Teil
2 - Stobbe Machandel
(bis 1920 Hotel und
später Landratsamt oder Kreishaus). Es wurde damals von der Stadt
aufgekauft und dem neugebildeten Kreis Großes Werder zur Verfügung
gestellt. Diese Maßnahme hat seiner Zeit dazu beigetragen, dass
Tiegenhof der Sitz der Kreisverwaltung wurde und nicht die Nachbarstadt
Neuteich. Blick vom Landratsamt auf den
Beischlag von Fadenrecht auf der linken Seite. Rechts ist der
Fachwerkbau von Robert Ebler zu sehen, dann 2 Häuser Kaminski /
Freimann. Später Losch, Janzen-Penner, Uhrmacher Weinert, später
Pille-Ziemens, Bergen u. Claaßen (Kolonial- u. Eisenwarenhandlung), früher Unger,
der auch einen Machandel herstellte in Konkurrenz zu Stobbe. Alle diese
Häuser hatten Zugang zur Tiege und dort Speicher. Die Häuser auf
beiden Seiten und die Speicher an der Tiege haben den Krieg nicht
überstanden. Nur der Baum steht noch.
Bild Nr. 21: Die mit Fahnen geschmückte Marktstraße
im Jahre 1918. Die Feldpostkarte wurde am 4. 07.1918 in Rückenau im Kr. Elbing geschrieben und
in Marienau im Kr. Marienburg gestempelt. Oben: Blick von der Zugbrücke auf das Haus der
"Volksgemeinschaft". Das Haus wurde im 2. Weltkrieg
beschädigt. Heute befindet sich darin die Kreisverwaltung.
Das erste Haus von links ist das Bankhaus Stobbe, das später von der
Deutschen Bank übernommen wurde, dahinter die Realschule (später das
Gymnasium, heute das Lyceum), am Ende der Straße das Haus des Gärtners
Dargatz (steht heute noch). Rechts das Brauereigebäude der ehemaligen
Brauerei von Hermann Stobbe. Nach dem
Tode des ersten Inhabers am 23.8.1823 ging die Fabrik unter der Fa. H.
Stobbe in den Besitz des Sohnes Hermann Stobbe (1790-1867) über.
Am 1. Januar
1866 übernahm Heinrich Stobbe (1825-1910), der Sohn des Vorinhabers die Fabrik
unter der Fa. Heinrich Stobbe und trat sie am 1. Mai 1891 an seinen
ältesten Sohn Heinrich (1860-1932) ab. Dieser übernahm die Fabrik in
einer Zeit, in der insbesondere das nahe Danzig sich zum
wirtschaftlichen Zentrum Westpreußens entwickelte. In dieser Zeit des
Wandels erfreute sich der Macheike, wie der Machandel mitunter
auch genannt wurde, einer immer größer werdenden Beliebtheit. Anfangs
schätzten ihn nur die Werderbauern, dann die Fischer und Schiffer, die
Schauerleute und Sackträger, die Holz- und Gewürzkapitäne, die Lotsen
und Strompolizisten, die Zöllner und Expedienten, die Taxameterkutscher
und Pferdebahnschaffner, doch schließlich gewann er auch Eingang bei
den "höheren Klassen", wie es damals - aber ohne Klassenhass
- hieß, kurz: er war zum Volksgetränk geworden. Für die Danziger war
der Machandel schlicht das "Danziger - Nationalgetränk".
In den Jahren 1878, 1883 und 1898 wurden die Fabrikanlagen noch durch Lagerspeicher, Pferde- und Viehställe erweitert. Die Fabrik hatte vor dem Kriege einen ganz bedeutenden Absatz, erzeugte in einem Jahre etwa eine Million Liter Branntwein und hatte ein ständiges Lager fertiger Liköre von über einer Viertelmillion Liter Liköre, hauptsächlich Machandel. Einige Fässer wurden immer zurückbehalten, deren Inhalt durch die natürliche Alterung des Machandels immer wertvoller wurde. Sie kamen als "Allerfeinster Tafel Machandel" und als "Jubiläums Machandel" nach 8 bis 10 Jahren in den Handel. Noch ältere Sorten wurden dann mit 15 Jahren "Alter Jahrgang" und schließlich mit 50 Jahren Lagerung "Ältester Jahrgang". Letzterer hatte als Besonderheit durch die jahrzehntelange Lagerung ein goldgelbes Aussehen. Bild
Nr. 27: Reklame
von 1910 Durch den unglücklichen Krieg (1. WK) und
die Abtrennung des Freistaates Danzig von Deutschland ist durch die
entstandenen Zollgrenzen der Absatz des allgemein beliebten und
begehrten Stobbe's Machandel nach Deutschland unterbunden worden. Aus
diesem Grunde hat die Fa. Heinrich Stobbe, offene Handelsgesellschaft,
in Marienburg Wpr., für Deutschland eine Zweigfabrik errichtet, in der
gleichfalls nach altem Rezept der "Echte Stobbe's Machandel 00,
Edel-Likör" hergestellt wurde. Dieses Werk wurde ab 1921 von
Heinrich Eduard Stobbe, dem ältesten Sohn der Familie Stobbe, bis
zu seinem Tode im Jahre 1928, geleitet. Zum Schutze der Echtheit sind die
Original-Tönnchenflasche, das Kreuzetikett und auch der Name "Stobbe's
Machandel", sowie das Glas gesetzlich geschützt.
Im
Jahre 1926 gab Heinrich Stobbe den Betrieb in Tiegenhof an seinen
jüngsten Sohn Bernhard weiter. Am 3.
Mai desselben Jahres konnte die Firma auf ihr 150-jähriges Bestehen im Besitz der
Stobbes zurückblicken. In
Danzig gab es eine Vielzahl von "Kukilorchen", wie der
Danziger die vielen edlen Wässerchen auch zu nennen pflegte, aber nur
einen Stobbe Machandel. Besucher aus aller Herren Länder lernten den
Machandel in Danzigs Familien oder in den reichlich vorhandenen
Gaststätten kennen und schätzen. So auch bei "Machandel
Reimann" in der Hundegasse 22/23. Die Firma Johannes Reimann
war Alleinvertreter der Firma Heinrich Stobbe und besaß ab September
1939 auch die alleinige Vertretung für den neuen Reichsgau "Danzig
Westpreußen". In den zwanziger Jahren übernahm Johannes Reimanns Sohn
Herbert den Betrieb und führte diesen bis 1945. verschiedene Tönnchenflaschen und Tönnchen
der Firma Stobbe
Auch zwei spezielle Machandelgläser
wurden hergestellt und patentrechtlich geschützt. Die Gläser hatten
ein ähnliches Aussehen wie die Flaschen und wurden im Volksmund
"Tönnchen" oder zuweilen auch "Bommchen" genannt.
Die Größe und die Beschriftung der Gläser änderte sich von 1897 -
1970 mehrfach. Als Beschriftung sind bisher bekannt geworden: "Stobbes's
00", "Stobbe's Machandel 00" und "Stobbe's
Machandel". Etwas Besonderes waren die Danziger
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Christa Mühleisen |