Die Partnerschaft Mittelfrankens mit Limousin klappt
— die mit der Region Pomorski ist entwicklungsfähig
Gemeinden mit Lust auf Pommern gesucht
Noch beschränkt sich der Austausch auf Offizielles
Auf polnischer Seite ist großes Interesse vorhanden

s.auch: Zeitgeschichtliches Dokument für die Pressezensur auf Grund des "Tendenzschutzes der Verleger"

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 ANSBACH (NZ). — Mit großem Gepränge war im Februar 2001 die Dreier-Partnerschaft zwischen dem Bezirk Mittelfranken, der französischen Region Limousin und der polnischen Wojewodschaft Pomorski besiegelt worden. Aus Gdansk war der Marschall der Wojewodschaft nach Nürnberg gereist, aus Limoges der Präsident des Conseil Regional du Limousin, und zusammen mit Bezirkstagspräsident Gerd Lohwasser setzten sie im Alten Rathaussaal ihre Unterschriften unter das Dokument.

Große Hoffnungen verbanden sich damit. Die Regionen sollten nicht nur auf politischer Ebene zusammenarbeiten, angesprochen werden sollten vor allem die Bürger. Ein reger Austausch zwischen Kommunen, Vereinen, Kulturgruppen, etc. sollte folgen — so wie es zwischen Mittelfranken und dem Limousin schon lange und gut klappt. Doch zwischen Mittelfranken und der Wojewodschaft Pomorski tut sich wenig. Abgesehen von der trinationalen Kommunalpartnerschaft zwischen Wendelstein (Kreis Roth), Saint Junien und Zukowo wurde nicht eine einzige Kommunalpartnerschaft zwischen einer mittelfränkischen und einer polnischen Gemeinde geschlossen, und der Austausch zwischen den Regionen beschränkt sich weitgehend auf Dienstliches.

Woran es hapern könnte, da will sich Jürgen Vogel nicht festlegen. Dass wechselseitige Ressentiments eine Rolle spielen könnten, glaubt der Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses im mittelfränkischen Bezirkstag nicht. Vielmehr weiß der Nürnberger CSU-Bezirksrat, dass „zwischen dem Limousin und Mittelfranken auch nicht alles über Nacht ging“.

Er erinnert an einen Jahre dauernden Prozeß der Annäherung. 1981 schlossen das Departement Haute-Vienne und Mittelfranken eine Partnerschaft, seit 1982 gibt es auf dieser Grundlage Partnerschaften zwischen Kommunen.

Reger Austausch

Den Anfang machten damals Großhabersdorf (Kreis Fürth) und Aixe-sur-Vienne. 1989 und 1994 kamen die Partnerschaften zu den Departements Creuse und Correze hinzu, ehe Mittelfranken und die von den drei Departements gebildete Region Limousin Partner wurden. Heute gibt es 27 Partnerschaften zwischen mittelfränkischen Gemeinden und solchen aus dem Limousin. Seit 1978 bis 2002 haben 2341 Gruppen aus den verschiedensten Bereichen wechselseitige Besuche gemacht, an denen fast 71 000 Menschen teilgenommen haben (siehe unten stehende Geschichte). In Fürth wurde im Mai das Limoges- und Limousinhaus eröffnet, das als sichtbares Zeichen der kommunalen und regionalen Zweierbeziehung dient.

Der Austausch zwischen Mittelfranken und der Wojewodschaft Pomorski beschränkt sich bislang auf offizielle Begegnungen. Mal fährt eine Delegation des Bezirks und seiner Einrichtungen nach Gdansk, mal eine aus Polen nach Ansbach und Nürnberg. „Die Politik muss das Dach bauen“, meint Wolf Dieter Enser, Pressesprecher und Rechtsreferent des Bezirks Mittelfranken. Ein paar direkte Kontakte zwischen Bürgern könnten sich beim 10. Gredinger Trachtenmarkt am 6./7. September ergeben, wo sich Folklore-Gruppen aus Pommern mit ihren Trachten präsentieren.

Was fehlt, ist die erste offizielle Partnerschaft. Dass auf polnischer Seite Interesse besteht, hat Anfang August eine Delegation des Bezirks Mittelfranken unter der Leitung von Bezirkstagspräsident Gerd Lohwasser in Pommern erfahren. So haben die Städte Leba, Lebork, Pszczolki und Gardeja bekundet, vorzugsweise mit mittelfränkischen Gemeinden Partnerschaften gründen zu wollen.

Nun ist es an Monika Miksch und Sylvie Feja vom Büro für Regionalpartnerschaften des Bezirks Mittelfranken, nach geeigneten Partnergemeinden zu suchen. Sie achten darauf, ob die potenziellen Partner in Sachen Bevölkerungs- und Wirtschaftsstruktur, Geschichte, Kultur, Vereinswesen, Schulen, kommunale Einrichtungen, etc. zusammenpassen und stellen dann die Kontakte her. Aber auch mittelfränkische Gemeinden sind aufgefordert, die Initiative zu ergreifen. „Ein paar Anrufe hat es schon gegeben“, sagt Sylvie Feja, die selbst aus dem Limousin stammt und seit fast 20 Jahren in Mittelfranken lebt. Alles dauert eben seine Zeit.

Gemeinden aus Mittelfranken, die sich für eine Partnerschaft mit einer Gemeinde aus der Wojewodschaft Pomorski interessieren, melden sich bei: Bezirk Mittelfranken, Büro für Regionalpartnerschaft, Danziger Straße 5, 91 522 Ansbach, 09 81/46 64-10 21 (Sylvie Feja) oder -10 22 (Monika Miksch), Fax: -10 29; E-Mail: regionalpartnerschaften@bezirk-mittelfranken.de

Stephan Sohr

Foto: Gute Gespräche: Gegenüber Bezirkstagspräsident Gerd Lohwasser (Mitte) signalisierten die Bürgermeisterin von Leba (li. daneben ), Halina Klinska, und ihr Kollege Witold Namyslak (re. daneben) aus Lebork ihr Interesse an Partnerschaften.

Nürnberger Zeitung Nr. 196 vom 26.8.2003, S. 12
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Leserbrief

Manfred Riebe, OStR i.R.       Schwaig bei Nürnberg, den 26.08.2003
Max-Reger-Str. 99
90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 50 08 25
 

Nürnberger Zeitung
Leserbrief-Redaktion
Marienstr. 9

90402 Nürnberg

Leserbrief zu Stephan Sohr: Gemeinden mit Lust auf Pommern gesucht. Auf polnischer Seite ist großes Interesse vorhanden. In: NZ Nr. 196 vom 26.8.2003, S. 12
Authentischer Abdruck erbeten! (Bei den NN ist es möglich! Siehe meinen Leserbrief: Schon der siebte Geburtstag. In: NN vom 19.08.2003, S. 24)

Städtepartnerschaften mit westpreußischen Städten

Stephan Sohr berichtet, Städte in der polnischen Wojewodschaft Pomorski hätten Interesse an Partnerschaften mit mittelfränkischen Gemeinden. Sogar der Marschall der Wojewodschaft sei aus Gdansk angereist. Die Städte Leba, Lebork, Pszczolki und Gardeja und die Gemeinde Zukowo hätten Interesse bekundet.

"Die Regionen sollten nicht nur auf politischer Ebene zusammenarbeiten, angesprochen werden sollten vor allem die Bürger. Ein reger Austausch zwischen Kommunen, Vereinen, Kulturgruppen, etc. sollte folgen [...] Doch zwischen Mittelfranken und der Wojewodschaft Pomorski tut sich wenig. [...] Woran es hapern könnte, da will sich Jürgen Vogel nicht festlegen."

Vor allem die Bürger sollen angesprochen werden? Wenn man Interesse an einer Partnerschaft mit deutschen Städten zeigt, dann sollte man zu erkennen geben, daß die polnischen Städte auch urdeutsche Namen haben und nicht in der Wojewodschaft Pomorski (Pommern), sondern in Westpreußen liegen: Gdansk heißt Danzig. In Danzig war z.B. bis 1918/19 die westpreußische Goldschmiede-Innung ansässig, die z.B. auch für die Hansestadt Elbing zuständig war. Gardeja heißt Garnsee, Lebork heißt Lauenburg, Pszczolki heißt Karlshorst (liegt im Netzekreis), das Kaschubendorf Zukowo heißt Zuckau. Landkarten findet man in www.westpreussen-online.de/Karten/polka01.htm/.

Deutsche und polnische Journalisten verschweigen oder wollen nicht wissen, daß es in Polen eine deutsche Minderheit gibt. Helmut Kurowski, Vorstandsmitglied des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG), sagte: "Erzählen Sie in Deutschland, daß es uns gibt. Sehr viele Deutsche wissen das nicht. Manche wollen das leider nicht wissen." (www.westpreussen-online.de/dwp/helmut_kurowski.htm). Georg Zander, der Schriftführer der Gesellschaft  der deutschen Minderheit in Elbing, ist z.B. Mitarbeiter der Westpreußen-Seite: www.westpreussen-online.de/Mitarbeiter/mitarbeiter01.htm.
Das Hineinwachsen Polens in die Europäische Gemeinschaft könnte mit der Anerkennung der deutschen Minderheit und der deutschen Sprache in den früheren preußischen Ostgebieten und mit zweisprachigen Orts- und Straßenschildern, Prospekten, Büchern und Zeitungen beginnen. Nur auf dieser Basis sind Städtepartnerschaften sinnvoll. Dann könnten sich auch wieder Deutsche in ihrer Heimat Westpreußen ansiedeln.

Manfred Riebe, OStR i.R.
Mitarbeiter von www.westpreussen-online.de/
Max-Reger-Str. 99
90571 Schwaig bei Nürnberg

PS: Mein Leserbrief: Schon der siebte Geburtstag. In: NN vom 19.08.2003, S. 24, der von den NN authentisch in traditioneller Rechtschreibung gedruckt wurde, zeigt, daß bei gutem Willen manche leserfreundliche Tat möglich ist.
Dagegen scheint die NZ mich als NZ-.Abonnenten durch den Boykott meiner Leserbriefe vergraulen zu wollen.