in historischen Ansichtskarten 

Auf den hier abgebildeten gelaufenen, d.h. mit der Post versandten historischen Ansichtskarten haben die Absender
meistens in Sütterlin geschrieben (Ludwig Sütterlin, 1865-1917). Mehr über die Sütterlinschrift erfahren Sie mit einem
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Hansestadt Elbing -Teil 5a -

Gaststätten, Cafés und Konditoreien

von Christa Mühleisen zur Verfügung gestellt

08.06.04




1. Anzeige im Buch von Theodor Lockemann

Die Handlung und Konditorei "Rodolpho Mauritio et Comp." - später "Conditorei Maurizio & Co." firmierend, hatte der aus dem Dorfe Vicosoprano im Kreise Bregaglia des Kantons Graubünden stammende und in Elbing eingewanderte Konditor Rodolfo Mauritio, mit geldlicher Unterstützung zweier älterer Brüder Johannes und Bartholomäus und des jüngeren Bruders Jacob, im Jahre 1801 begründet. Nach dem Tode von Rodolpho übernahmen die Söhne seiner Brüder das Geschäft.

Wegen ihrer vorzüglichen Waren war die Conditorei am Friedrich-Wilhelmplatz Nr. 6 sehr beliebt. Namentlich der "Christorbeer-Kuchen" (Stachelbeerkuchen) galt als unübertrefflich und unnachahmlich.

Ein Bundesgenosse des Liberalismus war eine Anfang 1845 begründete Gesellschaft, die ein "Lese-Cabinet" in den oberen Zimmern der "Konditorei Maurizio & Co." einrichtete, die der Besitzer (Thomas Maurizio, seit 1846: Joh. Bart. Maurizio) unentgeltlich einräumte. Das Kabinett war zu allen Tageszeiten den Teilnehmern geöffnet. Zur Aufbringung der bedeutenden Kosten für die große Zahl der gehaltenen Zeitungen, Zeitschriften und Flugschriften wurden von jedem Mitgliede 4 Reichsthaler Jahresbeitrag erhoben.

Satori-Neujmann, Bruno Th.:  Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1818-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 59, 219.



2. Altes Haus von 1801




3. Umgebaut 1926




4. Conditorei Mauricio - Ansichtskarte des Verkaufsraums (21.7.1931)

Auf der Rückseite der Karte steht:

Liebe Klara! Endlich sollst Du mal wieder etwas von mir hören. Ich bin auf Großfahrt in Ostpreußen. Jetzt sind wir auf dem Schiff von Elbing nach Osterode. Wir wollen noch nach Tannenberg, Marienburg und Danzig. Hier haben wir neulich Eis gegessen und Kaffee getrunken. Das können wir uns nicht oft leisten. Herzliche Grüße von Deiner Ilse.




5. Ansicht des Gastraumes in der Conditorei Mauricio




6. Café Vaterland (22.6.1930)

Das Café "Vaterland" (Pächter 1939 war Franz Both) lag auf der Ostseite des Alten Marktes zwischen Fleischer- und Heilig-Geist-Straße und hatte die Hausnummer 40. In diesem Block befanden sich auch die Konditorei von Joseph Grohs und die "Tonlichtspiele", die unter alten Elbingern heute noch "Flohkiste" genannt wird.
Info von Hans Preuß, Moers.



7. Gasthof Goldener Stern (Ausschnitt aus einer Ansichtskarte)

Im Jahre 1820 war der Gasthof "Goldener Stern", Am Wasser Nr. 2055 (später Am Elbing Nr. 12) im Besitz von Karoline Waga, 1822 von der Witwe Hänsel und gegen Ende der Biedermeier-Zeit hieß die Wirtin Louise Christophe. Das Gasthaus befand sich direkt an der Lege-Brücke. Im Hintergrund ist der Westgiebel der  evangelischen Kirche St. Marien zu sehen.

Satori-Neujmann, Bruno Th.:  Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1818-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 214, 216.



8. Konditorei Koppenhagen

Die Konditorei Otto Koppenhagen am Mühlendamm war nicht nur das Trefflokal der Mitglieder des Elbinger Schwimmvereins (EVS), sondern mit der Gartenwirtschaft, fast im Zentrum der Stadt gelegen, ein beliebter Anziehungspunkt für Jung und Alt.

Elbinger Nachrichten, Münster: August 1995.



9. Herders Gesellschaftshaus in der Tannenberg-Allee





10. Sanssouci, Inhaber H. Schirmacher (11.9.1916)

Zu den Ausflugslokalen, die innerhalb des Stadtgebietes lagen und zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu erreichen waren, gehörte auch das an der Ecke Wittenfelderstraße / Thumbergweg gelegene "Sanssouci" (Sorgenfrei), direkt an der Endstation der Straßenbahnlinie 3 gelegen.

In diesem Gesellschaftshaus mit Saal und Garten, fanden im Sommer u. a. auch einige Kinderfeste der Kleingartenkolonien statt, mit Kletterstangen, Sackhüpfen und vielen anderen Belustigungen und meistens mit Lampionbeleuchtung auf dem Heimweg. 

Der Pangritz Kurier Nr. 2,  Juni 2003, 27. Jahrgang,  Text S. 38.




11. Konditorei und Kaffee Stolzenmorgen am Erich-Koch-Platz

Das neben dem Waldschlößchen gelegene Café (frühere Forsthaus) Stolzenmorgen, das vor dem Krieg noch ausgebaut wurde, konnte man ebenfalls mit der "Elektrischen" oder auf Schusters Rappen erreichen . Heute wird es zweckentfremdet von den Polen als Kindergarten genutzt. Später gab es noch ein zweites Café Stolzenmorgen am Erich-Koch-Platz (siehe Ansichtskarte), das demselben Besitzer gehörte.

Preuß, Hans: "Elbinger Ausflugslokale" in Der Pangritz Kurier Nr.1, März 1997 .



12.  Dambitzen, Südansicht (18.6.1931)

Anspruchsvoller als in anderen Landgasthöfen ging es schon bei Weberstädt, später bei der Witwe Kern in "Dambitzen" (oder "Dambitz") zu, einem ebenfalls sehr alten und beliebten Vergnügungsort, wo im Sommer mehrmals Konzerte und "Lustfeuerwerke" stattfanden und wo man die berühmten "Dambitzer Kirschtörtchen" und die noch berühmteren hier gebackenen "Hamburger Kuchen" verspeisen konnte. Auch befand sich dort ein besonderer Tanzsaal für Handwerksgesellen und Dienstboten.

Mit dem Aufkommen des Etablissements "Vogelsang" wurde "Dambitzen" von den ersten Ständen sparsamer als ehedem besucht. Im Sommer 1842 ließ der Besitzer des Gasthauses Dambitzen, Teetz, ein neues geschmackvolles Restaurationsgebäude errichten.

Vor dem 2. Weltkrieg wurde das Gasthaus Dambitzen  von den beiden Damen Clärchen Grenz und Emmchen Kretschmann bewirtschaftet. Dort gab es leckere Schmandwaffeln zu essen.

Der Pangritz Kurier Nr. 1,  März 1997

Satori-Neumann, Bruno Th.: Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1818-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 244. 


13. Etablissement Englisch Brunnen bei Elbing (18.5.1914)

Der kleine, nur 5½ Morgen umfassende "Freye Bürgerhof Englisch Brunnen" diente in den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts gewissermaßen als Ausflugsort, obgleich hier noch keine Gastwirtschaft bestand. Man war genügsam und labte sich an der auf dem Gehöft liegenden berühmten Quelle, zu der - auf Grund des alten Privilegs vom 27. Januar 1642, - die Besitzerin: J. L. Rogge Wittwe geb. Hennings einen für Jedermann freien Gang zum Füllen von Fässern und Gefäßen offen lassen mußte.

1839 acquirierte Johann August Konopacki das Grundstück und etablierte dort eine Leinen- und Baumwollen-Zeug-Fabrik, die guten Fortgang hatte und leidlichen Absatz fand.

Erst im Sommer 1848 wurde der Bürgerhof "Englischer Brunnen" zu einer Gastwirtschaft eingerichtet, wohin man gern zu den Gartenkonzerten hinauszog. Später entstand in unmittelbarer Nähe die Brauerei Englisch Brunnen.

Die früheren Besitzer des Etablissements waren im Jahre 1899 A. Pfund, 1914 Fritz Radtke und 1929 H. Neumann.

Satori-Neujmann, Bruno Th.:  Elbing im Biedermeier und Vormärz. Ernstes und Heiteres aus der Guten Alten Zeit (1818-1848). Elbing: Verlag Léon Saunier's Buchhandlung 1933, einige Abb., 270 Seiten, Text S. 244, 245.

Pudor, Carl: Die Stadt Elbing und ihre Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs, Reprint von 1910, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, 218 Seiten, S.75.



14. Die Kraffohlschleuse und der Kraffohlkanal liegen nördlich von Elbing.
http://www.webarchiv-server.de/pin/landkarte/karte234.htm

"Als noch unweit der heutigen (1930) Eisenbahnbrücke die Nogat in die Fischau mündete, konnte man zu Schiff von Elbing nach den Nogat-Weichsel-Städten und von diesen nach Elbing ohne großen Umweg gelangen. Diese Verbindung war im Jahre 1483 durch Abdämmung der Nogat aufgehoben worden. Das empfanden die Elbinger schon wenige Jahre darauf als sehr schmerzlich, und sie sannen nach, wie die beiden Flüsse wieder durch einen schiffbaren Wasserlauf verbunden werden könnten. In jeder Zeit teilte sich der Elbing vor dem Bürgerpfeil in zwei Arme. Der rechte Arm hieß der alte Elbing, der linke der Kraffohl oder Poggenpfuhl. Dieser floß über den Herrenpfeil und vereinigte sich kurz vor der Mündung mit dem andern Arm.

Da kamen die Elbinger auf den Gedanken, diese Vereinigung durch Verfüllung aufzuheben und von dem Nordende des verkürzten Kraffohls einen Kanal bis zur Nogat zu graben. Dieser Plan gelangte 1495 zur Ausführung. An der Stelle, wo der Kraffohlkanal in die Nogat führte, baute man zwei Schleusen, eine große und eine kleine; die große war besonders für die polnischen Kähne, die nicht hafftüchtig waren, die kleine für Fischerboote bestimmt. Die Schleusen wurden oft durch Eisgänge zerstört.
Dadurch entstanden den Elbingern häufig beträchtliche Ausgaben. Im Jahr 1695 wurde der Kanal verbreitert und vertieft. Heute (1930) dient er hauptsächlich dem Personen- und Frachtverkehr zwischen Elbing und dem Freistaat Danzig."

Der Kraffohlkanal. In: Krüger, Emil: Elbing. Eine Kulturkunde auf heimatlicher Grundlage. Elbing: Léon Saunier's Buchhandlung, Verlag, 1930, S. 219

Bei der abgebildeten Schleuse scheint es sich um die kleine Schleuse für Fischerboote zu handeln. Laut Mitteilung von Hans Preuß vom 31.05.2003 stand auf der Nordseite der Kraffohlschleuse das Gasthaus Schmidt, das dem Schleusenwärter Schmidt gehörte, auch "Schleusen-Schmidt" genannt. - Manfred Riebe -


15. Die Kraffohlschleuse und das Gasthaus Schmidt (2.7.1905), eine Karte mit Jugendstil- ornamenten

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