in historischen Ansichtskarten 

Auf den hier abgebildeten gelaufenen, d.h. mit der Post versandten historischen Ansichtskarten haben die Absender
meistens in Sütterlin gesc
hrieben (Ludwig Sütterlin, 1865-1917). Mehr über die Sütterlinschrift erfahren Sie mit einem
Mausklick: "Sütterlin".


Hansestadt Elbing - Teil 2 -

von Christa Mühleisen zur Verfügung gestellt

29.04.04




1. Loge Constantia zur gekrönten Eintracht: Das Gebäude der Elbinger Freimaurerloge stand in der Logenstraße (später wurde sie umbenannt in Pestalozzistraße).

Die Loge "Constantia zur gekrönten Eintracht" wird schon in den alten Elbinger Adreßbüchern mit folgenden Einträgen erwähnt:

1848: Logenstr. 1, Vorsitzender Meister: Justizrat Störmer
1852: Logenstr. 4, Vorsitzender Meister: Oberstleutnant von Duve
1872: Logenstr. 4, Meister vom Stuhl: Königlicher Baurat Klopsch
1900: Logenstr. 4, Meister vom Stuhl: Stadtrat Haenseler
1912: Logenstr. 4, Meister vom Stuhl: Professor Bandow

Die Logenstraße hieß einstmals Hundegasse. Durch sie wurden die Wachhunde zu den Befestigungen gebracht. Die Elbinger Loge wurde 1933 aufgelöst und enteignet, genau wie die übrigen 17 Logen in der Provinz Ostpreußen mit ihren 2500 Logenbrüdern. Die Logenstraße (ehemals Hundegasse) wurde 1933 in Pestalozzistraße umbenannt. Das Haus der Loge stand bis 1945 und wurde von Parteiorganen genutzt.
Neben dem Logengebäude befand sich das alte Krankenhaus der Stadt, das im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Später hat man darin die Pestalozzischule, die sogenannte Hilfsschule untergebracht, im Volksmund "Holzschlorren Akademie" genannt.



2. Diese lustige Neujahrskarte wurde am 31.12.1898 gestempelt.

Gedruckt wurde diese Lithographie bei dem Verlag W.A. Zipp Nachf. Elbing, Wilhelmstraße. Die Karte wurde signiert von den Herren Fritz Horn und Arthur Liez, die dieses "alkoholisierte Erdbeben" erlebt haben. In diesen Jahren hatte Elbing zwei Bürger mit dem Namen Friedr. Horn. Einer von ihnen war Schlosser und wohnte in der Leichnamstr. 28, der Zweite war Schuldirektor und wohnte in der Altstädtischen Wallstraße 16/17. Eine Familie Liez gab es nicht in Elbing. Arthur Liez war wohl ein Besucher der Stadt.

Der Pangritz Kurier Nr. 4, Dezember 2002, S. 30

 


3. Diese Karte mit der Spieringstraße wurde am 22.7.1912 in Kahlberg gestempelt. 

Im Haus Nr. 3, auf der rechten Seite, waren die Wildhandlung und der Seefischversand von Maria Bertha Redantz.

Die Spieringstraße:

Die Spieringstraße hat ihren Namen von dem reichen Kaufmann "Isaak Spiering", der um 1650 in dieser Straße wohnte. Die meisten hohen Häuser wurden, um Platz zu sparen, mit dem Giebel nach der Straße gebaut. Die unteren Räume wurden als Wohnungen genutzt, während die oberen Stockwerke als Getreideschüttungen und Vorratsräume für Handelswaren verwendet wurden. Der harmonische Aufbau des Giebels und seine Verzierung mit Steinfiguren zeugen von dem Kunstsinn seiner Erbauer. Auf den Beischlägen mit Geländer und Sitzbänken saßen an schönen Sommerabenden die ehrwürdigen Bürger, schmauchten ihr Pfeifchen und unterhielen sich mit den Nachbarn. In den Gebäuden Spieringstraße 31-33 war die Elbinger Zeitung untergebracht. 

(Nr. 31: Elbinger Z., Nr. 32: Wernich'sche Buchdruckerei, Nr. 33: Stein, Max, Geschäftsführer)

Grundmann, Friedrich: Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß, hrsgg. von H.-Jürgen Schuch, Münster: Truso-Verlag 1999, 160 Seiten, S. 27



4. Portal des Hauses  Spieringstraße Nr. 25 mit Beischlag

Über dem Eingang liegt eine Christusfigur mit einer Weltkugel in der Hand. Das Haus wurde im Überschwemmungsjahr 1651 gebaut. Carstenn, S. 386.



 5. Alte Häuser in der Spieringstraße - Blick auf die Pauls-Passage




6. Diese Karte Heilig Leichnamstraße, Schichau- und Elisabeth-Schule wurde am 8.2.1930 gestempelt.

Die Heilig-Leichnam-Straße ist die längste der vorstädtischen Straßen der Stadt Elbing. Sie beginnt bei der Königsberger Straße und reicht bis zur Pangritz-Kolonie. Den Namen Heilig-Leichnam-Straße erhielt sie erst im Jahr 1823 nach der Kirche zum Heiligen Leichnam.

Vorher hieß der Teil, der von der Königsberger Straße bis an die Große Wunderbergstraße und die Elisabeth-Schule reicht, "der Kuhdamm", weil damals das Vieh auf dieser Straße nach dem Anger, auf dem die  Gemeindeweide war, getrieben wurde. Der Teil der Straße von der Großen Wunderbergstraße bis an die Große Rosenstraße hieß, weil der Weg bergan ging "der Hohe Damm" und was nördlich von diesem lag, "der Anger".

Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß. Überarbeitet und ergänzt von Hans-Jürgen-Schuch. 100 Abb., Elbinger Hefte Nr. 45, Münster: Truso-Verlag 1999, S. 72.

In der Mitte der Heilig-Leichnam-Straße, kurz vor Beginn der Sternstraße, befand sich eine Holzbrücke. Die Brücke führte über eine kleine Schlucht und wird in alten Aufzeichnungen als "Schweinebrücke" bezeichnet. Diesen Namen soll sie nach folgender Begebenheit bekommen haben: Ein Dieb hatte ein geschlachtetes Schwein gestohlen und trug es auf dem Rücken. Das Krummholz hatte er sich um den Hals gehängt. Als er an der Brücke ausruhte und dabei das Schwein auf das Geländer stützte, rutschte es herunter und erwürgte den Dieb. Das ganze Berggelände hieß früher der "Schweineberg."

 Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, S. 75

Anfang 1934 wurde die Heilig-Leichnam-Straße in Horst-Wessel-Straße umbenannt. Horst Wessel (1907-1930) war Student und seit 1926  Mitglied der NSDAP. Das von ihm verfaßte Horst-Wessel-Lied (Die Fahne hoch...) wurde neben dem Deutschlandlied zur Nationalhymne erhoben. Er starb an den Folgen eines Überfalls in Berlin.


dtv-Lexikon Band 20, Deutscher Taschenbuch Verlag München, S. 114



7. Diese Lithographie mit der Perlenauster wurde am 28.8.09 gestempelt, ist aber aus der Zeit vor 1905.
Im Innern der Auster sieht man den Friedrich-Wilhelm-Platz. Das Gebäude mit den drei Türmchen auf der linken Seite ist die Kaiserliche Post und hinter der Friedenseiche befindet sich die Bürger-Ressource.



8. Schichaustraße

Auf dieser Lithographie sieht man auf der rechten Abbildung hinten das Markttor und rechts daneben, das Gebäude mit dem Türmchen, das ist die Villa Carlson. Die linke Abbildung zeigt das von Prof. Haverkamp hergestellte und im Jahre 1900 enthüllte Schichaudenkmal.




9. Villa im Winter

Diese Foto-Ansichtskarte wurde am 17.2.1936 in Elbing gestempelt und nach Hannover geschickt. Hier ist das Gebäude Nr. 65 in der Hindenburgstraße – Ecke Mackensenstraße zu sehen. In ihm wohnte auch Dr. Alfons Kemper, ein Orthopäde, der zusammen mit dem späteren Prof. Dr. Watermann, der auch die Frauenburger Klinik leitete, seine Praxis im Haus Adolf-Hitler-Straße 2 – Ecke Friedrich-Wilhelm-Platz hatte.

Das Haus hat den Krieg überstanden. Der kleine runde Erker des Treppenhauses wurde durch Beschuß zerstört und die Fenster haben heute statt acht nur noch vier Scheiben. Sogar die Pfeiler des Gartenzauns sind noch stehen geblieben, nur die Pergola gibt es heute nicht mehr.

Der Pangritz Kurier Nr. 3 September 2002, S. 48.



10. Die geöffnete Leegebrücke bei der Durchfahrt eines Dampfers. Hinten sieht man die Marienkirche. (handkolorierte Karte)


11. Der Fischmarkt auf dem Hermann-Balk-Ufer.

Er wurde auf der sogenannten Fischbrücke (zwischen der Leegebrücke und der Hohen Brücke) abgehalten. Dort boten die Kahlberger Fischer ihren Fang zum Kauf an. Das mittlere Gebäude auf der linken Seite ist das Kaiserliche Zollamt und rechts daneben sieht man das Bootshaus des Ruderklubs Nautilus. Die rauchenden Kamine gehören zu den Gebäuden der Firma Schichau.



12. Ecke Heilig Leichnamstraße und Königsbergerstraße (31.8.1912)




13. Ehemaliges Königshaus, Alter Markt 14

Geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich an das Eckhaus Spieringstraße/Alter Markt, indem sich zuletzt die Weinhandlung von P. H. Müller befunden hat. Es wird das Königshaus genannt, weil es die Könige von Polen bei einem Besuch der Stadt Elbing als Absteigequartier zu benutzen pflegten. Auch König Karl XII. von Schweden (1703), Zar Peter der Große von Rußland (1711) und Friedrich der Große (1773) wohnten darin.

Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch - Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß, überarbeitet u. ergänzt von Hans-Jürgen Schuch. Elbinger Hefte Nr. 45, Münster: Truso-Verlag 1999, mehrere Abb., 160 Seiten, Text S. 29, 30.



14. Taubstummen-Anstalt (20.4.1910)

Wann das "Taubstummenheim" (Königsberger Str. 45 / später 102), später auch unter dem Namen "Siechenhaus" bekannt, erbaut wurde, läßt sich leider nicht feststellen, schätzungsweise zwischen 1906 und 1910.

1934 wohnten darin u. a. der Oberregierungsrat Dettmann, Oberschwester Auguste Jaworski, der Hausverwalter Hermann Fietz, der Bildhauer Friedrich Borrmann und auch einige Handwerker, wie Schuster und Schneider, usw. Vor dem Krieg, bis zur Erbauung des neuen Hauses in der Trusostraße, hatte hier auch das Elbinger Finanzamt seinen Sitz, später einige Zweige der Berufsschule und im Krieg auch die "Ferdinand Schichau Ingenieur Schule." Eigentümer des Hauses war die Stadtgemeinde Elbing.

Zwischen den Taubstummenheim und der Villa Kleinmann (Nr. 43, später Nr. 100) / Ecke Kantstraße, wurde noch vor dem Krieg ein Haus dazugebaut und in Richtung Norden grenzte das Taubstummenheim an die Villa des Fabrikdirektors Tobias Boom von Loeser & Wolff (Nr. 46), in dem zuletzt Dr. Leendertz, der Chefarzt des Städt. Krankenhauses wohnte. Sämtliche Häuser haben den Krieg überlebt. Nach dem Krieg war es der Sitz der Polizei.

"
Der Pangritz Kurier" Nr. 4 Dezember 2002, 26. Jahrgang, S. 42, Text von Hans Preuß.

Carl Pudor schreibt in seinem Buch "Die Stadt Elbing und ihre Umgebung" über den Taubstummem-Verein: Seit drei Jahren strebt der Verein die Erbauung eines eigenen Heims an,wofür bereits 22 000 M. zur Verfügung stehen. Das geplante Taubstummenheim soll dienen als Versammlungsort, zu Arbeitsstätten, einem Kindergarten und zur Versorgung von altersschwachen, arbeitsunfähigen Taubstummen jeder Konfession aus der Provinz Westpreußen. Die Hälfte der Kosten will der Verein durch weitere Sammlungen aufbringen, während für die dann noch fehlenden 30- 35 000 M. auf Provinz, Stadtkreis, Landkreis und Privathilfe gerechnet wird.

Pudor, Carl: Die Stadt Elbing und ihre Umgebung, hrsgg. vom Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs, Reprint von 1910, Leer: Verlag Gerhard Rautenberg 1989, mehrere Abb., 218 Seiten, Text S. 111, 112.




15. Heimstätten-Siedlung in Elbing. Die verschiedenen Siedlungen sind nach dem Ersten Weltkrieg, wegen allgemeiner Wohnraumnot gebaut worden.