Westpreußische Kirchen 
von Christa Mühleisen


Elbing


Bild Nr. 1:  Pfarrkirche St. Nikolai. Kupferstich von Joh. Friedrich Enders (um 1737). Der Helm wurde 1598-1603 errichtet. Der Kupferstich befand sich in der Stadtbibliothek in Elbing.


Damit die ersten Ansiedler Elbings, meistens Lübecker Bürger und Siedler westfälischer Abstammung, eine religiöse Betreuung erhalten und an den Gottesdiensten teilnehmen konnten, wurde etwa um 1240 eine kleine einschiffige Kirche errichtet und dem Schutzpatron der Seefahrer und Schiffer, dem heiligen Nikolaus geweiht. 1246 wurde als erster Pfarrer "Godefridus" erwähnt.

Da die Bevölkerung seit dem Ende des 13. Jahrhunderts gewachsen war, wurde der erste Bau zu klein, so daß bald nach 1260 eine dreischiffige Hallenkirche im gotischen Stil erbaut wurde. Vor dem Brand war sie eine der schönsten Kirchen in Deutschland. Sie hatte nach dem Vorbild des Lübecker Domes zwei stattliche Seitentürme, zwischen denen sich aber erst nach dem Jahr 1564, "der grüne Turm" erhob.

Dieser geriet am 26. April 1777 durch einen Blitzschlag in Brand. Durch den Einsturz des Hauptturmes wurde das dreiteilige Kirchendach zertrümmert und selbst das benachbarte Rathaus am Markt in Brand gesetzt. Bei dem Aufbau der Kirche wurden alle drei Schiffe unter ein Dach (Walmdach) gezogen und die Seitenmauern um 6 Meter erniedrigt. Anstelle der Gewölbedecke wurde eine Balkendecke angebracht. Die Seitentürme wurden abgebrochen und der mittlere Turm erst 1907 wieder aufgebaut. Mit einer Höhe von 96 Metern war er der höchste und schönste Turm Elbings.




Bild Nr. 2: Brückstraße mit Blick auf die St. Nikolaikirche und den Turm von 1907 (links das Gasthaus zum Goldenen Löwen).



Bild Nr. 3: Blick vom Turm der Nikolaikirche. Das lange Gebäude am Elbingfluß mit dem kleinen Türmchen ist die Agnes-Miegel-Schule.

Das Innere der Kirche machte mit seinem hohen, schlanken Säulenbau einen imposanten Eindruck. Der Hochaltar ist ein stattlicher Rokoko-Altar (1754) des Bildhauers Christoph Perwanger aus Tolkemit. Nach dem großen Brand wurde er 1778-90 in der Form des früheren Altars von dem Bildhauer Benjamin Schulz aus Heilsberg erneuert. Bemerkenswert sind auch die aus Holz geschnitzten Statuen des Heiligen Nikolaus, des Schutzpatrons der Kirche und die zehn Apostel, die bei dem Brand sowie auch 1945 gerettet werden konnten. Ein spätgotischer Flügelaltar mit aus Holz geschnitzten vergoldeten Figuren befand sich neben dem Turmeingang.

Ein hervorragendes Kunstwerk ist das von Meister Bernhuser 1387 aus Bronze gegossene Taufbecken. Den von liegenden Löwen umgebenen Sockel schmücken zwischen gotischen Arkaden die Gestalten von acht Aposteln. Das Becken selbst zeigt in knapper, eindringlicher Darstellung acht Szenen aus dem Marienleben. 



Bild Nr. 4: Nikolaikirche. Taufbecken von 1387. Der Erzguß spielte im Ordenslande hauptsächlich für die Herstellung von Feuerbüchsen eine Rolle. Wegen dieser Büchsen war Preußen damals in ganz Europa berühmt.




Bild Nr. 5: Kreuzigungsgruppe in der Nikolaikirche mit Maria und Johannes





Bild Nr. 6: Christuskopf - Detail aus der Kreuzigungsgruppe





Bild Nr. 7: Johannes der Täufer - Detail aus der Kreuzigungsgruppe


In den Jahren 1573 bis 1617 war die St. Nikolaikirche die Hauptkirche der Evangelischen, wurde aber nach langwierigen Prozessen von den Polen, die damals die Oberherren von Elbing waren, den Katholischen zugesprochen. Zweimal ist sie noch im Besitz der Evangelischen gewesen, nämlich zur Zeit der schwedischen Besatzung unter Gustav Adolf (1626-1632) und zur Zeit des Schwedisch-Polnischen Krieges (1655-1660). Seit dem Frieden von Oliva (1660) ist sie dauernd die Hauptkirche der Katholischen geblieben.

Im Januar 1945 wurde durch die Kriegseinwirkung die Kirche erneut schwerstens beschädigt und brannte am 2. Februar zusammen mit der Altstadt völlig aus. Übrig blieben nur die Stahlkonstruktion des Turmes und die Seitenmauern. Glücklicherweise konnte fast die ganze gotische Innenausstattung rechtzeitig in verschiedene Dorfkirchen ausgelagert und somit gerettet werden.


Bild Nr. 8: Die Brückstraße: links sieht man das ausgebrannte Gasthaus "Zum Goldenen Löwen" und rechts einen Teil des zerstörten Kirchturms der Nikolaikirche. (siehe Bild Nr. 1)



Bild Nr. 9: Das ist von der Nikolaikirche und den schönen Patrizierhäusern am Elbing-Fluß übrig geblieben.

Der Wiederaufbau erfolgte 1948-55, wobei die ursprüngliche Außenform (dreiteiliges Satteldach) wiederhergestellt und der Turm nach den Bauplänen von 1598-1603 rekonstruiert wurde. Im Innenraum wurde versucht, den Zustand, wie er vor 1777 war, herzustellen. Aus statischen Gründen konnte das Stern- und Kreuzgewölbe (wie bis 1777 vorhanden) nicht mehr errichtet werden. So liegt heute eine einfache Betondecke auf den Pfeilern . Hinter dem Hochaltartisch erfolgte die Freilegung von 3 Spitzbögen (Zustand 1260-1330).

Die Turmspitze wurde ebenfalls wieder hergestellt und 1990 durch einen neuen Anstrich vor den Einflüssen der Witterung geschützt. In der Kirche fanden Altäre und Sakralgegenstände aus verschiedenen Elbinger Kirchen (u. a. St. Marien und Drei Könige) einen neuen Platz, ebenso der Altar der Cadiner Kirche. Von 1968-80 wurden in den Fenstern neue Maßwerke und Rosetten aus Sandstein angebracht und mehrere Fenster mit farbigen Motiven ausgestattet. St. Nikolai ist seit 1992 Kathedralkirche des neuerrichteten Bistums Elbing.



Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß.  Überarbeitet und ergänzt v. Hans-Jürgen Schuch, Elbinger Hefte Nr. 45, Münster: Truso-Verlag 1999, 100. Abb., 160 Seiten, Text S. 20-23.

Schuch, Hans-Jürgen: Elbing wie es heute ist, Reiseeindrücke in Wort und Bild aus der alten Hansestadt und ihrer Umgebung. Elbinger Hefte Nr. 41, Münster: Truso-Verlag 1991 zahlr. Abb., 144 Seiten, Text S. 18.

Wassermann, Charles: Unter polnischer Verwaltung, Tagebuch 1957, Gütersloh, Bertelsmann - Lesering 19057, mit 163 Originalaufnahmen des Verfassers, 304 Seiten, 2 Abb. S. 110.

Elbinger Nachrichten: Münster: April 2000, S. 8+9.

Clasen, Karl Heinz: Elbing. Aufgenommen von der Staatlichen Bildstelle, hrsgg. von Burkhard Meier, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1931, 37 Bildtafeln und 15 Seiten Text, Abb. Tafel 24, 27-29, Text S. 6, 14.

Carstenn, Edward: Geschichte der Hansestadt Elbing. Elbing: Verlag von Léon Saunier's Buchhandlung 1937, 50 Tafeln, 539 Seiten, Abb. Tafel 40.

Steffen, Alfons: "Geschichte der St. Nikolai-Kirche" in den Elbinger Briefen Nr. 32, hrsgg. von Berhard Heister, Sept. 1981, mehrere Abb., 60 Seiten, Text S. 10.



Bild Nr. 10:  Blick von der Hohen Brücke auf den Westgiebel der St. Marienkirche, (erbaut 1238-1246). Das weiße Gebäude ist das Gasthaus "Goldener Stern."

Die St. Marienkirche ist von dem Mönchsorden der Dominikaner, einem Prediger- und Bettelorden,  gegründet worden. Diesem erteilte der Hochmeister Heinrich von Hohenlohe am 24. Mai 1246 die Erlaubnis, nahe bei der nordwestlichen Stadtmauer Klostergebäude und, der Klosterregel entsprechend, eine Kirche ohne Turm zu bauen. Die Kirche des Bettelordens durfte nur einen Dachreiter besitzen, aber keinen Turm, weil dieser bei den Dominikanern als Hoffahrt verpönt war. 

Die Dominikaner "wirkten mächtig durch Werk und Wort im Preußenlande", waren aber arme Bettelmönche. Sie mußten also Kloster und Kirche von den Erträgnissen der milden Gaben erbauen, die sie eingesammelt hatten. So entstand die Kirche, an der die Handwerker in ihrer freien Zeit umsonst zu arbeiten pflegten, nur nach und nach. Sie wurde der Mutter Gottes geweiht und daher Kirche zu St. Marien genannt. 

Die Schiffer verrichteten dort ihre Gebete, bevor sie auf große Fahrt gingen. Im Kreuzgang und im Klosterhofe ruhen die Kaufleute aus London, neben denjenigen von Elbings Artushof. St. Marien war später die evangelische Hauptkirche Elbings.




Bild Nr. 11: Hinterhöfe in der Wilhelmstraße, Rückseite der Kürschnerstraße, dahinter St. Marien, die evangelische Haupt- und Garnisonskirche. Radierung von Wilhelm Noack, Elbing 1922.


Der hohe, schlanke Säulenbau, der die gewölbte Decke trägt, sowie die hohen spitzbogigen Fenster und das schöne dreiteilige Altarbild machen die Marienkirche zu einem der schönsten Gotteshäuser Elbings. Als einstige Klosterkirche besteht sie aus dem nach Osten liegenden Chor und dem Langschiff. Chor und Kreuzgang haben Kreuzgewölbe, die Langkirche ein schönes Netzgewölbe.



Bild Nr. 12: Das Netzgewölbe in der Kirche St. Marien. Diese Am Anfang des 16. Jahrh. entstandenen Netzgewölbe bedeuten die Endstufe einer reichen Gewölbeentwicklung im Ordenslande.

Der Hochaltar trennt die Langkirche vom Chor. Es ist ein schöner, spätgotischer Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert mit aus Holz geschnitzten, vergoldeten Figuren.



Bild Nr. 13: Altarbild in der Marienkirche aus dem 15. Jahrhundert

Im mittleren Teil erblickt man Maria mit dem Christuskind, zur Rechten Maria  Magdalena, zur Linken Barbara. Die Figur der Maria ist zu öffnen.

Hier handelt es sich um eines der bedeutendsten Schnitzwerke nicht nur der Ordenskunst, sondern der ganzen deutschen Plastik.

Im Innern der Maria zeigt sich, geschnitzt, Gottvater, der Christus am Kreuz vor sich auf dem Schoß hält, und auf den geöffneten Türen des Altars sind Ordensgeistliche männlichen und weiblichen Geschlechts, zwei Ritter des deutschen Ordens, der Papst und drei Kardinäle gemalt.




Bild Nr. 14: Schreinmadonna  (Schutzmantelmadonna)  in der Marienkirche mit geöffneten Flügeln. Im Innern der Gnadenstuhl.


Auf dem rechten Flügel sieht man Maria in der Herrlichkeit zwischen Gottvater und Christus, von Engeln gekrönt, unten die Verkündigung Mariä, auf dem linken Flügel aber die Anbetung der Hirten, unten die Anbetung der Heiligen Drei Könige. 

An kunstvollen Schnitzereien befinden sich an der Ostseite des Chors ein kleiner, gotischer Flügelaltar mit vergoldeten Schnitzereien, in der Sakristei ein Altaraufsatz. Auch die 1598 verfertigte Kanzel zeigt schön gearbeitete Holzschnitzereien im Stil der Spätrenaissance. 

An die Marienkirche schließt sich nach Westen der altertümliche Klosterhof, nach Norden ein Garten, der früher als Begräbnisplatz diente, an.




Bild Nr. 15: Blick von der Kürschnerstraße in den Klosterhof der Dominikaner.





Bild Nr. 16: Die Marienkirche mit dem Klosterhof

Der vertraute gotische Backsteinbau ist nach dem Kriege wieder renoviert worden. Das Dachreiterchen, das die Glocken barg, ist nicht mehr vorhanden. Der große leere Innenraum birgt die "Galerie EL", eine moderne Kunstgalerie und auf dem Kirchenboden befinden sich die Ateliers verschiedener Künstler. 

Clasen, Karl Heinz: Elbing. Aufgenommen von der Staatlichen Bildstelle, hrsgg. von Burkhard Meier, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1931, 37 Bildtafeln und 15 Seiten Text, Abb. Tafel 22, 25, Text S. 6, 13.

Schuch, Hans-Jürgen: Elbing. Aus 750 Jahren Geschichte  der Ordens-, Hanse- und Industriestadt. Berlin/Bonn: Westkreuzverlag 1989. Viele Abb., 168 Seiten, Abb.+ Text S. 27.

Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß.  Überarbeitet und ergänzt v. Hans-Jürgen Schuch, Elbinger Hefte Nr. 45, Münster: Truso-Verlag 1999, 100. Abb., 160 Seiten, Text S. 30, 33.

Heister, Bernhard: "Elbinger Häuser " im Westpreußen-Jahrbuch 1955, hrsgg. von der Landsmannschaft Westpreußen, Leer: Verlag Rautenberg & Möckel, mehrere Abb., 161 Seiten, Text S. 68.

Heister, Bernhard: "Elbing-Reise 1975" in den Elbinger Briefen Nr. 27, Sept. 1976, mehrere Abb., 60 Seiten, S.  46.

Schuch, Hans-Jürgen: Elbing wie es heute ist. Elbinger Hefte Nr. 41. Münster: Truso-Verlag 1991, mehrere Abb., 144 Seiten. Text S. 38.



Bild Nr. 17: Die Kirche "Zum Heiligen Leichnam" in der Heilig-Leichnamstraße (14.6.1911)

Als die Altstadt von Elbing 1237 gegründet wurde und noch 60 Jahre danach war die Gegend der Heilig-Leichnamstraße ganz mit Wald bedeckt. In diesem Wald bauten die Bewohner ein Hospital für Aussätzige und weihten es St. Georg. Dieses St. Georg - Hospital erhielt auch eine Kapelle.

Der Sage nach soll sie von einigen holländischen Seefahrern zum Dank für die Rettung aus Seenot, erbaut worden sein.

Im Jahr 1400 brannte die St. Georg-Kapelle ab. Als man danach den Schutt forträumte, fand man die Hostie (den heiligen Leichnam) unversehrt unter den Trümmern liegen, wogegen das Säckchen, darin der heilige Leichnam  gelegen hatte, versengt war. Darauf strömten große Scharen von Wallfahrern herbei, um das Wunder zu schauen. Die Spenden flossen reichlich, so daß sich der Ordensbruder Helwing Schwan dazu entschloß, an dieser Stelle eine Kirche zu erbauen, die er "Zum Heiligen Leichnam" benannte. Das war im Jahre 1405.



Bild Nr. 18: Das Innere der Heilig-Leichnamkirche mit dem berühmten Deckengewölbe.

Das Innere der Heilig-Leichnamkirche enthielt das einzige in Deutschland ausgeführte Holzgewölbe mit Hängepfosten, dessen Vorbild in England zu suchen ist, und manche wertvolle Skulpturen und Malereien: den Barockaltar mit seinen wie lebend gemalten Bildnissen und seine geschnitzten Figuren, eine Madonnenstatue und eine Reihe biblischer Gemälde. Altar und Kanzel sind im Jahre 1646 errichtet worden. Die Kirche ist 1896 einer gründlichen Ausbesserung unterzogen und durch einen Anbau erweitert worden.



Bild Nr. 19: Die Heilig-Leichnamkirche mit  Gemeindehaus

Kirche und Gemeindehaus wurden 1945 stark beschädigt. Die Kirche wurde später (wesentlich kleiner) und mit einer Zwischendecke verändert wieder aufgebaut.

Etwa ab 1970 wurde sie von der Handwerkergenossenschaft als Klub- und Kulturhaus mit Café genutzt. Im Dezember 1981 kaufte die katholische Kirchengemeinde das ehemalige evangelische Gotteshaus, um darin vor allem Kindern Religionsunterricht zu erteilen.

Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß, überarbeitet und ergänzt von Hans-Jürgen Schuch,

Elbinger Hefte Nr. 45, Münster: Truso-Verlag 1999, 100 Abb., 160 Seiten,

Schuch, Hans-Jürgen: Elbing wie es heute ist, Reiseeindrücke in Wort und Bild aus der alten Hansestadt und ihrer Umgebung. Elbinger Hefte Nr. 41, Münster: Truso-Verlag 1991 zahlr. Abb., 144 Seiten, Text

Lockemann, Theodor: Elbing - Deutschlands Städtebau. Hrsgg. vom Magistrat von Elbing, mit zahlr. Abb., 200 Seiten, Berlin-Halensee: DARI-Verlag 1926.

Pudor, Carl: Elbing und seine Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung, Wernichs Buchdruckerei 1910, Reprint Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, S. 45.

Clasen, Karl Heinz: Elbing. Aufgenommen von der Staatlichen Bildstelle, hrsgg. von Burkhard Meier, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1931, 37 Bildtafeln und 15 Seiten Text, Abb. Tafel 23.




Bild Nr. 20: Neustädtische Pfarrkirche zu den Heiligen Drei Königen (erbaut um 1341) 

Die alte Pfarrkirche der mittelalterlichen Neustadt, zu Heiligen Drei Königen, die mit mehreren Anbauten und einem gesondert stehenden Glockenturm ein sehr malerisches Bauwerk war, ist leider 1881 wegen Baufälligkeit abgebrochen und neu erbaut worden.



Bild Nr. 21: Die Heilige Drei Königskirche




Bild Nr. 22: Die Heilige Drei Königskirche aus einem anderen Blickwinkel

Die neue Kirche wurde 1885 eingeweiht. Der alte Hochaltar wurde in den Neubau überführt; d.h. der Mittelschrein und die beiden Innenflügel sind erhalten, die Außenflügel fehlen. Den Mittelschrein und die vier Darstellungen der Innenseiten der Flügel bilden gemalte und reich vergoldete Holzschnitzereien. Alle Darstellungen sind gerade abgeschlossen durch reiches Rankenwerk.

Dargestellt ist im Mittelschrein die Anbetung der Heiligen Drei Könige, auf den Flügeln links die Verkündigung und die Beschneidung, in der Predella die Hl. Dorothea, die Hl. Barbara, die Hl. Katharina und die Hl. Margarete. Die Außenseiten der Flügel sind gemalt.

Die sehr schwungvollen Schnitzereien von technisch hohem Können stammen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Der sonst bisher nicht weiter nachgewiesene Künstler hat seinen Namen "Schofstein" (Schofstain) auf den Ärmelrand des knienden Königs Balthasar eingeschnitzt.



Bild Nr. 23: Mittelschrein des Hochaltars der Kirche zu den Heiligen Drei Königen. Es handelt sich um ein Hauptwerk nordostdeutscher Schnitzkunst jener Zeit.

Ein sehr schöner Schmuck der Kirche war außerdem  das von Kaiser Wilhelm I. geschenkte Ölgemälde von  Professor Schrader "Die Anbetung der Könige" mit lebensgroßen Figuren.

1945 wurde die Heilige Drei Königskirche vollständig zerstört. 


Clasen, Karl Heinz: Elbing. Aufgenommen von der Staatlichen Bildstelle, hrsgg. von Burkhard Meier, Berlin: Deutscher Kunstverlag 1931, 37 Bildtafeln und 15 Seiten Text, Abb. Tafel 31, Text S. 14.

Kownatzki, Hermann: Brückenkopf Elbing, Preußenführer, hrsgg. von E. Weise, H. Kownatzki, Elbing: Preußenverlag 1936, mehrere Abb., 120 Seiten, Text S. 61+62. Hermann Kownatzki war Stadtarchivar von Elbing.

Krüger,Emil: Elbing - Eine Kulturkunde auf heimatlicher Grundlage. Elbing: Léon Saunier's Buchhandlung, Verlag 1930, mehrere Abb., 224 Seiten, Abb. S. 35.

Pudor, Carl: Elbing und seine Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung, Wernichs Buchdruckerei 1910, Reprint Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, S. 45, 46.



Bild Nr. 24: Die St. Adalbertkirche auf Pangritz Kolonie

Als die St. Adalbertkirche auf Pangritz Kolonie in der Adalbertkirchstraße am 17. März 1901 eingeweiht wurde, gehörte dieses Gebiet zum Elbinger Territorium und damit zum Landkreis Elbing. Nach der Eingemeindung der Pangritz Kolonie in die Stadt Elbing im Jahre 1913 war sie nach der St. Nikolaikirche die 2. katholische Kirche der Stadt Elbing.

Die Pfarrer waren ab 1906 Hugo Ganswind und ab 1936 Aloyas Schmauch, ein Bruder des bekannten Kopernikusforschers Professor Dr. Hans Schmauch.



Bild Nr. 25: Die St. Adalbertkirche aus der Nähe. (1.8.1934)

Die im Ordensstil erbaute und dem Heiligen Adalbert geweihte Kirche wurde 1945 nicht zerstört. Sie war vielen Deutschen 1945 ein Ort der Erbauung in sehr schwerer Zeit, um die sich nach Kräften drei Kaplane sorgten. An der Kirche besteht noch der alte Friedhof, auf dem auch das Grab des Elbinger Zigarren- und Tabakfabrikanten Albert Lange erhalten blieb. 

Die St. Adalbertkirche wurde nach dem Bischof und Märtyrer "Adalbert von Prag" benannt. Adalbert, der mit Taufnamen "Wojtech" hieß, wurde 956 in Libice (CSFR) geboren. Im Alter von 27 Jahren wurde er 983  2. Bischof  von Prag.  Im Jahre 989 legte er sein Bischofsamt nieder und trat in Rom in das Benediktinerkloster "St. Bonifatius und Alexius" ein. Nach weiteren Stationen in Prag und Rom, missionierte er nach der Ermordung seiner Familie 996, mit tatkräftiger Unterstützung durch den Polenherzog Boleslaw, einige Monate in Ostpreußen.

Aber schon am 23. April 997 wurde der Kirchenmann bei Tenkitten im Samland von Glaubensgegnern erschlagen. Herzog Boleslaw ließ Adalbert von Prag im Dom von Gnesen, der ihm geweiht wurde, im heutigen Polen beisetzen.  Bereits 999 wurde der Bischof von Papst Silvester II. heiliggesprochen.

Elbinger Nachrichten, Münster: Dezember 2001, Text S. 1+2.

Schaube, Vera/ Schindler, Hanns Michael: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, Pattloch Verlag 1992, zahlr. Abb., 702 Seiten, Text S. 172+173.

dtv-Lexikon Band 1, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1971, mehrere Abb., 319 Seiten, Text S. 31.




Bild Nr. 26: Kirchenfenster in der Pauluskirche, Elbing 1985

Etwas älter als die St. Adalbertkirche ist die 1895 eingeweihte evangelische St. Pauluskirche in der Lindenstraße, die auch zur Pangritz Kolonie gehörte. 1896 wurde sie aus Heilig-Leichnam ausgepfarrt. Hier entstand zusammen mit Lärchwalde eine neue selbständige evangelische Kirchengemeinde. Der Kirchenbauer und Hilfsprediger Wilhelm Daniel Böttcher ging 1897 als Pfarrer nach Schlochau. Sein Nachfolger Hermann Ferdinand Ludwig Knopf wurde 1899 Erster ordentlicher Pfarrer der neuen Kirchengemeinde, bis ihn 1936 Franz Jeroschewitz ablöste, der als Gefangener in Sibirien verstarb.

Die St. Pauluskirche hat den Zweiten Weltkrieg ebenfalls überstanden. Beide Kirchen werden jetzt von der Katholischen Kirche genutzt, die nördlich von St. Adalbert zusätzlich eine neue Kirche baute.

Elbinger Nachrichten, Münster: Dezember 2001, S. 1+2.

Schuch, Hans-Jürgen: Elbing. Aus 750 Jahren Geschichte der Ordens-, Handels- und Industriestadt. Berlin/Bonn: Westkreuz-Verlag 1989, mehrere Abb., 168 Seiten, Text S. 79.





Bild Nr. 27: Die "Kirche St. Annae auf dem Berge". Zeichnung von Gerhard Salemke.

Von 1611 bis 1621 baute die St.-Annen-Brüderschaft auf dem Platz, auf dem später die neue Kirche stand, mit Unterstützung des Rates der Stadt Elbing und wohlhabender Privatleute ein großes Gotteshaus, als Ersatz für die abgebrochene Jakobskirche. Die alte Annenkirche war ein Fachwerkbau und wurde schon damals "die Kirche St. Annae auf dem Berge" oder die "Bergsche Kirche" genannt.

Kaum war das Kirchlein fertig, so drohte ihm schon der Untergang. Als die Schweden 1626 unter Gustav Adolf in Elbing einzogen, bauten sie die schon vorhandene Verschanzung um die Kirche stärker aus und besetzten sie mit Geschützen. Dabei war ihnen die Kirche im Wege. Der Schwedengeneral wollte sie deshalb abbrechen lassen, aber Gustav Adolf sagte: "Die Kirche soll Er stehen lassen; ich bin nicht gekommen, Kirchen zu zerstören, sondern gedenke, noch neue zu bauen." So hat sie nahezu 300 Jahre gestanden, bis sie 1899 durch den prächtigen gotischen Neubau ersetzt wurde.            

Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß.  Überarbeitet und ergänzt v. Hans-Jürgen Schuch, Elbinger Hefte Nr. 45, Münster: Truso-Verlag 1999, 100. Abb., 160 Seiten, Abb. S. 58, Text S. 57.



Bild Nr. 28: Die neue St. Annenkirche. Diese Ansichtskarte wurde nach New Jersey, USA, geschickt.

Die neue St. Annenkirche wurde in den Jahren 1899-1901 nach den Plänen und unter der Oberleitung des berühmten Kirchenbaumeisters Professor Otzen errichtet. Das Innere der neuen Kirche machte durch die einfache, aber würdige Ausstattung in Form und Farbe einen herzerhebenden Eindruck.



Bild Nr. 29:  St. Annenkirche

Im Jahr 1921 konnte die St. Annen - Kirchengemeinde das Fest des 300jährigen Bestehens feiern. 1945 wurde diese schöne Kirche beschossen und anschließend gesprengt. Lediglich  die Leichenhalle blieb erhalten. Sie ist heute eine kleine Kapelle.


Krüger, Emil: Elbing. Eine Kulturkunde auf heimatlicher Grundlage. Elbing: Léon Saunier's Buchhandlung, Verlag 1930, viele Abb., 224 Seiten, Text S. 205.

01.04.04