Warum Großmutter ohne Unterrock herumläuft
(ausgewählt von Christa Mühleisen)

Jedes Land hat so seine Spezialitäten und eine Fülle von Leibgerichten,
so auch unsere alte Heimat. Ganz hoch in der Gunst unserer Landsleute
stand u. a. auch der "Kumst".

Nicht etwa nur Sauerkraut - i wochjen, nein richtiger Kumst! Schon wejen
der Rechtschreibung, denn beim Sauerkraut war man sich nicht so richtig
einig, ob es "der", "das" oder gar "die" Sauerkraut heißt. Wir haben auch
dieses Rätsel gelöst: Es heißt natürlich "die Sauerkraut", ganz einfach-

der Mensch wird alt, der Mensch ergraut,
die Sau wird alt, die Sau-ergraut! ???
Es ist wohl doch besser, wenn wir beim Kumst bleiben.

Elbing hatte zwar einige "Kumst-Fabriken", zu denen auch der "Kumst-
Maxe", Max Liedke, Inhaber der "Grünen Hand" und Haritz in der 
Sternstraße (der späteren Hochstraße) gehörten. Was aber die richtigen
Kumstliebhaber waren, stellten ihn für den Eigenbedarf selbst her- hier
das gesetzlich geschützte Rezept!

Man nehme ganz gewöhnlichen Weißkohl, schneidet ihn in feine Streifen
bzw. hobelt ihn mit dem Kumsthobel und stoppt ihn in ein altes
Petroleumfaß und übt Stampfschritte vor Ort aus. Man kann auch Schuhe
und Socken ausziehen, was das Aroma wesentlich verbessert! Wer 
allerdings starke Schweißfüße hat, sollte selbige vorher waschen, wenn
es nicht zuviel Mühe macht.

Dann steigt man aus und packt neuen Kohl rein, streut Salz darüber 
und legt auch ein paar Ästchen Dill mang und läßt die Frau weiter 
stampfen, bis es zwischen den Zehen so richtig quaddert. Dann muß
endlich noch der Opa und die Marjell ran, denn man sagt ja nicht
umsonst bei uns, beim Anblick schöner Waden "Was hat die für scheene
Kumststampfer!" Zuletzt bedeckt man das Faß mit nem Sack oder nem
ollen Unterrock von der Oma und stellt ihn in die gute Stube.

Will man nun wissen, ob der Kumst gut ist, führt man einen Gast in die
gute Stube, geht er bald wieder raus und klemmt sich mit den Fingern
die Nase zu, Freunde, dann ist der "Kumst" nach Altvätersitte gut!
Guten Appetit!

Immer nach dem Motto: "Gestern noch gesund und munter - heute 
schmeckts schon wieder!" Und nicht vergessen - vor und nach dem 
Essen ein Schnäpschen und zwischendurch einen zur Gesundheit.
Prost!

(Pangritz Kurier 2/2002)