von
Manfred Riebe
Vorstandsmitglied des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.

"Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!" (VRS)

Manfred Riebe
Max-Reger-Str. 99, D-90571 Schwaig bei Nürnberg
Manfred@Riebe.de
www.vrs-ev.de

Über die ,,Rechtschreibreform":
Kritik, Rechtslage, ...

Haftungsausschluß

Netzbetreuer: albert@lipskey.de

Die gotische oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur)

Auf den hier abgebildeten gelaufenen, d.h. mit der Post versandten historischen Ansichtskarten haben die Absender
meistens in "Sütterlin" geschrieben (Ludwig Sütterlin, 1865-1917).

So werden die im 19. und 20. Jahrhundert gebräuchlichen deutschen Handschriften (Kurrentschriften) bezeichnet. Mit der Sütterlinschrift konkurrierten eine Reihe anderer Handschriften, z.B. die Offenbacher Schrift, die von Rudolf Koch (1876-1934) entworfen wurde. Davor wurde die Gotische Kursive verwendet. Die genaue Kenntnis der Sütterlin-Handschrift ist für jeden, der sich mit schriftlichen Quellen aus jener Zeit beschäftigen will,
unerläßlich, z.B. für Historiker und Familienforscher.
Aber am 3. Januar 1941 verbot Hitler die sogenannte gotische
Schrift (Fraktur, Sütterlin), weil er meinte, es handele
sich um "Schwabacher Judenlettern" (Heeger, Heinrich: Das
Verbot der deutschen Schrift durch Adolf Hitler im Lichte
einer schriftgeschichtlichen Betrachtung. In: Die deutsche
Schrift, Heft 55, Sonderheft, Winter 1977, S. 10 f.). Daher
erschienen alle Druckschriften ab 1941, auch der Duden 1942,
erstmals in Antiqua, und die Schüler mußten seitdem die
lateinische Schrift lernen. Daher können viele junge Deutsche die deutschen Handschriften von vor 1941 nicht mehr lesen, und die wenigsten können sie schreiben. Man denke an die von Konrad Kujau in Sütterlin gefälschten 60 Hitler-Tagebücher , auf denen Kujau außen in Fraktur die Initialen "FH" anbrachte anstatt "AH".  :-))

Es gibt folgende Hilfen zum Erlernen dieser Schriftarten:

Programm zur Entzifferung der Sütterlin-Handschrift:
http://www.uni-saarland.de/~m.hahn/slp2000.htm
http://www.peter-doerling.de/Lese/Sutterlin1.htm
http://www.suetterlin-service.de/

Bund für deutsche Schrift und Sprache (BfdS): www.bfds.de
Süß, Harald: Deutsche Schreibschrift Lesen und Schreiben
lernen, Augsburg: Augustus Verlag, 1992
Hartmann, Silvia: Fraktur oder Antiqua. Der Schriftstreit
von 1881 bis 1941, (Theorie und Vermittlung der Sprache; Bd.
28), Frankfurt am Main [u.a.]: Lang, 1998
 
Manfred Riebe

 

9.06.2003 (b)
_________________________________