Teil 4 - 2.
Weltkrieg und Nachkriegszeit Schon
auf den zur Zeit ältesten bekannten Machandelflaschen der Firma
Heinrich Stobbe befand sich seit ca. 1897 u. a. der Schriftzug "Das
Danziger Nationalgetränk". Diese Bezeichnung musste ab
September 1939 auf Betreiben der Nationalsozialisten in "Danziger
Spezialitätengetränk" geändert werden, da alles, was auf
eine Danziger Nation hinwies, nicht mehr gefragt war. Danach fuhr er zu seinem Sohn Ott-Heinrich, der in Oldenburg eine
Bleibe gefunden hatte. Wenig später folgte auch seine Frau, die sich in
Zoppot und Chemnitz aufgehalten hatte, nach. Unter großen
Schwierigkeiten konnte sie wichtige Firmenunterlagen und das alte
Familienrezept durch alle Nachkriegswirren retten. So ist es ihr unter
anderem zu verdanken, dass Bernhard Stobbe in Oldenburg die
Neugründung der Firma Heinrich Stobbe KG in Angriff nehmen
konnte. Das Grundstück für die neue Fabrik fand er auf dem Gelände
der ehemaligen Dragonerkaserne in der Kanonierstraße Nr. 12 in
Oldenburg. Nachdem mit Ausdauer, Zähigkeit und unter mancherlei
Verzicht die gröbsten Probleme bewerkstelligt worden waren, konnte die
Firma im Herbst 1951 neu gegründet werden. Sie wurde als Kommanditgesellschaft
unter der Bezeichnung Heinrich Stobbe KG ins Handelsregister
eingetragen. 1954 fing Ott-Heinrich Stobbe als Angestellter in der Firma
des Vaters an, wurde dann Kommanditist und hat die Firma zusammen mit
seinem Vater geleitet.
Selbstverständlich mussten auch wieder die beliebten Tönnchen und
Tönnchenflaschen hergestellt werden. Zuerst wurde damit die Glashütte
Lambrecht in Gnarrenburg beauftragt. Als sie aber die
produktionstechnischen Probleme nicht in den Griff bekam, wandte sich
Bernhard Stobbe unter anderem an die Glashütte Heye in Obernkirchen bei
Bückeburg. Diese fand eine Lösung und erhielt den Auftrag zur
Herstellung der Machandelflaschen, die sie in der Zeit von ca. 1960-1970
herstellte. Für die beliebten Tönnchen (Tönnchengläser) brachte das
Jahr 1960 aus wirtschaftlichen Gründen das Ende der Herstellung. Bild
Nr. 43: Diese Tönnchenflasche hat auf der Rückseite die reliefartige
Aufschrift "Heinrich Stobbe Tiegenhof" und das Etikett
"Deutsches Erzeugnis 38 Vol.%, hergestellt in Oldenburg (Oldb.). Auf dem
Flaschenboden ist folgende Prägung zu sehen: "1/10" und das Firmenzeichen von
Heye-Glas.
Im Jahre 1966 unterbreitete die Firma G. Vetter OHG in Wunsiedel /
Fichtelgebirge der Firma Heinrich Stobbe KG ein Übernahmeangebot, auf
das Bernhard Stobbe und die Kommanditisten aber nicht eingingen. Die
immer härter werdenden Geschäftsbedingungen veranlassten Bernhard
Stobbe, das inzwischen gekaufte Betriebsgebäude Kanonierstraße Nr. 12
ganz umzubauen und seinen Betrieb zu modernisieren. Doch trotz
Modernisierung und verstärkter überregionaler Werbung machten sich in
zunehmendem Maße negative wirtschaftliche Einflüsse bemerkbar. Hinzu
kam unter anderem noch das Wegsterben von so manchen der alten Kunden,
die nach dem Krieg ihrem alten "Nationalgetränk" treu
geblieben waren. 1969 entschloss sich Bernhard Stobbe, die Firma zu
verkaufen. In Anlehnung an das Übernahmeangebot von 1966 wandte sich
Bernhard Stobbe an die Firma G. Vetter OHG. So endete also die
Selbständigkeit der Firma Heinrich Stobbe KG nach nahezu 200 jähriger
Firmentradition am 31.12.1969. Nach dem Verkauf seiner Firma setzte sich
Bernhard Stobbe in Oldenburg zur Ruhe, wo er am 27.06.1982 verstarb.
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Christa Mühleisen |