Teil 5:  Napoleon + Innenansicht C





Bild 56: Persische Vorstube, Nord- und Westwand (Plan Nr. 14)


In den Räumen der Königin (Plan Nr. 14, 17 + 18) war der persische Gesandte 1807 untergebracht. Die Persische Vorstube liegt südlich vom Mittelsaal und hat ebenfalls eine umlaufende Wandbespannung mit Malereien auf grober Leinwand oder Jutegewebe. In der Mitte der Rückwand unterbricht der Kamin die Dekoration. Die Umrahmung des Stuckaufsatzes enthält statt des üblichen Spiegels eine feine Netzstruktur, gefüllt mit Blattrosetten. 

Der Fayence-Ofen in diesem Zimmer hat eine ungewöhnliche Form. Auf dem Eisenguss - Unterteil steht in heller Fayence ein kegelförmiger Aufbau, nach oben verjüngt, überdacht von einem Baldachin, von dem rings kleine Lambrequins herabhängen. Darauf erhebt sich eine große Vase mit runden Henkeln. Die Gesamterscheinung erinnert an Chinoiserie. Die Ofennische durchschneidet zwei Figuren der Wandbehänge und ist auf der Kalkwand barock marmoriert, ein Zeichen für die nachträgliche Aufstellung des Ofens.


Der Hauptschmuck des Zimmers ist die Wandbemalung auf Stoffbehang. Die Mitte jeder der freien Wandflächen stellt eine dichte Waldlandschaft dar mit Wildschweinsjagden zu Pferde. Die regelmäßig angeordneten senkrechten Streifen zwischen den Bildfeldern enthalten Einzelstandbilder von Antiken in Weiß, Helden, römische Krieger oder Cäsaren und Frauenfiguren. Darunter finden sich gemalte Büsten und darunter einige Reliefs in Weiß.


Bild 57: Persische Vorstube, Gemalte Stofftapeten an Nord- und Westwand (Plan Nr. 14)



 
Bild 58: Persische Vorstube mit Kamin, West- und Südwand (Plan Nr. 14)


Bild 59: Persische Gesandten-Stube, Bett und Kamin (Plan Nr. 17)

Die Persische Gesandten-Stube war ursprünglich das Schlafgemach der Königin. Das Hauptausstattungsstück ist auch hier das barocke Himmelbett. Der Baldachin aus gerafftem grünen Seidendamast wird von vier Pfosten getragen. Das Kopfende ist eine prächtige, durchbrochene Schnitzerei aus breiten, wellenförmigen Bändern und Voluten. Der Kamin hat am Feuerloch doppelte Reihen von Delfter blauweißen Kacheln. Der Aufsatz unterscheidet sich von der üblichen Form im Hause durch ein größeres, rechteckiges Stuckrelief. Es stellt die Taufe Christi durch Johannes im Jordan dar. Zu beiden Seiten des Kamins befinden sich in der Täfelung geräumige Wandschränke.

 

Bild 60: Persische Gesandten-Stube, Nordwestecke (Plan Nr. 17)




Bild 61: Südliches Kabinett (Plan Nr. 18)

Das Persische Eckkabinett (Kabinett der Königin) liegt in der Südostecke des Schlosses. Der kleine Raum ist mit handgemalten Leinwandtapeten verziert.




Bild 62: Alte Bibliothek /  Waffensaal (Plan Nr. 19)

Die alte Bibliothek (Waffensaal), liegt über der Eingangshalle und diente nach älteren Inventaren als Zeughaus. Darin wurden eine Anzahl kleinerer, mit Inschriften versehener Geschütze und zahlreiche Waffen aller Art aufbewahrt.

Die Ausstattung ist einfach, das ursprüngliche Parkett in Eichenholz, die Wände schlicht, eine einfache Deckenkehle.

Die Bestände der sehr großen Bibliothek bargen wertvolle Raritäten, wie man sie manchmal in alten Schlossbibliotheken unvermutet findet, zum  Beispiel Schriften von Abraham Dohna, eine Barock-Dissertation über das Burggrafen-Problem, die Leichenpredigt des Bauherrn von 1776, den ausführlichen Reisebericht seines ältesten Sohnes über die Studienreise 1720 bis 1723 und eine Handschrift der Vorlesungen von Scharnhorst, aufgezeichnete von Fabian Dohna. Der Kavallerie-General Alfred Dohna, Besitzer von 1912-1929 hat zeitlebens Napoleonica gesammelt, die einen beträchtlichen Umfang erreicht haben.

An den Wänden des Saales hingen neben- und übereinander folgende Gemälde berühmter Persönlichkeiten:

Friedrich II., Markgräfin von Bayreuth, Friedrich Wilhelm I., Herzog Ferdinand von Braunschweig, Herzog von Braunschweig-Bevern, Fürst von Anhalt-Dessau, Herzog von Holstein Gottorp, Marlborough, Georg I. von England, Prinz Eugen von Savoyen, Prinz von Waldeck, Friedrich II., Ludwig XIV., Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg, Wilhelm III. von England, Markgraf von Schwedt, die Gemahlin Georgs I., Königs von England.



Bild 63: Neue Bibliothek mit Kamin (Plan Nr.
20)

Die Neue Bibliothek, neben der Alten Bibliothek, ist eine Sammlung vieler Neuerscheinungen seit 1890 mit Sachkunde und Belesenheit von dem vorletzten Besitzer Hermann Dohna zusammengetragen. Sie enthielt allgemeine Geschichte und Wirtschaftsgeschichte in systematisch seltener Vollzähligkeit, außerdem reiche Bestände an Kunst- und Kulturgeschichte. Beide Bibliotheken hatten etwa 7000 bis 8000 Nummern in rund 20 000 Bänden.

Bild 64: Die Leutnantsstube mit 11 Offiziersbildnissen des Regiments Graf Finckenstein (Plan Nr. 21)

 

Auf der dem Garten entgegengesetzten Westfront, zwischen den weit vorspringenden Flügelbauten, liegt der sich jenseits dieser Flügel bis zu der Landstraße erstreckende Schlosshof. Hier spielte sich das militärische Treiben ab, hier nahm der Imperator die Paraden seiner Garden ab, denen aus den Fenstern der Leutnantsstube die schöne Gräfin Maria Walewska zuschaute.

Der Name "Leutnantsstube" bezeichnet die einzigartige Sammlung von Brustbildnissen von 42 Offizieren des Regiments Infanterie von Finckenstein, später Nr. 14 der alten preußischen Armee bis 1806, des eigenen Regiments des Bauherrn. Es gibt kaum eine gleichartige Bildnisreihe, die ein Regimentsinhaber von seinen alten und jüngeren Kameraden hat anlegen lassen. Sie ist ein Gegenstück von wesentlich höherem Niveau als die Bildnisse der 'Langen Kerls' König Friedrich Wilhelm I. 

Die Leutnantsstube trug früher den Namen "Pannewitzstube". Er leitete sich her von einem Brustbildnis der jungen Sophie Marie von Pannewitz (1729-1814), vermählt mit dem späteren Oberhofmeister Johann Ernst von Voß. Sie war die Tochter eines Generals und wurde mit 14 Jahren Hofdame bei der Königinmutter Sophie Dorothea. Seit 1793  Oberhofmeisterin der Prinzessin und dann  der Königin Luise, übte sie einen erheblichen Einfluss am preußischen Hofe aus. Sie war mit der Familie Finckenstein verschwägert. Das charmante Bildnis ist eine Teilkopie des Gemäldes von Antoine Pesne, Fräulein von Pannewitz als Jägerin darstellend, mit kleinem Dreispitz, neben sich erlegte Rebhühner, im Schloss Charlottenburg, Berlin. Das Porträt hing zuletzt in der Neuen Komtessenstube im Südflügel des Finckensteiner Schlosses.

 



Bild 65: Die Leutnantsstube mit 26 Offiziersbildnissen des Regiments Graf Finckenstein (Plan Nr. 21)


Bild 66: Der Küchenraum im Kellergeschoss

 

Die Küche lag zentral unter der Eingangshalle im Keller. Die Küchengeräte an den Wänden gehören zur alten Ausstattung, zum Teil aus der Zeit des Bauherrn. Der Zugang nach außen ging durch die kleine Mitteltür im Treppenpodest. Die starken, imponierenden Gewölbe aus weitgespannten barocken Korbbögen durchziehen die gesamten Keller im Mitteltrakt und in den Seitenflügeln.


Teil 6 oder Index

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