in historischen Ansichtskarten 

Auf den hier abgebildeten gelaufenen, d.h. mit der Post versandten historischen Ansichtskarten haben die Absender
meistens in Sütterlin geschrieben (Ludwig Sütterlin, 1865-1917). Mehr über die Sütterlinschrift erfahren Sie mit einem
Mausklick: "Sütterlin".


Hansestadt Elbing - Teil  1 -

von Christa Mühleisen zur Verfügung gestellt

11.05.04


 



1.  Lithographie-Ansichtskarte mit Jugendstilverzierungen.

Das 1837 erfundene Druckverfahren der "Lithographie" ist ein Flachdruckverfahren durch Steindruck oder präparierte Zinkplatte. Auf der Ansichtskarte vorne links steht vertikal: "Otto Siede, Elbing". Gemeint ist die Buch- und Kunstdruckerei und der Verlag Otto Siede, Kettenbrunnenstr. 6/7 in Elbing. Die Karte wurde am 4. Juli 1900 geschrieben von Clara Delion, geb. Pohl, an eine Frau Marie Gädtke in Leipzig, genannt "Miekchen".

Auf der Karte sieht man einige markante Gebäude der Stadt Elbing: in der Mitte - durch einen Rahmen besonders hervorgehoben - das Markttor mit dem Blick vom Alten Markt nach Norden, links oben das Kaiserliche Postamt am Friedrich-Wilhelm-Platz mit dem Blick von Süden nach Norden, rechts die Kaiserin-Auguste-Viktoria-Schule. Unten sieht man die Heilige-Drei-Königs-Kirche.

Das 1319 erbaute Markttor steht im Mittelpunkt der Lithographie. Es ist das Wahrzeichen der Stadt Elbing, die im Jahre 1237 unter Führung des Landmeisters des Deutschen Ritterordens, Hermann Balk (gest. 1239), von Kaufleuten und Handwerkern aus Lübeck und Umgebung gegründet wurde. Das Markttor schließt den "Alten Markt" nach Norden ab. Das Markttor ist der einzige Überrest der zahlreichen Mauertürme der alten befestigten Stadt (Vgl. Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung (Hrsg.): Elbing und seine Umgebung, bearbeitet von C. Pudor, Elbing, E. Wernichs Buchdruckerei, 1910, Nachdruck, Leer: Gerhard Rautenberg, 1989, S. 44, künftig zitiert: Fremdenverkehrsverein). Man erkennt eine elektrische Straßenbahn, die 1895 fertiggestellt worden war (Die Elbinger Straßenbahn. In: Krüger, Emil: Elbing. Eine Kulturkunde auf heimatlicher Grundlage. Elbing: Léon Saunier's Buchhandlung, Verlag, 1930, S. 164 f., künftig zitiert: Krüger).

Zum Friedrich-Wilhelm-Platz links: "Bald nach der Besitzergreifung Elbings durch Preußen 1772 wurden die Festungswerke abgebrochen, die Wälle abgetragen und die Festungsgräben zugeschüttet. So entstand zwischen Altstadt und Mühlendamm ein großer, freier Platz, welcher durch das Rathaus und die alte Wache [...] in zwei voneinander getrennte Plätze geteilt wurde. Der nördliche Teil, nach welchem nunmehr der [Wochen-] Markt verlegt wurde, erhielt die Bezeichnung 'Der Neue Markt'. Dieser Platz wurde bald darauf mit Subvention des Königs von Preußen mit stattlichen Wohnhäusern umbaut. Er gereicht der Stadt zur besonderen Zierde. Nachdem dort [1905] das Kaiser-Wilhelm-Denkmal errichtet ist [auf dieser Lithographie im Jahre 1900 noch nicht vorhanden, MR]. Den Namen 'Friedrich-Wilhelm-Platz' erhielt der Neue Markt am 18. Januar 1816, an welchem Tage in Elbing aus Anlaß des am 20. November 1815 zu Paris geschlossenen Friedens ein Dankfest gefeiert wurde." (Vgl. Fremdenverkehrsverein, S. 33).

Am Friedrich-Wilhelm-Platz sieht man links das 1887 errichtete Kaiserliche Postamt. Das Postgebäude wurde vom Friedrich-Wilhelm-Platz, der Kettenbrunnen-, Mauer- und Wilhelmstraße eingeschlossen (Fremdenverkehrsverein, S. 41). Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 war der Post- und Telegrammverkehr gestiegen, so daß dieses geräumigere Gebäude errichtet werden mußte. Im Jahre 1887 wurde auch eine Stadtfernsprechvermittlungsstelle mit 45 Teilnehmern eröffnet. Aber erst als im Jahre 1893 die Fernsprechverbindung Berlin-Königsberg dem Verkehr übergeben wurde und Elbing Anschluß an sie erhielt, belebte sich auch der Telefonverkehr. Im Jahre 1897 erhielt das Postamt einen Erweiterungsbau (Das Elbinger Postamt. In: Krüger, S. 185 ff.).

Der grüne Baum ist die 1837 anläßlich der Feier des 600jährigen Bestehens der Stadt Elbing gepflanzte Friedenseiche (vgl. Denkmäler und Sehenswürdigkeiten. In: Siedes Buchdruckerei: Elbinger Wohnungs-Anzeiger 1912, Adress-Buch(!) für Stadt- und Landkreis Elbing, Erster Teil, Reproduktion von Günter Mauter, Elmshorn, 2002, S. 2 [künftig zitiert: Siede: Elbinger Adreßbuch 1912;Teil I]; Schuch, Hans-Jürgen: Elbing in alten Ansichtskarten. Würzburg: Weidlich Verlag, 2002, S. 28).

Dahinter sieht man das Haus der Bürger-Ressource, eines nach dem Jahr 1848 gegründeten Bürgervereins. Die Bürger-Ressource lag mit ihrer Hauptfront an der Nordseite des Friedrich-Wilhelm-Platzes, Hausnummer 20. Sie bestand aus einem Ressource-Lokal mit einem großen Konzert- und Ballsaal für größere öffentliche Veranstaltungen und einer großen Bühne sowie einem dazugehörigen Garten mit einer Allee mächtiger alter Bäume (Fremdenverkehrsverein, S. 115; Siede: Elbinger Adreßbuch 1912;Teil I, S. 3, Ziffer 24; s.a. Schuch: Elbing in alten Ansichtskarten, S. 29). Bewirtschaftet wurde das Restaurant im Jahre 1912 von Gastwirt Josef Schicker. Neben der Bürger-Ressource befand sich in der Pfefferstraße 1/4 die 1795 gegründete "Ressource für alle Stände", später "Ressource Humanitas" oder auch Kasino genannt (Siede: Elbinger Adreßbuch 1912;Teil I, S. 3, Ziffer 23) und auch eine "Ressource Einigkeit" (Fremdenverkehrsverein, S. 95, Nr. 29). Die französische Bezeichnung "Ressource" stammt laut dtv-Lexikon aus der Goethezeit als Name geselliger Vereinigungen.

Im Jahre 1807 begann in Elbing die Zeit französischer Besatzung mit Einquartierungen, Beraubungen und Gelderpressungen. Damals bedeutete Elbing eine "Ressource", d.h. eine Geld- und Materialquelle für die französischen Truppen. "Elbing wurde, wie Napoleon I. sich einmal ausdrückte, [der sich 1807 zweimal in Elbing aufhielt, MR] die ‚Amme' seiner Armee." Von Elbinger Kaufleuten wurde schließlich sogar die Unterzeichnung von Wechseln auf Hamburg und Amsterdam erpreßt (Elbing, die "Amme" der napoleonischen Armee. In: Krüger, S. 91-93). "Am 13. November verließen zehn ansässige Bürger ihre Häuser, da sie den Druck der Einquartierung nicht mehr ertragen konnten." (S. 93) Damals wurde die "Ressource für alle Stände" wohl auch ein Zufluchtsort für drangsalierte Elbinger Bürger.

Die Kaiserin-Auguste-Viktoria-Schule rechts war die Städtische Höhere Mädchenschule an der Ecke Altstädtische Wallstraße 16/17 / Poststraße am Kleinen Lustgarten im Norden der Altstadt (vgl. Schuch: Elbing in alten Ansichtskarten, S. 40). Sie wurde 1832 von Johanna Braun gegründet und 1852 von der Stadt Elbing übernommen. 1879 wurde ein Lehrerinnen-Seminar eingerichtet. Das Schulgebäude wurde 1873-1875 erbaut. "Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der Anstalt hat Seine Majestät der Kaiser durch Allerhöchste Kabinettsordre vom 21. September 1902 [nachträglich, MR] genehmigt, daß die Schule den Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin in der Bezeichnung 'Kaiserin Auguste Viktoria-Schule' führt." (Fremdenverkehrsverein, a.a.O., S. 57)

Die evangelische Pfarrkirche zu den Heiligen drei Königen, im Süden der Elbinger Neustadt gelegen, wurde 1881 wegen Baufälligkeit abgebrochen und neu erbaut. Der Neubau wurde 1885 eingeweiht. Die Kirche hatte Zugänge von Süden von der Herrenstraße, im Westen von der Neustädtischen Schmiedestraße und im Osten von der Schulstraße (Fremdenverkehrsverein, a.a.O., S. 45). - Manfred Riebe -




2.  Lithographie-Ansichtskarte, einen sogenannter Vorläufer aus dem Jahr 1895

Wie der Name "Lithographie" schon besagt, erfolgt der Druck von der bearbeiteten Fläche eines Steins (lithos = griech. Stein). Der Künstler bezeichnet oder bemalt die Steinplatte (Kalkschiefer von Solnhofen oder Kehlheim) mit fetthaltigen Mitteln, das können Stifte, Kreiden, Feder und Tusche oder der Pinsel sein, es kann gespritzt, gekratzt, geschabt, ausgesprengt werden. Der Druck wird natürlich seitenverkehrt. Der Künstler muß deshalb seine Zeichnung spiegelverkehrt auf den Stein aufbringen.

Auf der Ansichtskarte sieht man das Panorama der Stadt Elbing und den Elbingfluß in Richtung des Frischen Haffs. Die Stadt Elbing erhielt ihren Namen nach dem Fluß Elbing. Im Reisebericht Wulfstans wird der Fluß "Ilfing" genannt. (Carstenn, Edward: Geschichte der Hansestadt Elbing, Elbing: Verlag von Leon Sauniers Buchhandlung (Kurt Brunk), 1937, S. 2, künftig zitiert: Carstenn). Aus dem Namen "Ilfing" wurde bei den Goten schließlich "Elbing" (Carstenn, S. 7). Der Elbing ist vom Drausensee, dessen Abfluß er ist, bis zum Frischen Haff nur 21 km lang. Er ist durchschnittlich 50 m breit und 2 bis 2 ½ m tief. Weit kürzer war er, als in früheren Zeiten der Drausensee mehr nach Norden reichte.

Bis zum Jahre 1483 floß die Nogat in den Elbing und versandete ihn. Deshalb dämmte man den Zufluß ab. Aber da die Nogat nun ihren Sand dem Elbing vor die Mündung ins Frische Haff schüttete, mußten dort laufend Molen gebaut und die Fahrrinnen ausgebaggert werden. Nicht selten kommt es auch zu einem Wasseraufstau im Haff. Dann tritt der Elbing über die Ufer (Der Elbing. In: Krüger, Emil: Elbing. Eine Kulturkunde auf heimatlicher Grundlage. Elbing: Léon Saunier's Buchhandlung, Verlag, 1930, S. 215 f.; künftig zitiert: Krüger). Entsprechend morastig war der Boden, auf dem die Stadt erbaut wurde. Ein breiter Streifen am Wasser konnte deswegen nicht gleich bebaut werden (Carstenn, S. 9). Wo sumpfiges Gelände war, mußten die Häuser größtenteils auf Rosten von Erlenpfählen errichtet werden (E. Valerius: Die Gründung Elbings. In: Krüger, S. 2).

Die Elbinger Altstadt am Ostufer rechts und die Speicherinsel links am Westufer des Elbingflusses waren durch die Hohe Brücke und die Leege Brücke (oder Tobiasbrücke) verbunden. Man erkennt im Hintergrund die Hohe Brücke und noch dahinter die Leege Brücke. Elbings Hohe Brücke war Jahrhunderte hindurch ein Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde im Jahre 1332 erbaut. Man nannte sie auch Lange Brücke und nach den Schiffen, die an ihrem Fuße ankerten, auch Koggenbrücke. Die weitgehend aus Holz gebaute und geteerte Hohe Brücke brannte im Juni 1917 ab. Die neue Brücke errichtete man 1925 aus Eisenbeton. (Die Hohe Brücke. In: Krüger, S. 216 f.)

Über die Holzbauten im Elbingfluß heißt es im Pangritz-Kurier vom September 2002 als Erläuterung zu einer ähnlichen Lithographie von 1890, die von Reinhold Kühn in Elbing hergestellt wurde: "Diese Lithographie zeigt uns ein Panorama des Elbingflusses, auf der wir die damals noch existierende Fluß-Badeanstalt in der Nähe des alten Gymnasiums, der späteren Agnes-Miegel-Schule, sehen." (lt. Mitteilung von Christa Mühleisen). Da der Elbing so gut wie kein Gefälle hat, fließt das Wasser bald stromab, bald stromauf. Wenn der Elbing keinen Strom hat, bekommt er fauliges, stinkendes Wasser, was wegen der Einleitung städtischer Abwässer zu einer schlechten Wasserqualität führte (Krüger, S. 215 f.). Deswegen war die Fluß-Badeanstalt nicht hygienisch.

Zum Stadtpanorama: Es handelt sich um eine Lithographie und nicht um eine Photographie. Deshalb gibt es Abweichungen z.B. in der Wiedergabe der Gebäudegrößen usw.

Die große Kirche etwa auf der Höhe der Leege Brücke ist die ehemalige Klosterkirche St. Marien, die als Kirche des Dominikaner-Klosters im 13./14. Jahrhundert erbaut wurde. Nach der Reformation und der Übergabe des Klosters an den Rat der Stadt Elbing 1542 wurde sie die evangelische
Hauptkirche (Schuch, S. 67).

Rechts im Vordergrund sieht man die katholische Kirche zu St. Nikolai, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts vollendet wurde. St. Nikolai war dem heiligen St. Nikolaus, dem Schutzpatron der Seefahrer, geweiht. Am 26. April 1777 wurde der über 100 m hohe Turm, das Dach sowie das Gewölbe durch Blitz zerstört. Wegen fehlenden Geldes wurde statt der früheren drei Dächer nur ein Dach errichtet und von der Erneuerung des Turmes zunächst Abstand genommen. Hier sieht man St. Nikolai daher mit kleinem Turm. Erst 1906 begann der Bau des neuen Turms (Vgl. Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung (Hrsg.): Elbing und seine Umgebung, bearbeitet von C. Pudor, Elbing, E. Wernichs Buchdruckerei, 1910, Nachdruck, Leer: Gerhard Rautenberg, 1989, S. 47 f., künftig zitiert: Fremdenverkehrsverein). Den Zustand der Nikolaikirche vor dem Blitzeinschlag 1777 sieht man in der Schrift des Fremdenverkehrsvereins, S. 51.

Der hohe spitze Turm ganz rechts gehört zur evangelischen Kirche zu den Heiligen drei Königen der Neustadt (siehe oben die Lithographie von 1900).

Links im Kreis ist ein Ausschnitt aus dem östlich gelegenen Vogelsanger Wald, einem Elbinger Naherholungsgebiet, zu sehen. Im Kreis steht unten rechts am Rand: Zipp Nachf. Elbing. Es handelt sich um F. W. A. Zipp Nachf., Lithographische Anstalt, Inhaber: Witwe Elisabeth Gonszewski, Lange Hinterstr. 3, Elbing (vgl. Otto Siede: Elbinger Adreß-Buch 1890 für Stadt und Land, Reproduktion von Günter Mauter, Elmshorn, 2002, S. 125) Ein Panorama der Stadt Elbing um 1900, ebenfalls von W. A. Zipp Nachf., aber von Osten gesehen, findet man auf dem vorderen und hinteren Vorsatzblatt in Schuch, Hans-Jürgen (Hrsg.): Elbing in alten Ansichtskarten. Würzburg: Flechsig Verlag, 1988, mit Erläuterungen auf S. 4. Mit diesen Erläuterungen kann man das Stadtpanorama vergleichen. - Manfred Riebe -




3. Die Elbinger Adventsmütterchen 

Die Adventsmütterchen waren in Elbing gewissermaßen die Vorboten des Weihnachtsmannes. Sie waren für die Elbinger ein Stück Heimat; denn seit undenklichen Zeiten herrschte in Elbing der Brauch, daß mit dem ersten Advents-Sonntag Adventsmütterchen - Hospitalitinnen der Elbinger Hospitäler mit Ausnahme des Heilig-Geist-Spitals - Weihnachtsgaben einsammeln und die Weihnachtswünsche der Kinder den Eltern übermitteln. Der Ertrag der Sammlung wurde unter die Hospitaliten verteilt. (Vgl. Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung (Hrsg.): Elbing und seine Umgebung, bearbeitet von C. Pudor, Elbing, E. Wernichs Buchdruckerei, 1910, Nachdruck (Reisebücher von Anno dazumal, Band 5), Leer: Gerhard Rautenberg, 1989, S. 127 f.)



4. Die Elbinger Adventsmütterchen - eine Künstlerkarte

Diese Karte mit den Elbinger Adventsmütterchen ist von dem Elbinger Maler Harry Schultz. Die Karte ist unten signiert. Sie ist nicht gelaufen, aber aus der durchgehenden Linierung auf der Rückseite ist zu sehen, daß diese Karte vor 1905 hergestellt wurde. 

Die Adventsmütterchen kleideten sich mit schwarzen Kopftüchern, großen Strohhüten und weißen Laken, am Arm einen großen Korb, in der einen Hand ein Glöckchen, in der anderen eine Sammelbüchse. Die Adventsmütterchen gingen in die Häuser, wo schon die Familien mit den Kindern warteten, bis das Glöckchen ertönte. Die Mütterchen fragten dann: "Seid ihr auch immer artig gewesen? Könnt ihr auch beten und singen?" Nachdem die Kleinen ein Gebet gesprochen und Lieder gesungen hatten, durften sie sich etwas wünschen, und die Adventsmütterchen versprachen, daß einige Wünsche sich erfüllten. Man lud die Mütterchen zum Essen ein, legte ihnen Gaben in den Korb und warf sein Scherflein in die Sammelbüchse. Zu Weihnachten wurde dann das Gesammelte unter den alten Menschen in den Hospitälern verteilt. Eines Tages wurde diese alte Sitte zum Leidwesen der Adventsmütterchen mit der Begründung abgeschafft, diese Arbeit sei zu schwer, und es sei zu kalt für sie. (Anna M.: Die Adventsmütterchen. In: Krüger, Emil: Elbing. Eine Kulturkunde auf heimatlicher Grundlage. Elbing: Léon Saunier's Buchhandlung, Verlag,
1930, S. 222 f.) - Manfred Riebe -



5. Federlithographie mit dem Klubhaus des Ruderklubs "Vorwärts"

5. Der Elbinger Ruder-Club "Vorwärts" e.V. (ERCV) wurde hauptsächlich von Ingenieuren der Firma Schichau ins Leben gerufen (Vgl. Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs für Elbing und Umgebung (Hrsg.): Elbing und seine Umgebung, bearbeitet von C. Pudor, Elbing, E. Wernichs Buchdruckerei, 1910, Nachdruck, Leer: Gerhard Rautenberg, 1989, S. 101, unten zitiert: Fremdenverkehrsverein).

Der Elbinger Fremdenverkehrsverein berichtete 1910: "Der bedeutendste Sport in Elbing ist der Rudersport, der von 2 Vereinen mit großem Eifer und Erfolg gepflegt wird. Der ältere von ihnen ist der Elbinger Ruder-Klub 'Vorwärts' E.V. Er hatte als Vorgänger den 1843 gegründeten 'EnglischenRuder-Klub' [...] An Stelle dieses Klubs, der sich 1869 auflöste, wurde am 23. Mai desselben Jahres der 'Vorwärts' als Schlittschuh- und Ruder-Klub gegründet ' [...] Im Jahr 1884 wurde ein schwimmendes Bootshaus bei Legan erbaut. ' [...] Im Jahre 1903 vergrößerte der Klub sein hölzernes Bootshaus durch einen massiven Anbau um mehr als das Doppelte." (Fremdenverkehrsverein; S. 99 ff., mit Foto des Bootshauses)

1877 gründeten jüngere Kaufleute als zweiten Verein den Ruderklub "Nautilus" E.V. Im Jahre 1888 wurde auf dem Fischer-Vorberg ein hölzernes Bootshaus erbaut. Es wurde im Frühjahr 1890 abgebrochen, auf der nördlichen Spitze der Speicherinsel wieder aufgebaut und durch einen Anbau vergrößert.  Die schnelle Entwicklung des Vereins machte den Neubau des Bootshauses notwendig, der auf der Stelle des alten im Jahre 1906 aufgeführt  wurde. (Fremdenverkehrsverein; S. 101 ff., mit Foto des Bootshauses)

Kontaktperson für den Elbinger Ruder-Club "Vorwärts" ist Otto Dreier, Normannenstr. 45, CH-3018 Bern. Kontaktperson für den Ruderverein "Nautilus" ist Paul Koslowski, Fährweg 2 a, 48369 Saerbeck (vgl. Paul Koslowski, Ein Elbinger Ruderer, Reiter und Heimatfreund. In "Elbinger Nachrichten" Nr. 879/53 vom Mai 2003, S. 6)



6. Diese Karte mit den Speicherhäusern ist aus dem Jahr 1943.
 

Die Speicherinsel: 

Dem Ausdehnungsbedürfnis der Stadt Elbing verdanken auch die Speicher auf dem linken Elbingufer ihre Entstehung. Ursprünglich stapelte der Kaufmann in seinem Hause auch seine Waren. Im Laufe des 14. Jahrhunderts, etwa 100 Jahre nach Gründung der Altstadt, wurde das Gebiet westlich des
Elbingflusses, das bis dahin nur ein Holzlager gewesen war, mit Speichern bebaut. In diesen wurden allerlei Handelswaren aufbewahrt, wie Hanf, Flachs, Wolle, Tierfelle, Asche, Getreide und Heringe.

Man liebte es, den Speichern besondere Namen, meistens nach den an ihnen angebrachten Tierbildern zu geben und viele Speicher trugen jahrelang ihre alte Bezeichnung wie "Der Storch", "Die weiße Taube", "Der alte Wolf", "Neptunsspeicher", "Kaiser", "Bär" usw. Im Jahre 1396 zählte man über 250 Speicher, bzw. Speichergrundstücke.

"Heute ist die Speicherinsel einer von drei Hauptteilen Elbings und von allen Seiten von Wasser umgeben, also eine richtige Insel. Auf der Ostseite wird sie vom Elbingfluß, auf der Nord-, West- und Südseite vom Danziger Graben begrenzt". (So schrieb Friedrich Grundmann über die Jahre 1923/24). So war es aber nicht immer. Die Speicher waren bis 1626 eine offene Vorstadt, die von jedem Feind leicht überrumpelt werden konnte.

1455 kamen, als Elbing mit dem Orden im Krieg lag, 700 Ordenssöldner über das Eis des Drausensees und zündeten die Speicher und das Dorf Grubenhagen an. Elf Jahre später kam in aller Stille der aus Elbing vertriebene "Heinrich Reuß von Plauen der Ältere" von Preußisch Mark, zündete die Spei-
cher an und zog wieder ab. Auch die Danziger, die den Elbingern feindlich gesinnt waren, fuhren 1577 zu Schiff den Elbing herauf, raubten die in den Speichern enthaltenen Waren und setzten sie dann in Brand. Dabei verbrannten auch die großen Holzvorräte, die damals zwischen den Speichern lagerten.




7. Diese Karte "Am Schleusendamm" wurde am 14.9.1898 gestempelt.

Hinten links sieht man ein Gebäude der Schichauwerft, daneben das Markttor und die Marienkirche. Rechts sieht man einige Speicherhäuser. Im Vordergrund arbeiten Holzflößer auf dem sogenannten "Danziger Graben".

 Um die Stadt besser gegen solche Brandstifter schützen zu können, ließ der Schwedenkönig Gustav Adolf im Jahre 1626 die Speicher mit einem tiefen, breiten Graben, dem Danziger Graben, und einem Wall umziehen. Außerdem wurden drei Schanzen angelegt. Eine von diesen befand sich da, wo in späteren Jahren (bis 1945) das Bootshaus des Ruderklubs "Nautilus" stand.

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts waren der Wall, die Schanzen und die festen Tore längst verschwunden. Nur der Danziger Graben war geblieben und diente den Sägemühlen als Holzhafen. Viele Speicher sind schon vor dem Zweiten Weltkrieg abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden, weil der Elbinger Handel infolge des Wettbewerbes der besser gelegenen Städte Danzig und Königsberg, ferner infolge der Eröffnung der Ostbahn und aus anderen Ursachen geringer geworden ist. An ihrer Stelle sind Wohnhäuser entstanden und in den anschließenden Gärten wuchs das schönste Obst.



8. Blick von oben auf die Speicherinsel

1945 und noch viele Jahre danach war die eigentliche Speicherinsel ein einziges Ruinenfeld. Vom Hermann-Balk-Ufer konnte man bis zum Michelauer Weg, Schleusendamm und zur Grubenhagener Straße durchsehen. Lediglich die Kirche der Mennoniten ist erhalten geblieben.

Lockemann, Theodor: Elbing, Deutschlands Städtebau, hrsgg. vom Magistrat von Elbing, Berlin-Halensee: DARI-Verlag 1926, zahlr. Abb., 200 Seiten, S. 16.

Grundmann, Friedrich: Elbinger Heimatbuch, Geschichte und Geschichten vom Elbingfluß, Elbinger Hefte Band 45, hrsgg. von Hans-Jürgen Schuch, Münster: Truso-Verlag 1999, zahlr. Abb., 160 Seiten, S. 46.

Schuch, Hans-Jürgen: Wiedersehen mit Elbing, Elbinger Hefte Band 25, hrsgg. von Dr. Fritz Pudor Essen: West-Verlag, 1958, mehrere Abb., 54 Seiten, S. 34.



9. Elbinger Fischmarkt auf der sogenannten "Fischbrücke"

Im Hintergrund sieht man die Gebäude der Schichau-Werft.




10. Mittelalterliche Häuser am Elbing, links die ev. Kirche St. Marien.  

Aus der Sammlung: "Historische Bauten im Reichsgau Danzig-Westpreußen"




11. Alte Giebelhäuser am Hermann-Balk-Ufer und Turm der Nikolaikirche

Aus der Sammlung: Historische Bauten im Reichsgau Danzig-Westpreußen.



12. "Die Eissfahrt der Elbing III"

Auf dem Bild sehen wir oben links Heizer Heinz Kock, der beim Untergang der "Elbing III" 1941 den Seemannstod fand. In der Mitte ist der 2. Maschinist Johannes Kapitzke (der Großvater von Christa Mühleisen), daneben Bootsmann Franz Wiechert (verschollen) und Kurt Tunnat. Ganz rechts Steuermann Krugenberg und vorne unten ohne Mütze Erich Fietkau, der in englischer Gefangenschaft starb. Tot sind außerdem Kapitän Krause und 1. Maschinist Williums.



13. Ecke Friedrichstraße und Heilige Geiststraße, links das "Englische Haus" (15.8.1906)




14. V.D.A. - Karte mit Deutschordensritter

Eine Ansichtskarte des "Vereins für das Deutschtum im Ausland" (VDA) von 1932 als Notopfer für die deutschen Schulen in Polen. Links oben sieht man das Wappen der 1237 gegründeten Hansestadt Elbing. Man hat einen Blick vom Elbingfluß aus nach Osten auf die Elbinger Altstadt mit der Nikolaikirche, rechts, und der Marienkirche, links. Rechts oben sieht man das Wappen der 1224 gegründeten Hansestadt Danzig und blickt auf die Danziger Altstadt mit der Marienkirche. Unten erkennt man den Sitz des Hochmeisters
des Deutschen Ordens, die 1274 bis 1280 an der Nogat erbaute Marienburg, der der Zeichner einen Ordensritter zugeordnet hat. Auf dem Schild des Ritters steht in Frakturschrift: "Schutz der deutschen Schule in Polen!" Auf der Rückseite der Ansichtskarte steht: "Hilf auch Du im Kampfe um die Deutscherhaltung der deutschen Jugend im Auslande. Werde Mitglied beim Verein für das Deutschtum im Ausland, Berlin W 30, VDA.-Haus"
http://www.vda-globus.de/Wir_uber_uns/Geschichte_des_VDA/geschichte_des_vda.html

 



15. Rückseite der V.D.A. - Karte

Welchen Wirrwarr die Einführung der Antiqua (lateinische Schrift) in der Frakturschrift (gotische oder deutsche Schrift) angerichtet hat, sieht man auf der Ansichtskarte von 1932: Es heißt einerseits richtig "Postkarte" mit Lang-s, aber im Stempel wurde "Kraftpost" falsch mit Rund-s geschrieben. Seit Hitler im Jahre 1941 die Fraktur verbot, beherrschen noch weniger Deutsche diese Schrift der Lutherbibel.

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