der vornehmsten Gegend der Stadt, am Friedrich-Wilhelm-Platz Nr. 1777 (später die Nr. 4), lag im ehemals Roskampffschen Hause die "Stadt Berlin", ein Gasthaus mit Stallung. Besitzer war um 1820 der Kaufmann Ephraim Christian Becker. Das Lokal war durch die Nähe des Postgebäudes begünstigt und setzte sich an die Spitze der ersten Häuser der Stadt. Nach dem zielbewußten Ephraim Christian Becker übernahm es der bekannte und beliebte Gustav  Louis Schmelzer oder "Schmalzer" (wie die Elbinger sagten), bei dem nach einem in ganz Nord-Ost-Deutschland verbreiteten Scherzwort "die Schnallpost um die Ack' fuhr."

1831 entstand diesem Haus ein starker Rivale im "Königlichen Hof" am Friedrich-Wilhelm-Platz Nr. 2013 (später Nr. 19)

Satori-Neumann, Bruno Th.: Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1818-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 213, 216. 





Elbinger Wohnungsanzeiger 1894, Adreßbuch für Stadt und Landkreis Elbing und der Stadt Tiegenhof, von Otto Siede, Repro von Günter Mauter Anno 2003.



5. Königlicher Hof

Im Königlichen Hof tagte seit dem Winter 1833/34 einmal wöchentlich abends die "Mittwochs-Gesellschaft", ein Kreis von Honoratioren, der allerlei aktuelle wissenschaftliche und kulturelle Vorträge anhörte und diskutierte.

Satori-Neumann, Bruno Th.: Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1818-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 216. 



6. Innenaufnahme vom Rathaus Kaffee - Konditorei (8.7.1936)

Der Inhaber war Otto Korsch. Täglich ab 16 Uhr gab es ein Künstlerkonzert.



Pudor, Carl: Die Stadt Elbing und ihre Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung, Reprint von 1910, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, 96 Abb., 218 Seiten, Anzeige S. 206.



7. Deutsches Haus am Friedrich-Wilhelm-Platz (1.3.1901)




8. Friedrich-Wilhelm-Café, Inhaber: Gebr. Both (5.2.1925)

Das Café befand sich direkt neben dem Rathaus, mit Blick auf das Hermann-Balk- Denkmal. Später war darin die "Mündelsichere Elbinger Sparkasse" untergebracht. In diesem Café gab es auch einen Billiard-Salon.


Pudor, Carl: Die Stadt Elbing und ihre Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung, Reprint von 1910, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, 96 Abb., 218 Seiten, Anzeige S. 189.



9. Conditorei von Richard Selckmann (rechte Seite)
 

Die Conditorei Selckmann befindet sich am Friedrich-Wilhelm-Platz/Ecke Mühlendamm. Die Ansichtskarte ist aus der Zeit vor 1905.



9a. Ausschnittvergrößerung 

Im Jahre 1847 kaufte Hermann Eduard Loh, dem auch die Conditorei im Pariser Café - Hause und noch eine Restauration gehörte, das Haus Friedrich-Wilhelms-Platz Nr. 15, Ecke Mühlendamm, wo schon damals lebhafter Verkehr herrschte. Er baute es geschmackvoll und zweckmäßig aus und verlegte hierher am 26. September 1847 seine Konditorei. Etwa 1892 wurde sie von Conditor Richard Selckmann übernommen,  der vorher eine Conditorei und eine Honigkuchenfabrik zuerst in der Fischerstr. 34 und danach in der Brückstr. 29 hatte.

Elbinger Wohnungsanzeiger für 1881, Elbing: Buchhandlung Meissner, Repro von Günter Mauter 2003, 95 Seiten, S. 50.

Elbinger Wohnungsanzeiger für 1887, Elbing: Buchhandlung Meissner, Repro von Günter Mauter, 112 Seiten, S. 59.

Satori-Neumann, Bruno Th.: Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1818-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 219. 



10. Café Kaiserkrone am Inneren Mühlendamm, (6.3.1915)

Im Elbinger Adreßbuch aus dem Jahre 1912, Repro von Günter Mauter, ist als Cafetier Johann Gold (Innerer Mühlendamm 18/19) eingetragen. Justine Gold, wahrscheinlich seine Ehefrau, war Köchin. 


 

11. Das Café Central in der Fleischerstraße



Pudor, Carl: Die Stadt Elbing und ihre Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs, Reprint von 1910, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, 218 Seiten, S. 206.




12. Innenaufnahme vom Café Central am Alten Markt 40 (22.2.1916)

Franz Aue besaß zwei Cafés mit demselben Namen, eines in der Fleischerstraße und eines am Alten Markt 40.



13. Hotel Englisches Haus in der Heilig Geiststraße (8.3.1901)



Elbinger Wohnungsanzeiger 1912, Adreßbuch für Stadt- und Landkreis Elbing, Elbing: Otto Siedes Buchruckerei, Ausgabe in 2 Bänden, 2. Band, Repro von Günter Mauter 2002.



14. Das Etablissement Kahlweiß

Wer von uns erinnert sich nicht an das am Elbing-Fluß gelegene ehemalige "Etablissement Fleischauer", das später Joseph Kahlweiß gehörte? Wieviel Tanzschüler mögen dort ihre ersten Tanzschritte geübt haben? Und wer von diesen Pärchen hat vielleicht dort seinen Lebenspartner gefunden?

Vom Dachgarten konnte man den Schiffsverkehr auf dem Elbing und die Schichauwerft beobachten. Dort wehte immer eine leichte, kühle Brise vom Wasser her. 





15. Innenaufnahme des Etablissement Kahlweiß

Das Gartenlokal war mit der Leidingschen Pfennigfähre (zwischen der "Scharfen Ecke" und dem Schiffsholm) gut zu erreichen. Wer seine Dittchen aber alle in Korn und Englisch- Brunnen umgesetzt hatte, mußte dann allerdings den Heimweg über die Klapperbrücke und die Leege Brücke antreten. Kahlweiß am Schiffsholm war ein gern und immer gut besuchtes Lokal!

Der Pangritz Kurier Nr. 3, September2003, 27. Jahrgang, S. 24.

TEIL 2