Teil 8 - Krankheit und Tod


Leider konnte der nunmehrige Gutsherr nicht ständigen Aufenthalt in Neudeck nehmen. Die Geschäfte des Reichspräsidenten machten seine Anwesenheit in Berlin notwendig. Lediglich Besuche zur Entspannung und Erholung waren ihm auf seinem Gut in dem neuerstellten Herrenhause vergönnt.

Als er 1934 Neudeck besuchte, zwang ihn ein schweres körperliches Leiden, weit über seine ursprüngliche Absicht, dort zu bleiben. Hindenburg war schwer krank. Ein Oberarzt des Professors Ferdinand Sauerbruch mußte ständigen Aufenthalt im Herrenhause nehmen, um den Kranken zu betreuen, weil der Professor bei seiner sonstigen Inanspruchnahme nur zeitweise nach Neudeck kommen konnte. Oft noch hat der Feldmarschall in Begleitung dieses Arztes in jenen herrlichen Sommertagen Ausfahrten durch die Felder gemacht und hat Besuche seines lieben Freundes, des Kammerherrn von Oldenburg empfangen können.



Foto Nr. 82:  Kammerherr Elard von Oldenburg-Januschau

Dann fesselte ihn in den letzten Julitagen sein Leiden ans Bett und seine Kräfte schwanden mehr und mehr.

Am 2. August 1934, etwa um 9.30 Uhr starb Paul von Beneckendorff und von Hindenburg, und bald standen überall die Nationalflaggen auf amtlichen und privaten Gebäuden auf halbmast und zeigten die Trauer des deutschen Volkes um den Verlust seines Oberhauptes an.

Am Nachmittag versammelten sich die ältesten Arbeiter aus Neudeck, um von ihrem Gutsherrn Abschied zu nehmen. Schweren Herzens traten die treuen Leute einzeln an das Totenbett ihres verehrten und geliebten Herren heran, der noch so dalag, als wurde er schlafen. Aber auch aus den entfernteren Gegenden Ostpreußens waren ganze Familien eingetroffen und baten um Einlaß. Es war wie eine Wallfahrt zu dem Schloß des großen Toten.
 



Foto Nr. 83:  Reichspräsident von Hindenburg auf dem Totenbett mit Ehrenwache

Die Regierung beschloß, dem Reichspräsidenten in einer besonderen Gruft dort seine ewige Ruhestätte zu geben, wo er als großer Feldherr das beängstigende Schicksal des Volkes gewendet hatte:

im Gruftturm des "Tannenberg-Denkmals"



Foto Nr. 84:  Luftaufnahme des Tannenberg-Denkmals (1927 erbaut)





Foto Nr. 85:  Hindenburg-Standbild im Tannenberg-Denkmal

Die Trauerfeier für die Familie fand im Herrenhaus Neudeck statt.

Über den Tag der Trauerfeier wurde berichtet:

"Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden," mit diesen Worten hat der Feldbischof die Trauerpredigt begonnen. Und wie er geschlossen hat, ertönt, unirdisch beinahe durch das Fenster zu Häupten des Sarges, der vielstimmige Choral "Sei getreu bis in den Tod." Wie ein seltsames Echo klingt aus dem dunklen Park von weitem her der Hörnerschall der Gutsförster: Jagd vorbei! Die letzte stille Stunde ist vorüber. Es wird dunkler. Die Nacht kommt. (...) Das Licht im Leuchter ist verloschen. 

Der große Zapfenstreich wurde gespielt und Ehrenkompanien aus Deutsch-Eylau hatten Aufstellung genommen. Bei seiner Überführung von Neudeck zur Grabstätte in der Nacht vom 7. zum 8. August 1934 erwies die ostpreußische Bevölkerung schweigend ihrem Befreier durch ein 70 km langes Fackelspalier und ein endloses Reitergefolge die letzte Ehre."



Foto Nr. 86:  Beerdigung Hindenburgs im Tannenberg-Denkmal




Foto Nr. 87:  Die Gruft mit den Sarkophagen von Paul und Gertrud von Beneckendorff und von Hindenburg im Reichsehrenmal Tannenberg

Aber auch im neuerrichteten Reichsehrenmal hat Hindenburg nicht lange ruhen dürfen. Es wurde 1945 vor dem Anrücken der russischen Armeen gesprengt.



Foto Nr. 88



Foto Nr. 89:  Das zerstörte Hindenburg-Standbild im gesprengten Tannenberg-Denkmal


Noch im Tode wurde Hindenburg ein Heimatvertriebener

Vor der Sprengung des Tannenberg-Denkmals wurden die Särge von Paul von Hindenburg und seiner Gemahlin nach Marburg/Lahn überführt. Sie haben dort in der ev. Elisabethkirche ihre letzte Ruhe gefunden, der Kirche, die der Deutsche Ritterorden bereits vor seiner Berufung nach Preußen erbaut hatte und die noch heute an dem Hauptportal das Wappen der Hochmeister trägt.



Foto Nr. 90:  Die Hildegard-Gruft in der Elisabethkirche zu Marburg/Lahn mit den Särgen von Paul und Gertrud von Beneckendorff und von Hindenburg


Für seinen Wert als Soldat, Mensch und Staatsmann sprechen seine eigenen Worte, die er 1919 seinem Lebensbericht voranstellte: "Als Mensch habe ich gedacht, gehandelt und geirrt. Maßgebend in meinem Leben und Tun war für mich nicht der Beifall der Welt, sondern die eigene Überzeugung, die Pflicht und das Gewissen."


Als leider schwerwiegenden Irrtum Paul von Hindenburgs möchte ich die Berufung Adolf Hitlers zum Reichskanzler bezeichnen. So hat er leider dem Nationalsozialismus den Weg zur Macht freigegeben.

Christa Mühleisen

Hindenburgs Gedenkstein

Ein Artikel aus der polnischen Zeitung Gazeta Olsztynska
Übersetzung von Dawid Marmucki, Szczytno

Es ist ein Gedenkstein aus der Zeit des Ersten Weltkrieges in der Gegend von Pasym (Passenheim) gefunden worden. Der Stein war Paul von Hindenburg gewidmet. Ursprünglich stand er dort, wo sich der große Befehlshaber 1914 nach der Schlacht bei Tannenberg aufgehalten hat. Der Stein und auch ein Denkmal sollte an die Tapferkeit dieses Mannes und den gewaltigen Sieg der Deutschen über die Russen erinnern. In den 30er Jahren war er ein sehr bekanntes Ziel der Radfahrer.

1945 haben die Russen den Gedenkstein verschandelt. Infolge dessen verlor er das Wappen der Hindenburg-Familie und die Gedenktafel, dann wurde er achtungslos in einen Sumpf geworfen, wo er versank. Zum Glück fand ihn nach 57 Jahren der Student Szymon Drej und holte ihn mit seinen Eltern heraus. Sie haben sehr lange nach diesem Stein geforscht und glücklicherweise den Sumpf, wo er steckte, entdeckt. Eines Tages ist der Stein von ihnen zuerst sehr mühsam mit dem Spaten ausgegraben worden, und dann haben sie ihn mit Hilfe einer Zugmaschine geborgen.

An dem von Schlamm und Erde gereinigten Stein kann man auf seinem Unterteil die Buchstaben F M lesen. Im Oberteil sieht man zwei verwischte Inschriften und auch die Stelle, wo früher die Gedenktafel befestigt war. Der Fund steht jetzt an der Kreuzung mitten im Walde und wartet auf Leute, die nicht erlauben, daß der Gedenkstein in Vergessenheit gerät.
P.S. Schöne Grüße vom Kulturverein der Deutschen in Szczytno (Ortelsburg).




Foto Nr. 91:  Der Student Szymon Drej und der wiedergefundene Hindenburg - Gedenkstein

Auf dem Foto Nr. 26 sehen sie eine Nostalgie - Postkarte mit einer Abbildung des Steins .

Textnachweis:

Die Woche: Berlin 1. Oktober 1927. 

dtv-Lexikon in 20 Bd., Bd. 8, München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 317 Seiten, S. 308.

dtv-Lexikon in 20 Bd., Bd. 14, München: Deutscher Taschenbuch-Verlag, 318 Seiten, S. 228.

Harenberg, Bodo (Hrsg.): Chronik des 20. Jahrhunderts, Dortmund: Chronik Verlag 1993, 13. Auflage, viele Abb., 1440 Seiten, S. 254, 444, 448, 472, 481.

Hindenburg, Generalfeldmarschall: Aus meinem Leben, (1. Ausgabe 1919), Leipzig: G. Hirzel Verlag 1934, mehrere Abb., 319 Seiten, Text S. 9, 15-18, 24, 25, 29-33, 39-42

Hindenburgspende (Hrsg.): Reichspräsident Hindenburg, Berlin: Otto Stollberg, Verlag für Politik u. Wirtschaft 1927, 96 Seiten, Texte S. 9, 10, 62, 64, 67-70, 87.  

Kraft, Adam/Naujok, Rudolf: Ostpreußen mit Westpreußen/ Danzig und Memel. Mannheim: Adam Kraft Verlag 1976, 220 Aufnahmen, 65 Seiten Text, Text S. 60.

Lange, Carl: "Hindenburg und der Deutsche Osten" im Westpreußen-Jahrbuch 1957, hrsgg. von der Landsmannschaft Westpreußen, Leer, Verlag Gerhard Rautenberg, einige Abb., 160 Seiten, S. 118-126.

Lindenberg, Paul: Hindenburg - Denkmal für das deutsche Volk. Eine Ehrengabe zum 75. Geburtstag des Generalfeldmarschalls. Berlin: Vaterländischer Verlag C. U. Weller 1924,
zahlreiche Abb., 411 Seiten, Text S. 9, 46, 217.

Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg. Ein westpreußisches Heimatbuch. Detmold: Verlag Hermann Bösmann, 1963, 632 Seiten, Text S. 292-294.

Neise, Erna: Bilder aus dem Kreis Rosenberg/Westpreußen, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989,128 Seiten Text S. 5+6.

Rachuth, Bernd: 800 Kilometer in acht Wochen. Vor 40 Jahren erreichte der Hindenburg-Treck den Landkreis Uelzen. Mehrere Abb., 8 Seiten.

Schlusnus, Walter: Große Ost- und Westpreußen, einige Zeichnungen, München: Aufstiegsverlag, 240 Seiten, Text S. 217.


Bildnachweis:

Die Fotos Nr. 1, 11, 13, 14, 17-21, 24-26, 28-40, 44-47, 49-52, 55, 61-63, 65, 66, 78, 83-87  sind aus der Sammlung von Christa Mühleisen. 

Das Foto Nr. 9  wurde von Herrn Holger Knoblauch zur Verfügung gestellt.

Die Fotos Nr. 67-76 wurden vom  Stadtarchiv von Bad Bevesen zur Verfügung gestellt.

Die Woche: Berlin 1. Oktober 1927, Fotos Nr. 3, 4, 59, 60.

Gazeta Olsztynska Foto Nr. 91.

Helmolt, Hans F.: Hindenburg - Das Leben eines Deutschen. Mit vielen Illustr. und Tafeln in Kupfertiefdruck, Berlin: Verlag Neufeld & Henius 1926, 328 Seiten. Fotos Nr. 2, 8, 12, 15, 23, 27, 54.

Hindenburg-Bilder und Goldene Worte, Hrsg. u. Verleger: Dr. jur. Ewald Kimenkowski, Berlin 1931, 48 Seiten, Fotos Nr. 10, 43, 53, 56, 64, 77, 79, 80.

Hindenburg, Generalfeldmarschall: Aus meinem Leben, (1. Ausgabe 1919), Leipzig: G. Hirzel Verlag 1934, mehrere Abb., 319 Seiten,  Fotos Nr. 16, 41, 42.

Hindenburgspende (Hrsg.): Reichspräsident Hindenburg, Berlin: Otto Stollberg, Verlag für Politik u. Wirtschaft 1927, 96 Seiten,  Fotos Nr. 6, 7, 48, 57, 58.

Lindenberg, Paul: Hindenburg - Denkmal für das deutsche Volk. Eine Ehrengabe zum 75. Geburtstag des Generalfeldmarschalls. Berlin: Vaterländischer Verlag C. U. Weller 1924, zahlreiche Abb., 411 Seiten, Foto Nr. 5.

Müsse, Alfred: Der Kreis Rosenberg. Ein westpreußisches Heimatbuch. Detmold: Verlag Hermann Bösmann, 1963, 632 Seiten,  Fotos Nr. 81, 82.

Neise, Erna: Bilder aus dem Kreis Rosenberg/Westpreußen, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, 128 S.,  Foto Nr. 90.

Rehwaldt, Hermann: Tannenberg rettet Ostpreußen, Lengerich i. Westf.: Bischof & Klein Verlag, 87 Seiten, Foto Nr. 22.

Wassermann, Charles: Unter polnischer Verwaltung, Tagebuch 1957, Gütersloh: Bertelsmann Lesering, mehrere Abb., 304 Seiten, Fotos Nr. 88+89.


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