. Kahlberg, Frisches Haff und Frische Nehrung - Teil 5 Krynica Morska, Zulew Wislany i Mierzeja Wislana - 5 von Christa Mühleisen
Man kann Kahlberg nicht in wenigen
Stunden kennen lernen. Kahlberg will verstanden sein. Ganz allmählich
erst dringt man in seine feine, zarte Schönheit ein. Wie bei einem
wertvollen Menschen, findet man immer neue anziehende Eigenschaften.
Kahlberg ist nicht allein ein Seebad, nicht nur ein landschaftlich schönes
Stück bergiger Dünenwald, Kahlberg ist eine Stätte der Erholung, des
Friedens, ein Jungbrunnen. Wer Kahlberg kennt, liebt es. Sein rauer Name
bekommt einen vertrauten Klang. Laut und in Gedanken sagt man:
"Mein liebes Kahlberg"
Hier noch eine Karte vom Hotel Zum Schwarzen Walfisch. Diese Karte ist nicht gelaufen. Sie stammt etwa aus der Zeit von 1905-1910. Der Walfisch am Giebel des Gebäudes wurde in der Zwischenzeit entfernt. Das Hotel liegt an der Großen
Mole, auch Walfisch-Mole, Aktien- oder Seglermole genannt. Hier legten
die Schiffe der Elbinger Reederei Schichau an. Die Schiffe der Reederei
Zedler aus Elbing hingegen benutzten die daneben liegende Zedler-Mole.
Eine Spezialität des Hotels waren die allseits beliebten Schmandwaffeln.
7. Gaststätte Molkerei Schroeter Das Hotel Zum Schwarzen Walfisch
wurde im Jahre 1937 von der Molkerei Schroeter übernommen, die dort
eine Milchgaststätte einrichtete und an der Rückseite des Gebäudes
einen Laden. Hier wurden außer Milch und Käse auch Wurstwaren und Brötchen
verkauft. Der Verkauf war durch die ankommenden Dampfer aus Elbing ein
sogenanntes Stoßgeschäft, da viele Ausflügler ihre Verpflegung mit an
den Strand nahmen. Nicht jeder konnte sich damals einen täglichen
Gaststättenbesuch leisten. Die Molkerei Schroeter hatte außerdem noch
einen Milchausschank in der Bellevuestraße.
8. Der Kurpark mit Villa Schichau Zu dem Schönsten, was der Mensch
hier in die Natur glücklich eingefügt hat, gehört der nicht gerade
prunkvolle kleine Kurgarten. Er ist ein kleines Juwel. Wenn an
Juliabenden die Linden blühen und duften, und alle Tagesgeräusche zur
Ruhe gegangen sind, dann sitzt man hier, wie in einem Märchen, ob oben
im Kurhaus die Lichter schimmern und dazu sanfte Geigenmusik erklingt
oder ob auch oben alles schweigt und unten geheimnisvolle Lichter,
umherhuschen, mit welchen die Fischer, Burschen und Mädchen in lauen Nächten
Angelköder suchen. Krause, Ernst, Studienrat aus Braunsberg: in "Die Kahlberger Woche". Amtlicher Anzeiger der Badeverwaltung, Wochenblatt für das Seebad. Kahlberg-Liep, 8. August 1931, 6. Jahrgang.
10. Kahlberger Woche Nr. 2, 1. Jahrgang vom 22. Mai 1926 Der
größte Zimmervermieter auf Kahlberg war das Hotel Kaiserhof mit 100
Betten im Jahre 1926 und 75 Betten in den Jahren 1936 und 1937. Die
Pensionspreise lagen 1936 bei 6,50 RM. 1931 musste der Kurgast mehr
bezahlen. Da kostete die Vollpension im Kaiserhof 8 RM. Die Badestelle an der Ostsee war zunächst nicht bequem zu erreichen. Der Weg zur See führte über eine etwa 80 Fuß hohe steile Sanddüne, die zwar wie andere Kahlberger Sandwege damals mit Brettern belegt, aber beschwerlich zu passieren war. Man sprach deshalb vom "Seufzerberg." Diese Düne wurde zum Teil durchstochen und der vor ihr liegende Grund ausgefüllt, so dass ein bequemer, allmählich ansteigender Weg entstand, der schließlich noch befestigt und zu beiden Seiten mit Bäumen bepflanzt wurde. Grunau, Hertha: "Kahlberg, das
Ostseebad bei Elbing" im Westpreußen-Jahrbuch Band 15, hrsg. v. d.
Landmannschaft Westpreußen, Münster: Verlag C.J. Fah.le 1965,
160 S., S. 53-59.
Die Hochlage der Vordüne über
dem Strande ermöglicht das Wandeln auf der Strandpromenade mit weitem
Ausblick auf das Meer und die Strandlandschaft. Die Strandpromenade
beginnt am Russenberg und führt an der Strandhalle vorbei.
15. Dünenpartie mit Bad Fremde, welche sich über acht
Tage in Kahlberg aufhalten, haben für den Besuch der Gartenanlagen, der
Säle zu Belvedere und den daselbst Sonnabends und Sonntags
stattfindenden Konzerte und Bälle, ferner für den aus diesen Einnahmen
zu machenden Zuschuss von dem Badearzt und Apotheker, da die Honorare
sie nicht genügend für die Kosten ihres Aufenthaltes entschädigen können,
zu zahlen: für 1-3 Wochen eine Person 1,50 Mark, eine Familie 6 Mark Zum Baden in offener See sind täglich
die Stunden von 6 Uhr Morgens bis 1 Uhr Mittags und von 4 Uhr
Nachmittags bis 7 Uhr Abends bestimmt. Für die Bäder in offener See
sind von dem Pächter Billets zu lösen. Auch sind Badebillets zu haben
bei den Oberkellnern eines jeden Hotels. Diese Billets kosten mit
Benutzung einer Badebude, eines Handtuchs, einer Bütte mit reinem Spülwasser
und mit dem Gebrauch eines Kammes, einer Haarbürste, eines Spiegels und
eines Stiefelknechts für ein Bad 25 Pfennige, für 10 Billets 2 Mark.
Um 1900 herrschte noch Zucht und
Ordnung an deutschen Stränden. Männlein und Weiblein hatten getrennte
Badebereiche, links und rechts von der Strandhalle, in der
sich ein Restaurant befand.
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